Passau
Kostenloser ÖPNV in Deutschland? Stimmen aus der Region skeptisch

16.02.2018 | Stand 18.09.2023, 2:35 Uhr

Die RBO-Busse befördern vor allem Schüler. Bis einschließlich der 10. Klasse erfolgt dies kostenlos. − Foto: Jäger

Der Vorstoß der Bundesregierung zu einem kostenlosen ÖPNV-Angebot führt zu kontroversen Diskussionen. Der Vizepräsident des Deutschen Städtetages, Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly, nennt es gar einen "Faschingsdienstagsscherz", schließlich hätten sich sowohl Bund als auch Länder in den vergangenen Jahren schrittweise aus dem ÖPNV zurückgezogen und die Betreiber mit den Kosten allein gelassen. Die Heimatzeitung hat sich in der Region umgehört.

Günter Neumeier, Niederlassungsleiter von Regionalbus Ostbayern (RBO) in Passau, bringt es auf den Punkt: "Der Plan ist viel zu vage und greift zu kurz. Der öffentliche Personennahverkehr ist viel zu komplex und sehr differenziert zu sehen." Neumeier möchte gerne wissen, ob der Plan wirklich den gesamten ÖPNV umfasst, auf dem flachen Land wie in den Ballungsgebieten. Sind Bahn und Busunternehmen, städtische wie private Betriebe, mitbedacht? "Da bleiben bislang so viele Fragen offen, das ist eine sehr schwammige Aussage und vieles müsste konkretisiert werden."

"Geisterbusse" und "Geldverbrennung" im Landkreis Altötting

Auch Christian Bernreiter, Landrat von Deggendorf und Präsident des Bayerischen Landkreistages, ist skeptisch. "Wenn es heißt, die Bundesregierung zahlt alles, muss man vorsichtig sein." Denn es könne genauso gut ein Versprechen auf Kosten Dritter, nämlich der Kommunen und Landkreise, sein. Außerdem befürchtet Bernreiter, dass die Bundesregierung ihr Augenmerk nur auf die Großstädte richtet.

Klaus Zielinski, Büroleiter und Pressesprecher des Landkreises Altötting, verdeutlicht das Akzeptanz-Problem. "Wir sind eindeutig gescheitert. Wir haben als relativ kleiner Landkreis viel Geld in die Hand genommen und bald einsehen müssen, dass wir Geisterbusse durch die Gegend schicken ." Die hochsubventionierten Fahrangebote seien einfach nicht akzeptiert worden. Zielinski nennt es "reine Geldverbrennung".

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