Ilz-Regatta: Sprung ins eiskalte Wasser – zur Sicherheit

30.03.2016 | Stand 30.03.2016, 13:44 Uhr

Will sich für die Weltmeisterschaften qualifizieren: der Passauer Kanute Tobias Hölscher. − Fotos: Tobias Gandl/Rygus

Eiskaltes, reißendes Wasser, unberechenbare Strömungen und Wirbel, eine tosende, Kräfte zehrende Abfahrt – das alles verspricht seit den 1960-iger Jahren die traditionelle Ilz-Regatta vor allem an der Dießensteiner Leite. Am 2./3. April ist die nationale und internationale Kajak-Elite im Dreiburgenland zu Gast – allesamt durchtrainierte Athleten, alles Ausnahme-Könner. Doch auch sie können kentern – und das ist lebensgefährlich. "Die Athleten haben im Wettkampf einen Puls von 180 bis 200. Wenn die dann mit dem Kajak umkippen, ist das wie ein Schock", beschreibt Regatta-Chef Hans Frait vom TV Passau den Erstfall. Den Kanuten bleibt schlicht die Luft weg. Und deshalb ist Sicherheit das oberste Gebot.

Dafür sorgt die Wasserwacht Tittling unter der Leitung von Michaela Wenzel. Der Sprung ins eiskalte Wasser wurde von den Rettern geübt, ehe sich die Kajak-Elite aus dem Bundesgebiet, Österreich, Tschechien, Holland und sogar ein Athlet aus Australien in die Fluten der Ilz stürzen.

Für die Organisatoren der Kanuabteilung des TV Passau, Hans Frait und Andi Schlögl, steht die Sicherheit der Sportler an erster Stelle. So haben sie eigens aus Erlangen Peter Rygus "eingeflogen", um mit der Wasserwacht und geübten Wildwasserpaddlern des Vereins den Ernstfall zu proben. Rygus ist im Lehrteam des Bayerischen Kanuverbandes der Spezialist für die Personenrettung im Wildwasser.

Mit der bewährten Mannschaft der Wasserwacht-Ortsgruppe Tittling wurden einen ganzen Nachmittag spezielle Rettungstechniken für sehr schnell fließende und steinige Gewässer geübt. Dabei kommt vor allem die so genannte Springer-Sicherung zum Einsatz. Bei dieser Rettungstechnik wird der Springer über ein Seil und einen Anschlagpunkt am Ufer von zwei Kolleginnen gesichert. Der Retter versucht dabei, den gekenterten Athleten möglichst schnell nach einem gezielten Sprung zu fassen. Danach treiben beide im Seilfährenprinzip Richtung Ufer und ins nächste sichere Kehrwasser.

Die Methode klingt einfach, nur dazu bedarf es einer sehr sorgfältigen Vorbereitung. Peter Rygus steht am Ufer und erklärt dem Team der Wasserwacht, übrigens zu 90 Prozent junge Frauen, worauf es im Wildwasser ankommt: "Man muss das Wasser lesen können und eine geeignete Stelle für die Rettung finden. Außerdem", betont er immer wieder, "hat die eigene Sicherheit immer Vorrang!" Deshalb gehörten zur Grundausstattung eines jeden Wasserretters ein dicker Neoprenanzug, Helm und Schwimmweste sowie Schuhe und Handschuhe aus Neopren.

Bestens ausgerüstet sind freilich auch die sechs erfahrenen Passauer Wildwasserkanuten, die mit ihren Booten die Strecke zusätzlich absichern. Dabei ist es besonders wichtig, dass Wasserwacht und Bootsretter eng und koordiniert zusammenarbeiten.

Im Sprint- und auch in der Classic-Wertung ist der zweifache Weltmeister, Europameister und x-fache deutsche Meister, Tobias Bong (KG Essen) der absolute Topfavorit unter den 140 Startern. Der 28 Jahre alte Sportsoldat (190 cm, 93 kg) muss sich aber starker Konkurrenz erwehren – auch aus dem Passauer Lager: Vor allem Thomas Hölscher möchte im Kajakeiner seinen Heimvorteil nutzen. Denn die Ergebnisse der Ilz-Regatta werden zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Banja Luka herangezogen. Das letzte Quali-Rennen in Monschau lief für Hölscher nicht optimal. Er fuhr sich kurz vor dem Start ein Loch ins Boot, nahm viel Wasser auf, was ihn wertvolle Sekunden kostete.

− red/rwi