Stephan Hain und sein langer Weg zurück: Reha, Abstiegssorgen, Aufstiegsträume

30.05.2019 | Stand 19.09.2023, 1:04 Uhr

Fehlte seinem Trainer Claus Schromm (l.) in einer wichtigen Phase der Saison: Stürmer Stephan Hain (30) aus Zwiesel. −Foto: Hase/dpa

Man erreicht Stephan Hain (30) im Auto. Auf dem Weg zum Unterhachinger Trainingsgelände. Einige seiner Mitspieler liegen längst an den Stränden dieser Welt, der Zwiesler Stürmer hat noch ein paar Tage harter Arbeit vor sich. Immerhin, sagt er: "Es geht gut voran." Die Krücken sind weg, der Fuß bald wieder voll belastbar. "Der Plan ist, nächste Woche mit dem Laufen zu beginnen." Es sind die Etappenziele, an denen sich der Bayerwäldler hochzieht.

Mitte März: Im Drittliga-Spiel bei der SG Sonnenhof Großaspach verletzt sich Hain am Fuß, muss ausgewechselt werden. Tags darauf die bittere Diagnose: Syndesmosebandriss. Saison beendet, ausgerechnet jetzt. Haching hat seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen, aus Aufstiegsambitionen sind Abstiegssorgen geworden. Und ausgerechnet Hain, der Top-Torjäger mit 13 Treffern, fällt nun aus. "Das war schlimm, zuschauen zu müssen", sagt Hain heute. Der 30-Jährige muss mitansehen, wie sich die Spielvereinigung erst einen Spieltag vor Schluss rettet. Ein beispielloser Absturz nach nur einer Niederlage in der Hinserie.

"Es gab dafür nicht die eine Ursache", sagt Hain. Viele Verletzte – er selbst eingeschlossen. Spieler, die ihre Form aus der Hinrunde nicht halten konnten. Unglückliche Niederlagen. "Spiele, die wir in der Hinrunde noch gewonnen haben, haben wir in der Rückrunde jetzt knapp verloren." Auch weil der Mannschaft ein eiskalter Torjäger wie Hain fehlte. Zwischenzeitlich bleiben die Münchner Vorstädter 821 Minuten ohne eigenes Tor – Drittliga-Rekord. Bezeichnend auch: Obwohl Stephan Hain einen großen Teil der Rückrunde nicht auf dem Platz stand, ist er zusammen mit Stefan Schimmer Hachings bester Torschütze. Doch, und das ist das wichtigste: Die Spielvereinigung rettet sich mit zwei Siegen zum Saisonabschluss.

Negativ-Serie? "Hat uns zusammengeschweißt"

Hain erlebt den Klassenerhalt als stiller Beobachter in der Kabine: "Ich glaube, man weiß mittlerweile, dass ich keiner bin, der große Reden schwingt.", sagt er. Die Rolle des Motivators habe er Kapitän Josef Welzmüller überlassen. Noch so ein Langzeitverletzter. Auch der 29-Jährige musste nach Kreuzbandriss über weite Strecken der Saison aussetzen.

Von den Rückschlägen auf und neben dem Platz habe sich die Mannschaft aber nie unterkriegen lassen, berichtet Hain: "Das hat uns alles zusammengeschweißt. Bei so einer Negativ-Serie kannst du dich auch schon mal zerfleischen, bei uns war das Gegenteil der Fall." Deswegen glaubt der Bayerwäldler auch nicht, dass sich diese Horror-Halbserie wiederholen wird. "Wir haben ja das Fußballspielen nicht verlernt. Wenn wir so zusammenbleiben, haben wir viel Potenzial." Vom Ziel Zweitliga-Aufstieg will Hain nicht reden. Das macht lieber Präsident Manfred Schwabl. Der betont das immer wieder. Finanziell ist der Schritt für den Verein alternativlos, die 3. Liga ist ein Verlustgeschäft, gerade für kleine Standorte wie Haching. Um sich für Sponsoren zu öffnen und weiteres Geld zu generieren, hat die Spielvereinigung ihre Profiabteilung in eine GmbH ausgegliedert. Der Plan: mehrere kleine Geldgeber statt ein mächtiger Investor. Passt besser zum regionalen Image des Vereins.

Damit muss sich Stephan Hain, der Ende Januar seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat, freilich nicht beschäftigen. Er hat andere Pläne im Kopf. Vor allem den: "Zurzeit sieht es so aus, dass ich Anfang Juli ins Training einsteigen kann." Gerade rechtzeitig, bevor am 19. Juli die Drittliga-Saison startet. Und die wird aus Hachinger Sicht besonders interessant: Nach dem Aufstieg des FC Bayern II stehen gleich vier Stadtderbys an. "Wir haben das ja auch letzte Saison gegen Sechzig schon erlebt, das waren zwei super Spiele mit toller Stimmung." Gewonnen haben die Hachinger keines der beiden (1:1 und 0:1). "Wäre natürlich schon schön, wenn die Derbys auch für uns laufen würden", sagt Hain und lacht. Nachdem er die Krücken und die Abstiegssorgen los ist, wirkt der Zwiesler gelöst – auch weil er ab nächster Woche erstmal nicht mehr jeden Tag zum anstrengenden Aufbautraining ans Unterhachinger Trainingsgelände muss. "Wir machen eine kleine Rundreise, erst nach Marrakesch und dann nach Andalusien. Das muss jetzt auch mal sein", erzählt Hain. Und außerdem: "Man kann ja auch in anderen Ländern trainieren." In der andalusischen Sonne läuft es sich ja auch besser als im verregneten Unterhaching.