Kein Betrieb wegen Coronavirus
Fitnessstudios in der Kostenfalle: Hoffen auf Solidarität der Mitglieder

24.04.2020 | Stand 12.10.2023, 10:37 Uhr

Stillstand: In den Fitnessstudios Deutschlands ist seit Mitte März der Betrieb untersagt und alle Geräte bleiben bis auf weiteres unbenutzt. −Fotos: Jonas Walzberg/dpa/Privat (2)

Das Verständnis schwindet, die Rufe nach Lockerungen werden lauter. Fitness- und Rehazentren müssen nach Meinung der Politik weiterhin geschlossen bleiben, obwohl man laut Aussagen von Betreibern ausreichend Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus umsetzen könnte und Sport gerade in Zeiten einer Pandemie Menschen helfen kann.

"Es ist hart für die Studios, für die ganze Branche", bestätigt Alexander Kurz, Geschäftsführer des "Clever Fit"-Studios in Vilshofen und Regionalliga-Fußballer des SV Schalding-Heining. "Wir haben ja extreme Fixkosten. Allein die Miete für 1100 Quadratmeter und die Kosten für das Geräteleasing sind immens."

Nicht nur für die Betreiber der Fitnessstudios, sondern auch den Kunden bzw. Patienten ist jeder Tag Zwangspause schlecht. "Patienten können ohne unsere Geräte nicht so an der Muskulatur arbeiten und fallen in die Schmerzfalle zurück", beschreibt Nicole Mathy-Schopf (48), die seit 25 Jahren mit zwei Geschäftspartnern in Grafenau das Fitness- und Gesundheitsstudio "Move on" betreibt. Nachweislich stärkt Sport das Immunsystem, wodurch der Mensch weniger anfällig für Viren bzw. Krankheiten ist. Das schreibt ein Fitnessstudiobetreiber auf seiner Facebook-Seite. Eine Meinung, die Fitness- und Rehatrainer Fritz Kagerbauer (38), der das Fitness- und Gesundheitszentrum Waldkirchen seit 2017 führt, teilt.

Immerhin zeigt sich ein Großteil der Kunden solidarisch. "Wir haben zu Beginn der Schließung alle Mitglieder angeschrieben", erzählt der Waldkirchner, "rund 20 Prozent" wollen das Geld für die Zeit der Vertragsstörung zurück. Laut Verbraucherschutzzentrale können Mitglieder ihren Beitrag nur so lange zurück verlangen, solange der Betreiber die sportlichen Dienstleistungen nicht anbieten kann. Einen außerordentlichen Kündigungsgrund stellt die Corona-Krise nicht dar. Alexander Kurz geht das Problem anders an: "Wir buchen die Beiträge weiter ab, um unsere laufenden Kosten zu decken. Den Mitgliedern werden wir die verlorene Zeit gutschreiben."

So könnte Betrieb im Fitnessstudio funktionieren

Wie ein Betrieb im Fitnessstudio trotz der vorhandenen Virusgefahr aussehen könnte, darüber hat sich Nicole Mathy-Schopf in der Zwangspause Gedanken gemacht. "Den geforderten Mindestabstand könnten wir durch Auseinanderschieben der Geräte problemlos einhalten", sagt die 48-Jährige. Außerdem ist es in Fitnessstudios ohnehin üblich, permanent Desinfektionsmittel vor und/oder nach der Benutzung von Geräten zu benutzen. "Unsere Kunden könnten außerdem alle Handschuhe tragen an den Geräten", meint Mathy-Schopf. Ihr ist bewusst, dass Kurse mit vielen Sportlern in einem Gymnastikraum und eine Nutzung der Sauna aktuell nicht machbar sind. "Aber in unserem großen Gerätebereich wäre ein deutlich größerer Abstand einzuhalten, als es zum Beispiel im Supermarkt der Fall ist", betont die Yogalehrerin.

Die Artikel sind erschienen am 21. April (Vilshofener Anzeiger) und 22. April (Freyung-Grafenau).