PNP-Interview
Lehrer-Präsident zu YouTube-Lernvideos: "Bildung ist ein Prozess des Austauschs"

05.06.2019 | Stand 18.09.2023, 3:45 Uhr

Heinz-Peter Meidinger. −Foto: dpa

Laut Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, sollte YouTube nur ergänzend zum klassischen Lernen im Unterricht genutzt werden. "Bildung ist immer ein Prozess des Austauschs", sagte Meidinger der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe). YouTube könne diesen Prozess nicht sicherstellen. Aber: "Natürlich gibt es einen gewissen Nachholbedarf in den Schulen, was den Umgang mit und den Einsatz von digitalen Inhalten und Medien angeht", sagte Meidinger.

"Es kann keine Rede davon sein, dass die Schulen ihre Aufgabe nicht erfüllen" – Rat im Internet holen habe Grenzen

Auf YouTube würden 95 Prozent der Schüler ohnehin Videos anschauen, die nur wenig mit dem Unterricht zu tun hätten. "Es werden aber zunehmend Erklärvideos aufgerufen, die mit dem Unterrichtsstoff in Verbindung stehen." Sie würden eine stärkere Rolle spielen. "Das geht so weit, dass mancher Schüler sagt, was er in der Schule nicht versteht, schaut er später bei YouTube noch nach", sagte Meidinger. Er selbst sehe das relativ entspannt, denn die Schule werden nicht infrage gestellt. "Es kann auch keine Rede davon sein, dass die Schulen ihre Aufgabe nicht erfüllen. Es gibt immer Schüler, die den Stoff nicht verstehen. Früher hat man die Eltern gefragt. Jetzt gibt es die Möglichkeit, sich bei bestimmten Fragen Rat im Internet zu holen." Das habe allerdings Grenzen. "Es gibt keine Qualitätskontrolle im Netz. Es gibt gute Lehrvideos, aber auch schlechte mit völlig falschen Behauptungen. Es fehlt auch das Feedback des Lehrers." Beim Handy-Verbot spricht sich Meidinger für das französische Vorbild aus: "Es geht nicht darum, dass das Handy im Unterricht keine Rolle spielen soll. Wenn Lehrer nicht mit dem Handy im Unterricht arbeiten, sollten die Smartphones auch tatsächlich ausgeschaltet sein."

− pnp