Deggendorf
Landkreis muss Frauennotruf retten

11.12.2019 | Stand 25.10.2023, 11:18 Uhr

−Symbolbild: dpa

Nur durch eine gehörige Erhöhung des Landkreis-Zuschusses kann der Betrieb des Deggendorfer Frauennotrufs ab 2020 gewährleistet werden. Ansonsten droht dem Hilfsangebot das Ende.

Hintergrund ist eine Änderung der Förderrichtlinie des Freistaats. Für den angehobenen staatlichen Zuschuss müssen die Frauennotrufe ab 2020 mindestens 2,0 Fachkraftstellen vorhalten statt bisher 1,0. "Ansonsten gibt es kein Geld mehr vom Staat", erklärte Jugendamtsleiter Horst Reckerziegel am Mittwoch in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses.

Durch die geforderte Erhöhung des Personalschlüssels – die Frist läuft maximal bis 31. Juli 2020 – sind 45000 Euro mehr an Zuschüssen erforderlich, verkündete Reckerziegel im Ausschuss. Es sei auch nicht mit einer Erhöhung der Firmen- und Privatspenden zu rechnen, da häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch in Deutschland Tabuthemen seien und mögliche Spender ein negatives Image oder unberechtigte Verdächtigungen fürchteten.

Der Jugendhilfeausschuss sandte ein positives Signal. Er empfahl dem Kreistag einstimmig, die notwendigen 60000 Euro (bisher 15000 Euro) in den Haushalt einzustellen. Nur wenn die Finanzierung auf Dauer gesichert sei, könne man auch das notwendige zusätzliche Personal gewinnen, hatte sich auch Landrat Christian Bernreiter für die Erhöhung stark gemacht.

Stärker engagieren sollen sich auch der Bezirk und die Nachbar-Landkreise, denn den Deggendorfer Notruf nehmen Frauen aus ganz Niederbayern in Anspruch, weil er neben Landshut der einzige im Bezirk ist.

Die Notwendigkeit unterstrichen die Mitglieder im Ausschuss. Aber auch die Statistik spricht Bände: Nach einer Auswertung des Bundeskriminalamts waren 2018 mehr als 114000 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt, das reicht von Mord und Totschlag über Körperverletzung und Vergewaltigung bis zu Nötigung, Freiheitsberaubung oder Zwangsprostitution. Die Betroffenen kommen aus allen Bevölkerungsschichten, so Reckerziegel, der auch auf eine Zunahme der Gewalt gegen Kinder hinwies. Von bisher 293 Inobhutnahmen des Jugendamts 2019 waren 62 wegen häuslicher Gewalt bedingt.

Mehr dazu lesen Sie in der Deggendorfer Zeitung vom 12. Dezember.