Deggendorf
Hass im Netz: Politiker in der Region berichten von Erfahrungen

06.11.2019 | Stand 18.09.2023, 4:06 Uhr

−Symbolbild: dpa

Beschimpfungen, Bedrohungen, Zumutungen: In digitalen Zeiten braucht es ein dickes Fell. Vor allem wer in der Öffentlichkeit steht, muss auf Internet-Plattformen schon mal mit Kommentaren rechnen, die schwer zu ertragen sind - im Ton rau, oft getippt von anonymen Verfassern. Reagieren oder Ignorieren? Welche Erfahrungen machen Politiker aus der Region mit Hass im Netz?

Zwar ist der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter auf Internet-Plattformen kaum vertreten. Trotzdem bleibt auch er nicht verschont. Meist per Brief - oft anonym - und in der Regel auf einen konkreten Anlass bezogen, wird Bernreiter angegangen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise reagierte er auf eine Beleidigung per E-Mail mit einer Anzeige, die mit einem Strafbefehl gegen den Täter endete. Auch eine Morddrohung hat Bernreiter schon erhalten.

"Wie blöd sind eigentlich die von der Stadt" - in diese Richtung zielen manche Kommentare, die Deggendorfs Oberbürgermeister Christian Moser wurmen. Auch wenn er prinzipiell die Vorzüge von Facebook oder Instagram als Informationsmöglichkeit sieht, stellt er fest, "dass Qualität und Niveau der Äußerungen manchmal unter die Gürtellinie gehen". Gerne werde im Netz pauschal gegen die Verwaltung oder etwa die Verkehrsüberwachung gepöbelt: "Da hat es auch schon Beleidigungen gegeben."

Migration ist ein Thema, das besonders polarisiert. Die in der Flüchtlingsarbeit engagierte Deggendorfer CSU-Stadträtin Hela Schandelmaier kann davon ein Liedchen trällern. Vor zwei Jahren fischte sie zwei anonyme Briefe aus ihrem Postkasten. "Sie wollen ja nur Neger ficken" musste sie darin lesen. Im Internet ist Hela Schandelmaier ziemlich aktiv, hauptsächlich auf Facebook. "Ich denke schon viel darüber nach, wie sehr der Ton verroht." Sie beobachtet: "Geteilt wird, was ins Weltbild passt– egal ob es stimmt oder nicht."

Auf persönlichen Kontakt setzt Staatsminister Bernd Sibler. Der Plattlinger setzt sich schon mal ans Telefon, um sich bei einem E-Mail-Schreiber zu melden. "Die Überraschung ist dann groß und vieles erledigt sich auf diesem Wege. Aber ich kann aufgrund der Vielzahl an Mails und Kommentaren natürlich nicht auf alles reagieren", berichtet er. Sibler war im Netz noch keiner konkreten Bedrohung ausgesetzt, "aber die Sprache wir rauer und heftiger".

− mic/wet

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