Kult-Verein Buchbach live im TV: Wo der Fußball die Sau rauslässt

30.03.2016 | Stand 30.03.2016, 13:11 Uhr

Sie gehört in Buchbach dazu wie der Ball und Tore: eine gut gegrillte Sau. − Foto: Buchholz

Die Kult-Fußballer aus Oberbayern erobern neues Terrain: Zum ersten Mal überträgt das Fernsehen am Sonntag (14.30 Uhr/Sport1) ein Spiel des Regionalligisten TSV Buchbach live. Verdient hat sich das der Klub, der von 1999 bis 2012 von der Kreisliga bis zur vierthöchsten deutschen Spielklasse kletterte, auch dank seines einzigartigen Zusammenhalts. Fußballspiele werden hier zelebriert: Der Ball rollt, die gut gebräunte Grillsau dreht sich, die Fans huldigen ihren Helden.

Das 3084 Einwohner große Dorf in Oberbayern stimmt sich seit Wochen auf das Match des Jahres ein. Das traditionelle Spanferkel darf zum Aufeinandertreffen gegen Jahn Regensburg, Spitzenreiter der Regionalliga Bayern, dabei genauso wenig fehlen wie die Buchbacher Blasmusik. Sport1 sendet ab 14.30 Uhr live aus Buchbach und widmet der Partie einen extralangen Vorlauf. Die Auslosung der Aufstiegsrunde zur 3. Liga wird nach Abpfiff zusätzlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

"Die Regionalliga ist für uns die Königsklasse der Amateure. Aus Buchbach zu senden, ist ein besonderes Erlebnis, denn die Buchbacher sind fußballverrückt im positiven Sinne. Es ist unglaublich, welcher Aufwand hier für die Heimspiele betrieben wird. Vom Bäcker bis zu den Stadionnachbarn – alle sind mit dabei", sagt der Fernseh-Verantwortliche Stefan Thumm, Leiter Fußball bei Sport1. " Diese Atmosphäre hat schon viele große Klubs beeindruckt. Ich bin gespannt, wie Jahn Regensburg damit umgehen wird."

Auf dem Weg aus den untersten Amateurklassen bis hin zur Regionalliga Bayern haben die Buchbacher viele erfolgreiche Schlachten geschlagen und dabei sogar einen Rekord aufgestellt, der der kleinen Marktgemeinde sogar bundesweit Schlagzeilen eintrug und der erfolgreichen Mannschaft um Trainer Anton Bobenstetter einen Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" bescherte: Vom 19. August 1995 bis einschließlich 17. Mai 1998 blieben die Rot-Weißen in 75 Ligaspielen ungeschlagen. Diese Marke wurde zwar im August 2003 vom TSV Stahl Riesa überboten, in Bayern ist es bislang ein einmaliger Erfolg und damit so etwas wie die Geburtsstunde von "Mia san Kult", dem Mottospruch, der auf den Trikots mit einem Nackenschriftzug verewigt ist.

Mit den Erfolgen wuchs die Infrastruktur, die Heimspiele werden zelebriert und bekamen nach und nach Volksfest-Charakter: Von Grillsau und Steckerlfisch über Pfannen-Gyros oder Rehragout mit Hauberling bis hin zur gegrillten Ente und Hendl, kulinarisch ist in der SMR-Arena neben dem Standardrepertoire von selbstgebackenem Kuchen, Leberkäs-Semmel, Grillsteak, Käse-Griller und Ginos "weltberühmter Pizza" immer was geboten.

Neben Trainer Bobenstetter verehren sie in Buchbach einen ganz besonders: Thomas Penker, Fußballgott! Wie alle Kicker, die bislang das Buchbacher Kult-Trikot übergestreift haben, war auch der kaum bezwingbare Zerberus, der von der Bezirksliga bis zur Bayernliga zwischen den Pfosten stand, reiner Amateur. Ob Elektriker wie einst Penker, Bäcker, Lagerist oder Student – sie alle trotzen schon in der vierten Spielzeit erfolgreich den Hochveranlagten aus den Leistungszentren der Bundesligisten und den Profis aus den Traditionsvereinen wie am Sonntag Jahn Regensburg.

Die Buchbacher hoffen zum Stolperstein für den Favorit aus Regensburg zu werden. Zum Hinspiel ins 100 Kilometer entfernte Regensburg reisten 600 Buchbacher per Fan-Sonderzug an, erlebten dort aber eine 1:3-Niederlage. Vor heimischem Publikum soll das Wiedersehen mit dem Tabellenführer der Regionalliga jetzt anders enden. Der von Ex-BVB-Profi Heiko Herrlich trainierte Jahn darf sich seinerseits im engen Titelrennen mit Wacker Burghausen keinen Ausrutscher leisten.

Nach dem Spiel wird die Aufstiegsrunde zur 3. Liga live ausgelost. Zur Auslosung wird die DFB-Spitze um Interimspräsident Rainer Koch und den designierten DFB-Präsident Reinhard Grindel erwartet. Für die Aufstiegsspiele qualifizieren sich die Meister der Regionalligen Bayern, Südwest, West, Nord und Nordost sowie der Zweitplatzierte der Südwest-Staffel. Die drei Duelle werden nach dem Europapokal-Modus mit Hin- und Rückspiel ausgetragen (25./29. Mai). Die Gewinner steigen in die 3. Liga auf.

− mb/red