Deggendorf
Virtuelle Gründerwoche: So geht das mit dem Start-up

21.11.2020 | Stand 18.09.2023, 5:02 Uhr

Start-upper Daniel Fuchs stellte den Teilnehmern am THD-Gründertag das Besondere an seiner Drohne vor: Diese macht sich auf 360-Grad-Aufnahmen unsichtbar. −Bildschirmfoto: Schreiber

56 neue Firmen haben sich bisher aus der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) heraus gegründet. Aktuell sind drei in der Start-up-Phase, 36 machen sich gerade auf den Weg dahin. Prof. Dr. Thomas Geiß vom Start up Campus stellt mit diesen Zahlen klar: Nicht nur die Aus- und Weiterbildung ist Sache der THD, sondern man will die Absolventen auch beim Einstieg ins Berufsleben unterstützen. Wenn der Weg in die Selbstständigkeit führt, steht dafür der Start up Campus an der Seite der Studierenden.

Klar also, dass auch der sich in die deutschlandweite Gründerwoche des Bundeswirtschaftsministeriums einbringt, die am Sonntag, 22. November, endet. Für Interessierte aus der Region ist die Woche mit dem Gründerfrühstück am Montag gestartet, am Wochenende schließt sie mit dem Online Bayerwald Hackathon ab. Im Gegensatz zu den Vorjahren ist die gesamte vom Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern initiierte Woche heuer komplett in den virtuellen Raum gewandert. Dem Interesse tat das keinen Abbruch: Allein der THD-Gründertag auf der Plattform Zoom hatte mit 174 eine Rekord-Teilnehmerzahl.

Ihnen machte Thomas Geiß den Start up Campus schmackhaft. Er beschrieb die Schritte von der Ideenfindung bis zur Gründung, die er und sein Team bis zu 15 Jahre nach dem THD-Abschluss des Jungunternehmers begleiten, die Fördermöglichkeiten und Programme, die die Gründer nutzen können, die Qualifizierungsangebote der THD und die Aktivitäten im Netzwerk.

Zu diesem gehört auch die Hans Lindner Stiftung, die Christian Schläger vorstellte. Deren Ziel ist es, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Das erreicht sie mit Beratung und Betreuung von Gründern, zum Beispiel in der alljährlilichen Unternehmer-Schule im ITC1, beim Coaching oder in der Gründer-Akademie, einer Seminarwoche für Studierende mit Dozenten aus Banken, Versicherungen, Notarwesen, IHK und weiteren relevanten Bereichen.

Räume für Gründer bietet der Innovations- und Technologie-Campus ITC1, den Geschäftsführer Thomas Keller vorstellte. Der Campus ist Teil des Gründerzentrums Digitalisierung Niederbayern, zu dem auch der Innkubator in Passau, Link in Landshut und das grenzüberschreitende Gründerzentrum Greg Rottal-Inn Freyung-Grafenau gehören. Christine Schnellhammer stellte dessen Räume in Pfarrkirchen vor, Stephanie Fichtl die in Freyung, die die virtuelle Plattform für den Hackathon am Wochenende bieten.

Ein weiteres neues Gründerzentrum präsentierte Alexander Stöger: Am Technologie Campus Cham der THD können Studierende jetzt bei Bedarf Geräte und Maschinen wie 3D-Drucker, Roboter, Scanner, Mikroskope oder 3D-Messarme zum Selbstkostenpreis nutzen.

Zu Wort kamen auch die aktuellen Gründer. Mechatronik-Student Daniel Winklmaier Peran stellte sein Projekt TC3D vor. Zusammen mit Wirtschaftsingenieur Johannes Zellner ist er gerade in der Bewerbungsphase für das Gründerstipendium Exist: Das junge Team hat eine Lösung gefunden, wie man mit bedruckten Transferfolien 3D-Drucke bebildern kann. Bisher kann man die Ausdrucke nur mit Filamentwechsel oder mit sehr teuren Anlagen mehrfarbig gestalten. TC3D sucht dringend Verstärkung, vor allem Informatiker sind gefragt.

Medientechnik-Student Daniel Fuchs hat unter dem Namen fx-drones eine kleine, leichte Drohne gebaut, die per zusätzlicher On-Board-Kamera und First-Person-View-Brille vor allem in Innenräumen wendig gesteuert werden kann und die eine große Besonderheit aufweist: Auf 360-Grad-Aufnahmen ist die Drohne selbst nicht zu sehen (@fuxy_fpv).

Between School and Job – scob: So heißt die Plattform, die Maximilian Hau baut. Die Idee: Schüler geben ihre Daten und Interessen ein und die Künstliche Intelligenz schlägt ihnen Ausbildungs- oder Studienplätze vor. In einer virtuellen Welt können sie zum Beispiel in einem Betrieb gehen und dort einen Tag mitarbeiten. Wer so das Passende findet, muss später nicht wechseln und weiter suchen. Gleichzeitig sollen Unternehmen so motivierte und gut informierte Mitarbeiter bekommen.

Ti4f – tool intelligence for future – heißt das Start-up, für das Constantin Vogel bereits das Gründerstipendium Exist bekommt. Er digitalisiert und vernetzt die Prozesse beim Bau von Werkzeugen. Ein Werkzeug für die Herstellung eines Einzelteils für ein Massenprodukt kann tausende Teile haben, erklärt er. Im Schnitt dauert es 28 Tage, bis es fertig ist. Mit seiner 4.0-Strategie, so Vogel, können Unternehmen ihre Kapazitäten steigern, die Kosten reduzieren und konkurrenzfähig bleiben.

Bereits auf dem Markt ist Cucase, die Smartphone-Hülle von Entwickler Dennis Gerdts, Anton Dobler (l.) und Marco Jülke (DZ berichtete). Sie besteht aus einer Kupfer-Legierung, die Bakterien, Viren und andere Keime auf der Oberfläche vernichtet.

Seine Gründergeschichte erzählte schließlich Marco Schmid, Geschäftsführer der Markenagentur schmid und kreative in Oberviechtach. "Mache weniger als alle anderen, aber das umso besser" ist sein Tipp für den Aufbau einer Marke. Er nannte bekannte Beispiele für Marken, die gleich eine Schublade im Kopf öffnen.

Viele Informationen, die auch weitere Fragen aufwarfen. In virtuellen Breakout-Rooms konnten die Teilnehmer sich mit den Gründern austauschen. Vor allem zu deren Mitarbeiter-Akquise wollten sie mehr wissen. An die Vertreter des Start up Campus wurden bei dieser Gelegenheit schon wieder neue Ideen herangetragen.

Zum Start in die Woche hatte beim Gründerfrühstück Philipp Haas von Tier Mobility 48 Teilnehmer begeistert. Er berichtete lebhaft von seinem Start up, das die in vielen Städten allgegenwärtigen Elektroroller betreibt. Zudem bekamen die Teilnehmer der Gründerwoche eine Einführung in Förderprogramme wie Exist und Flügge. Ein weiteres Thema war "Gründen im Nebenerwerb". Um Ideenschutz, Patente und Data Science ging es am Donnerstag, bevor man am Freitag und Samstag ins 24-stündige, gemeinsame Programmieren beim Hackathon ging.