Sie kreiert abstrus Lustiges und schreibt dabei immer mit bestechender Intelligenz: Jetzt hat die 1970 in Deggendorf geborene Autorin und Journalistin Kathrin Passig, die 2006 völlig überraschend den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb für sich entschied, ein "Handbuch für Zeitreisende – Von den Dinosauriern bis zum Mauerfall" verfasst. Im Interview spricht die Autorin, die mittlerweile knapp 30 Jahre in Berlin lebt, über ihr Werk, warum sie nicht traurig ist, dass keine Lesungen stattfinden und warum sie persönlich überhaupt keine Lust auf Zeitreisen hat.
Frau Passig, ein Buch über Zeitreisen – wie kam es dazu?
Kathrin Passig: Die Idee dazu hatte eigentlich ein Freund vor zehn Jahren. Damals habe ich zu ihm gesagt, wenn du es nicht innerhalb von zwei Jahren schreibst, schreib ich es. So war es dann auch. Ich habe auch in Erinnerung, dass er die Buchidee damals geträumt hat. Er streitet das aber heute ab.
Worum geht es?
Passig: Es ist ein ganz normaler Reiseführer, mit Beschreibungen schöner Ausflugsziele und Tipps zu Ausrüstung, Benehmen und Bezahlverfahren. Nur eben für Zeitreisen in die Vergangenheit.
Wegen der Corona-Krise ist die Thematik des Buches ja ziemlich aktuell …
Passig: Stimmt. Es geht viel um Seuchen und Hygienetipps. Das war ziemlich vorausschauend von uns.
Wohin würden Sie denn gerne in der Zeit reisen?
Passig: Das ist eine schwierige Frage. Eigentlich will ich nicht unbedingt durch die Zeit reisen. Ich bleibe Kriegen lieber fern und ich will auch nicht unbedingt Kontakt mit den Menschen aus der Vergangenheit, wer weiß, ob die Leute damals nicht noch fremdenfeindlicher waren als heute. Aber vielleicht würde ich mir bayerische Mammuts ansehen oder sogar zum Meteoriteneinschlag zurückgehen, bei dem die Dinosaurier ausgestorben sind. Das ist zwar richtig gefährlich, aber auch hochinteressant. Dafür stehen auch Sicherheitsvorkehrungen im Buch. Allerdings würde ich erst abwarten, ob Leute heil zurückkehren.
Barbara Eisenhut
•"Handbuch für Zeitreisende", Rowohlt, geschrieben von Kathrin Passig und dem Physiker Aleks Scholz, 336 Seiten, 20 Euro
•"Strom und Vorurteil", Sammelband von Passigs Kolumnen für die Frankfurter Rundschau, 215 Seiten, 7,99 Euro
Mehr zum Thema lesen Sie am 15. Juni im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.
