Deggendorf
Großes Misstrauen gegenüber dem Klinikum bei Mainkofener Beschäftigten

06.09.2018 | Stand 18.09.2023, 3:04 Uhr

Die Plätze im Mainkofener Festsaal reichten nicht aus, so groß war das Interesse an der außerordentlichen Personalversammlung. Beifall im Stehen gab es für die Feststellung: "Wir können uns eine Kooperation vorstellen, aber wir wollen keine Fusion." −Foto: Birgmann

Außerordentliche Personalversammlung am Bezirksklinikum Mainkofen zur Verhandlung mit dem Donau-Isar-Klinikum über die Zukunft der Neurologie: Dabei haben am Donnerstagnachmittag etwa 200 Beschäftigte klar gemacht, dass sie beim Bezirk bleiben wollen. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich hat den Stand der Verhandlungen erläutert. Er betonte, dass noch längst nichts entschieden sei. Und er machte mehrere Zusagen, vor allem, dass alle heutigen Mainkofener Beschäftigten auf Dauer im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bleiben werden.

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Das Bezirksklinikum steht in der Stadt Deggendorf. Doch wenn in der Versammlung von "Deggendorf" die Rede war, dann war damit das Klinikum auf dem Perlasberg gemeint – und es klang nach größtmöglicher Distanz. In der Versammlung wurde deutlich, dass unter den Mainkofener Beschäftigten ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Deggendorfer Donau-Isar-Klinikum und dessen Leitung herrscht.

Ihr Anliegen schrieben die Mitarbeiter prägnant auf ein großes Transparent: "Wir sind Mainkofen und nur im Bezirk san ma dahoam". Von dieser Ansage, lautstark untermalt mit Trillerpfeifen, wurde Bezirkstagspräsident Heinrich vor dem Festsaal empfangen. Drinnen reichten dann die Plätze längst nicht aus.

Der stellvertretende Personalratsvorsitzende Werner Lösl stellte zunächst dar, wie die Personalvertretung die Verhandlungen mit dem Deggendorfer Klinikum sieht, die seit dem Frühjahr laufen. Seit 2004 haben Mainkofen und Deggendorf eine Kooperationsvereinbarung zur Schlaganfallversorgung. Die Mainkofener Neurologie unterstützt das Donau-Isar-Klinikum mit Personal, dafür kann Mainkofen Patienten, die operiert werden müssen, in die Neurochirurgie auf den Perlasberg verlegen. Deggendorf habe die Mainkofener Unterstützung aber genutzt, so Lösl, eine eigene neurologische Abteilung aufzubauen, was ein "gravierender Verstoß" gegen die Kooperationsvereinbarung sei. Außerdem steuere das Klinikum die Notarzteinsätze so, dass immer mehr Schlaganfallpatienten statt nach Mainkofen nach Deggendorf gebracht würden. Auch für die Zukunft würde nach Ansicht der Personalvertretung ein Kooperationsvertrag ausreichen. Wenn dies mit Deggendorf nicht mehr möglich sei, dann eben mit einer Neurochirurgie an einem anderen Klinikum.

Lösl verwies auf die Servicegesellschaft am Klinikum, deren Mitarbeiter nicht nach dem Tarif des öffentlichen Diensts bezahlt werden, und darauf, dass nun weitere Mitarbeiter dorthin wechseln sollen. Vor einer solchen Entwicklung wolle man die Mainkofener Mitarbeitern bewahren.

Bezirkstagspräsident Heinrich betonte, die Gerüchte, dass es bereits Entscheidungen oder Vorabsprachen zu einer Fusion gebe, "entbehren jeder Grundlage". Die Verhandlungen seien noch "absolut offen".

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