Schach-Team verpasst Sensation

Deggendorfer Regionalligist verliert auf den letzten Drücker 3,5-4,5 gegen Landshut - "Zweite" setzt Siegesserie fort

09.02.2011 | Stand 09.02.2011, 15:21 Uhr

So grausam kann Schach sein! Nach der wohl besten Saisonleistung und einem mit Hacken und Ösen geführten Kampf standen Deggendorfs Schacherer gegen den nominell hoch überlegenen Regionalliga-Tabellenführer kurz vor der Sensation, die noch dazu mehr als verdient gewesen wäre. Dann kippte die alles entscheidende Partie nach fast sechs Stunden Spielzeit in den letzten Minuten glücklich zu Gunsten der Gäste aus Landshut, und die heimischen Kopfakrobaten standen mit versteinerten Mienen und leeren Händen da. Genau umgekehrt machte es Deggendorf II in Haselbach, wo Franz Schmidbauer an Brett 1 beim Stande von 3,5-3,5 der entscheidende Siegpunkt gelang.

Von Beginn an übernahm das Team um Mannschaftsführer Hubert Firlbeck gegen die bislang ohne Punktverlust die Tabelle der Regionalliga Südost anführenden Dreihelmenstädter energisch die Initiative, obwohl es an fast allen Brettern nach Einzelwertung teilweise klar unterlegen war. Und dieses entschlossene Auftreten wurde belohnt. Mit einem "Blitztor" erzielte Michael Bacholke (Brett 8; Deggendorf in der Folge immer zuerst genannt) die Führung. Heinz Kunz, Teamkapitän des Gegners, tappte schon kurz nach der Eröffnung mit seiner Dame in eine Falle, verlor seine stärkste Figur und damit auch die Partie. Nach einem sicheren Remis von Hubert Firlbeck gegen FIDE-Meister Wolfgang Schmidt der erste Rückschlag: Ausgerechnet Petar Krstic, die "Bank" am Spitzenbrett, der in seinen Einsätzen für Deggendorf bislang ohne Niederlage war, ging im Angriffswirbel des starken Landshuter Neuzugangs Jürgen Schwetje aus Niedersachsen unter und musste, kurz vor dem Matt stehend, zum ersten Mal seit über zwei Jahren die Segel streichen. Doch diesen nicht einkalkulierten Verlust machte Franz Haselbeck an Brett 4 postwendend wett. Seinem aggressiven Spiel zeigte sich Alexander Wist nervlich nicht gewachsen. Nach dem Verlust eines Läufers quittierte er in hoffnungsloser Stellung wortlos seine Kapitulation. Dagegen konnte Günther Dörfler (3) seine mit einem Minusbauern behaftete Stellung gegen Andreas Neubauer nicht halten, und so stand es nach vier Stunden und der ersten Zeitkontrolle unentschieden 2,5-2,5.

Jetzt sollte die Spannung ihren Höhepunkt erreichen. Zunächst galt es für Andreas Krauß und Prof. Johannes Grabmeier (7), nach wechselvollem Spielverlauf ihre leicht schlechter stehenden Endspiele gegen Horst Schmaus und Joachim Siebert sicher in den Remishafen zu steuern, was beiden Akteuren letztendlich souverän gelang. Danach richteten sich aller Augen auf Brett 5, wo Rainer Tauber gegen Michael Nurbekoglu seine Stellung klug und umsichtig verteidigt und ein Doppelturm-Endspiel bei ungleichfarbigen Läufern mit deutlichem positionellen Vorteil erreicht hatte. Diesen setzte er anschließend in eine klare Gewinnstellung um, verbrauchte hierfür aber seine Restbedenkzeit von einer Stunde fast zur Gänze. Der seit Jahren als famoser Taktiker bekannte "Nurbe" nutzte diesen Umstand gnadenlos aus, zettelte, nachdem Tauber den rettenden Sicherungszug versäumt hatte, mit seinen verbliebenen Kräften undurchsichtige Komplikationen an, denen der unglücklich Deggendorfer in akuter Zeitnot schließlich zum Opfer fiel. "Wir hätten heute genauso gut Lotterie spielen können", so das Schlusswort eines Landshuter Spielers.

Mehr Glück des Tüchtigen hatte Deggendorf II, das seinen Siegeszug in der Bezirksliga auch gegen Haselbach fortsetzte. Siegen von Johann Mittermaier (Brett 4) und Altmeister Georg Reisinger (7) standen Niederlagen von Hans Oberberger (6) und Nachwuchsspieler Thomas Weiß gegenüber, Neuzugang Christian Stutzke, Lothar Rader und Willibald Haimer hatten je ein Remis zum Zwischenstand von 3,5-3,5 beigesteuert. Wohl und Wehe hingen nun an Vereinsvorstand Franz Schmidbauer, der in dieser Saison gegen die starken Gegnerschaft am ersten Brett schon einige Tiefschläge hatte hinnehmen müssen. Doch gegen Michael Fuchs, der mit mehr als 200 DWZ-Wertungspunkten mehr aufwarten konnte, zeigte er sich in grandioser Form und verwertete sicher ein vorteilhaftes Leichtfigurenendspiel zum Sieg für ihn und sein Team. Hier läuft alles auf einen finalen Meisterschafts-Showdown hinaus, wenn in der letzten Runde die beiden "Spitzenreserven" aus Deggendorf und Passau gegeneinander antreten. In der Regionalliga hingegen müssen Krstic und Co. alles daran setzen, um am besten schon in zwei Wochen in Unterpfaffenhofen, die letzten notwendigen Punkte gegen den Abstieg zu holen.