"Es geht um Leben und Tod": Unternehmer Franz Hirtreiter im Interview

23.03.2020 | Stand 18.09.2023, 4:26 Uhr

"Wer sich jetzt noch zum Feiern getroffen hat, ist ein rücksichtsloser Volltrottel": Franz Xaver Hirtreiter spricht Klartext. −Foto: AVP

Mehr als zehntausend Menschen erreichte eine auf Facebook verfasste Wut-Rede von Franz Xaver Hirtreiter (63). Der Unternehmer fordert darin Solidarität und verurteilt sogenannte Corona-Partys – ein Gespräch über die AVP, steile Lernkurven und über Hoffnung.



Herr Hirtreiter, sie bezeichneten Menschen, die sich weiterhin treffen, als "Vollpfosten". Wann haben Sie sich zuletzt so sehr geärgert?
Franz Xaver Hirtreiter: Wir haben eine Dimension erreicht, die mit Ärgern nichts mehr zu tun hat. Es geht um Leben und Tod. Ja, da kochen natürlich auch Wut und Angst bei mir hoch, wie bei jedem Menschen. Aber wer jetzt noch eine Coronaparty veranstaltet hat oder sich zum Feiern mit 20 Klassenkameraden getroffen hat, ist ein rücksichtsloser Trottel. Das betrifft nicht nur die Jugend, auch Rentner haben sich getroffen. Das scheint jetzt vorbei zu sein.

Waren Sie auch ein bisschen grantig auf sich selbst?
Hirtreiter: Ich hätte ein paar Tage früher reagieren sollen. Ich frage mich ja jetzt schon seit zwei Wochen, was ich konkret tun kann. In meiner Firma hat mein Sohn mit seinen Geschäftsführern die Verantwortung und die müssen jetzt den schwierigsten Job ihres Lebens leisten: Mitarbeiter heimschicken, Liquidität besorgen, höchste Hygienestandards einführen und trotzdem für alle unsere Kunden da sein und sie alle mobil halten. Ich als Eigentümer kann da nur hinter meinen Leuten stehen und die Beschlüsse mittragen. Aber ich war in meinem früheren Leben Journalist. Deshalb kann ich jetzt beim Ausformulieren helfen oder eben selbst an die Öffentlichkeit gehen.

Ich frage, weil Sie beim Thema Corona die Lager wechselten, wie auf Facebook nachzuvollziehen ist. Sie kritisierten anfangs eine angebliche "Hysterie" und "Massenpanik", teilten dann einen Beitrag, der das Infektionsrisiko bei "nahe Null" sah, ehe Sie die Mitmenschen um Vernunft und Solidarität baten. War das auch eine Art Selbstreinigung?
Hirtreiter: Das haben Sie falsch verstanden! Hysterie und Panik zum Beispiel beim Klopapierkauf und Hamstern ist Schwachsinn und das habe ich von Anfang an gesagt. Dazu gehört auch, dass selbst heute das Ansteckungsrisiko noch gering ist, wenn man alle Vorschriften einhält. Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Keine Panik, aber höchste Vorsicht. Neu dazugekommen sind die steigenden Fallzahlen – und natürlich habe auch ich bei der Dringlichkeit dazugelernt.

Wie lange hält die Automobilgruppe den Stillstand durch?
Hirtreiter: Gottseidank hat unsere Geschäftsführung letztes Jahr ein Rekordergebnis erwirtschaftet. Wir gehören damit zum obersten Viertel der deutschen Autohändler. Deshalb stehen wir die ersten Monate aus eigener Kraft durch. Wir werden vom VW-Konzern als systemrelevanter Partner unterstützt und die Hausbanken versorgen uns mit den Überbrückungskrediten, um bis Herbst durchzuhalten. Dann hoffen wir alle auf eine Normalisierung.
Das Gespräch führte Sebastian Lippert. Das vollständige Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe Ihrer Plattlinger Zeitung oder nach Anmeldung bzw. kostenloser Registrierung HIER auf PNP Plus.