Strava-Stories – Teil 25
Ex-Raucher heute Triathlet: Eine Verfolgungsjagd veränderte das Leben von Polizist Thomas Ritzer

12.07.2020 | Stand 17.09.2023, 22:04 Uhr

Beim Berglauf: Thomas Ritzer ist beruflich Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Passau und sportlich auf vielen Wegen unterwegs. "Ist der Körper gesund, ist es der Kopf auch", sagt der 42-Jährige überzeugt. −Foto: Privat

Sie fahren zehntausend Kilometer pro Jahr oder laufen Halbmarathons vor dem Frühstück: In loser Abfolge präsentiert die Sportredaktion die "Strava-Stories" – und schließt die Serie vorerst ab mit Teil 25: Thomas Ritzer.

DER SPORTLER
Im Leben von Thomas Ritzer (42) gab es ein prägendes Ereignis: Bei der Festnahme eines Straftäters zog sich der Polizist einen Bandscheibenvorfall zu. Das war 2003. Noch 17 Jahre später ist der Jandelsbrunner überzeugt: "Diese Verletzung wäre mir nicht passiert, wenn ich so fit gewesen wäre wie heute." In der Folge einer medizinischen Behandlung beschloss der damalige Raucher Ritzer (rund 100 Kilo schwer) sein Leben zu verändern. Er lieh sich das Fahrrad seines Vaters, strampelte den Dreisessel hoch. Eine Tortur und die Initialzündung für ein neues Leben. 30 Kilo nahm er dank regelmäßigem, intensiverem Training in der Folge ab. Heute ist Sport sein Lebenselixier. Kein Tag ohne Bewegung. Trotz seines oft fordernden Berufs als Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Passau ("mein Traumberuf") findet der 42-Jährige Zeit für Lauf-, Rad-, oder Schwimm-, Kletter- oder Wintersporteinheiten. Oder auch einfach nur eine Runde spazieren gehen. "Ist der Körper gesund, ist es der Kopf auch", ist Thomas Ritzer überzeugt. Der Waidler switcht gern zwischen Sport ambitioniert und lockerem Gesundheitstraining. "Es geht für mich nicht darum, möglichst gut zu sein, sondern Lebensenergie zu tanken und Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe", erklärt er. 500 davon hat er in seinem Leben mitgemacht. Seine Anfänge als Wettkampfsportler bestritt Ritzer auf dem Rennrad, später trat er als Lizenzfahrer in Erscheinung und heutzutage macht der Ausdauerathlet auch Triathlons – "nur Krafttraining, das war noch nie meins", sagt der Jandelsbrunner, der als Jugendlicher im Tischtennis und Fußball beim Heimatverein aktiv war, lachend.

SEIN ZIEL
Thomas Ritzer rechnet nicht in Kilometern, sondern in Stunden. Seit 2003 zeichnet er seine Aktivitäten auf. 400 Stunden plus X spulte er seither jährlich ab, rund 75 Minuten täglich (Krankheits-, Verletzungs- und Ruhetage inklusive) – insgesamt kamen seither 120000 Fahrrad- und fast 40000 Lauf- und Wintersportkilometer zusammen (fast vier Mal um die Welt). In der ersten Jahreshälfte 2020 lief Ritzer mehr als 1000 Kilometer, radelte 2600 und schwamm rund 53 Km. Zahlen eines Sportlers aus Überzeugung. Wettkämpfe streut der Polizist regelmäßig ein, sofern das Coronavirus diese nicht verhindert, nimmt er an Landkreis-Laufcup genauso teil wie Alpin-Triathlon oder Polizeimeisterschaften. Ein Event verpasst er nie: den Quälspaß am Dreisessel. "Diese Veranstaltung leistet einen großen Beitrag für den Breitensport in der Region", lobt Ritzer. Er selbst sei schon 600 Mal am Dreisessel-Gipfel gewesen – "es ist immer etwas Besonderes".

SEINE MOTIVATION
Sport ist Ausgleich und Abwechslung zum beruflichen Alltag. "Die eigene Leistungsfähigkeit hochhalten macht mich belastbarer für das echte Leben und ich bekomme dabei den Kopf frei." Sportliche Erfolge und Anerkennung wegen seiner Statistiken bedeuten ihm weniger: "Ich möchte so lange wie möglich fit bleiben, am liebsten 100 Jahre alt werden und dank des Sports habe ich viele schöne, glückliche Momente erlebt und super Menschen kennengelernt." Zusammen mit Sportfreunden hat er auch den Waidla-Cycling-Club (WCC) und einen Skitourentreff ins Leben gerufen, läuft daneben regelmäßig Wettkämpfe im Team der LG Wolfstein. Frau Nicole (39) ist ebenfalls sehr sportlich. "Sie ist heuer bisher mehr gelaufen als ich." Gemeinsam mit ihr will Ritzer den gemeinsamen Kindern (fünf und acht Jahre alt) ebenfalls die Freude an der Bewegung vermitteln. "Meine Motivation verschiebt sich allmählich dahingehend, letztens war ich total beeindruckt, als mein Sohn mit mir 20 Kilometer geradelt ist", erzählt der 42-Jährige.

SEIN TRAINING
Einen Trainingsplan verfolgt Thomas Ritzer nicht mehr. Er hört auf seinen Körper – "und die Lauf- und Schwimmsachen hab ich jeden Tag in der Arbeit dabei". Ergibt sich ein Zeitfenster für eine Einheit, geht es los – auch den Arbeitsweg nach Passau bewältigt er des Öfteren im Radsattel. Unter der Woche lässt er es meist ruhiger angehen, am Wochenende nähert sich der 42-Jährige seinen körperlichen Grenzen. "Ich tue, wonach ich Lust habe. Wenn das Knie mal wehtut, fahr ich Rad oder geh mit der Familie eine Runde." Einen festen Ruhetag hat der Jandelsbrunner, der 20 Jahre lang in Oberbayern und zeitweise zum Studium in Nordrhein-Westfalen lebte, nicht. Pausen gönnt er sich sehr wohl: "Ich achte stark auf meinen Ruhepuls und richte mich auch danach."

SEIN ERNÄHRUNG
Wer sich viel bewegt, der darf auch gerne mal etwas sündigen. Die ein oder andere Schokolade verspeist Thomas Ritzer schon. Ansonsten lebt er natürlich gesund: viel Bioproduke, wenig Fleisch, ausreichend Eiweiß. Bei Ausfahrten müssen Freunde stets lachen, wenn der Jandelsbrunner ein alkoholfreies Cola-Weizen bestellt und der/die Kellner/in verduzt schaut.

SEINE LIEBLINGSTOUREN
90 Prozent der Zeit bewegt er sich auf bekanntem Terrain: Dreisessel, Frauenwald oder Strecken in und um Passau. Routen planen tut Ritzer nicht: "Ich habe die Richtung grob im Kopf." Die Alpen hat er immer im Hinterkopf und so steht demnächst mit Freunden eine Watzmann-Überschreitung in Laufschuhen und in zügigem Tempo an.

SEINE AUSRÜSTUNG
Vier Fahrräder für sämtliche Einsatzzwecke hat Thomas Ritzer zuhause. Am Handgelenk trägt er eine Garmin Fenix 6x, die die Grundlage für sein Training bietet. Hinzu kommt das ein oder andere Zubehör wie ein Wattmesser. Auch die 15 Paar Lauf- wie Wanderschuhe und etliche Paar Ski verschweigt der 42-Jährige nicht. Für den Winter und kalte verregnete Tage steht ihm und seiner Frau ein Laufband zur Verfügung sowie eine Indoor-Rolle von tacx. "Aber das sind nur Mittel zum Zweck, weil ich am liebsten draußen bin".

Die weiteren 24 Strava-Stories finden Sie hier verlinkt.