Deggendorf
Sie durchleuchten einfach alles

14.03.2018 | Stand 18.09.2023, 2:38 Uhr

Das Inline-CT mit seinem schweren Blei-Schutzgehäuse soll bald in der Produktionsstraße zum Beispiel von Autobauern stehen. Das Werkstück – hier ein Motorblock – fährt auf einem Schlitten durch das Messgerät und dann weiter zum nächsten Produktionsschritt. Christian Aichinger forscht mit an der Maschine. − F.: Binder

Metall können sie durchleuchten, Kunststoff, Stoff. Sie sehen die Schäden im Blech von Unfallautos, Wurmlöcher in Instrumenten und haben beim Vermessen geholfen, als Körperteile des Lukas aus der Münchner Theatinerkirche per 3D-Druck rekonstruiert wurden. In das Innere jeden Materials blicken die zwölf Mitarbeiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums an der TH Deggendorf mit ihren inzwischen fünf Hochleistungs-Computertomografen. Sie sehen Einschlüsse, innere Beschädigungen, chemische Prozesse, und bald wollen sie mit chemischen Sensoren auch an verpackten Kleidungsstücken riechen können. Die Industrie 4.0 will das Team unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jochen Hiller mit aufbauen, die Lebensdauer von verarbeiteten Rohstoffen erhöhen, Rückläufer aus dem Versandgeschäft noch in der Verpackung auf ihren Zustand hin überprüfen und die CT-Messtechnik in die Produktionsabläufe zum Beispiel beim Autobau integrieren. So ziemlich jeder größere Betrieb aus der Region, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Christian Aichinger, ist mit dem Forscherteam geschäftlich in Kontakt. Und im geplanten Forschungszentrum der TH in Plattling sollen bald die neuesten Forschungsergebnisse in praktisches Arbeiten umgesetzt werden.

Es läuft im Anwendungszentrum. Das bestätigt auch die Abschluss-Evaluation der fünfjährigen Aufbauphase. Das Bayerische Wirtschafts- und Technologie-Ministerium, die Fraunhofer-Gesellschaft und ein Beraterkreis aus der Industrie haben den Deggendorfern gute und zukunftsfähige Arbeit attestiert. Damit ist ab dieser Woche das Deggendorfer Anwendungszentrum zusammen mit der vierköpfigen Bildverarbeitungs-Forschergruppe, die 2017 an der Uni Passau etabliert wurde, eine eigene Abteilung im Fraunhofer-Universum. Untergeordnet ist diese wie auch bisher schon dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Fürth.

− kw

Mehr darüber lesen Sie am Donnerstag, 15. März, in der Deggendorfer Zeitung.