Erlbacher Erkenntnis nach 2:2 gegen Ruhmannsfelden: "So haben wir in der Bayernliga nichts verloren"

01.05.2016 | Stand 18.09.2023, 23:35 Uhr

Am Anfang war die Welt für den SV Erlbach noch in Ordnung, als Torjäger Sebastian Leitmeier (r.) beim 1:0 Gästetorhüter Manuel Kopp ins Leere fliegen ließ. Trotz zweimaliger Führung gab es keinen Sieg. − Foto: Zucker

"Wie zum Teufel ...?" So begann wohl die Frage, die sich Zuschauer, Spieler und Verantwortliche von Fußball-Bayernligist SV Erlbach nach dem 2:2-Unentschieden am Samstag am häufigsten stellten. Wie konnte der abstiegsbedrohte Drittletzte im Heimspiel gegen das längst abgestiegene Schlusslicht Spvgg Ruhmannsfelden zweimal eine Führung verspielen? Und wie war es möglich, sich gleich zweimal glatt Rot abzuholen? "Dumm und dümmer", war das knappe Fazit von Torwarttrainer Kay Wehner, und auch Abwehrboss Harald Bonimeier schüttelte nach der Partie ungläubig den Kopf: "Wenn wir uns so dämlich anstellen, brauchen wir uns nicht zu beschweren, wenn wir nicht gewinnen. Das war viel zu wenig."

Aber der Reihe nach. Mit der ersten Chance des Spiels fällt in der 16. Minute das 1:0. Johannes Maier steckt den Ball aus dem Mittelfeld auf Stürmer Sebastian Leitmeier durch und dieser vollstreckt kaltschnäuzig zur Erlbacher Führung. In der Folge passiert wenig, man hat über weite Strecken der Partie nicht das Gefühl, dass es für Erlbach um wichtige Punkte gegen den Abstieg geht: "Wir haben so gespielt, als wenn wir sicher auf dem 8. oder 9. Platz stehen würden und es egal wäre, ob wir gewinnen oder nicht. Das ist für mich völlig unverständlich," so Mittelfeld-Antreiber Walter Kirschner hinterher erzürnt.

Folgerichtig fällt bald das 1:1: In Minute 34 kommt eine halbhohe Flanke scharf in den Erlbacher Strafraum, Keeper Klaus Malec bringt nur die Fingerspitzen an den Ball – der Abpraller landet bei Gästestürmer Michael Müller, der das Leder nur noch über die Linie zu spitzeln braucht. Direkt nach dem Anstoß schlägt der SVE aber zurück. Christoph Popp macht auf der rechten Offensivseite alle nass, dringt zur Grundlinie vor und legt den Ball mustergültig auf Christoph Jäger zurück. Der Kapitän passt nochmal quer auf Leitmeier, der goldrichtig steht und die Kugel aus 6 m halblinker Position über die Linie drückt – 2:1 (35.).

Die zweite Halbzeit wird dann einschläfernd und turbulent zugleich. In der 67. Minute bekommt der SVE einen Freistoß im Mittelfeld zugesprochen – und daraus resultiert ein haarsträubender Konter für die Gäste. Zu allem Überfluss verschätzt sich Malec, als er dem Ball entgegeneilt, und holt im Strafraum den Gästestürmer von den Beinen. Notbremse, rote Karte, Elfmeter für Ruhmannsfelden. Zuvor kommt Erlbachs vierter Torwart Andre Ang rein – es ist sein Bayernliga-Debüt – und der erst kurz zuvor eingewechselte Feldspieler Franz Holzner wird von Trainer Robert Berg nach nur siebenminütiger Einsatzzeit wieder vom Feld geholt. Stefan Früchtl versenkt den Elfer zum 2:2.

Dann passiert bis zur Nachspielzeit nichts mehr. Die Erlbacher wirken nach dem Platzverweis wie gelähmt, obwohl die zahlenmäßige Unterlegenheit schon wenig später aufgehoben ist. Denn: In der 73. Minute sieht der bereits verwarnte Michael Scheßl bei Ruhmannsfelden nach einem Handspiel Gelb-Rot. Erst in der absoluten Endphase geht’s nochmal hoch her. Zunächst zückt Schiedsrichter Thomas Wagner vom TV Freyung nach einem harmlosen Foulspiel – hohes Bein – von Popp nicht etwa die gelbe Karte, sondern zum Entsetzen der Erlbacher glatt Rot (90.). Eine Fehlentscheidung mit Folgen, vom ansonsten guten Referee, weil der SVE-Offensivmotor jetzt ebenso wie Malec für mindestens ein Spiel gesperrt wird. Dennoch hätte sich in der Nachspielzeit alles noch zum Positiven wenden können, wenn die Erlbacher die Kugel alleine vor Gästekeeper Manuel Kopp über die Linie gebracht hätten. Hätte, hätte, Fahrradkette! Der Ball von Jäger – weder Pass noch Schuss – landet im Toraus. Kurz darauf ertönt der Abpfiff.

"Das ist bei uns jetzt einfach schon zu oft so gewesen: Wir führen und bringen es dann nicht über die Zeit oder lassen die besten Möglichkeiten aus", ärgert sich Trainer Berg. "Dann bekommen wir aus einem eigenen Freistoß einen Konter, der zum 2:2 führt – und das, obwohl wir führen. Das darf nie und nimmer passieren." Harald Bonimeier, bekannt für messerscharfe Analysen und deutliche Worte, bringt nach der Partie auf den Punkt, was sich viele der 250 Zuschauer gedacht haben: "Mit so einer Leistung haben wir in der Bayernliga nichts verloren."

Und doch lässt der Blick auf die Tabelle weiter auf ein Happy End hoffen: Drei Spiele vor Ende der Rückrunde trennen Erlbach auf Platz 16 nur drei Punkte vom rettenden Ufer. Es ist also immer noch alles möglich. Und allerspätestens jetzt sollten alle im Team verstanden haben, dass es mehr braucht als Larifari-Fußball, um drinzubleiben. Auf ein Neues am kommenden Samstag um 16 Uhr bei der Spvgg Hankofen-Hailing (9.), danach kommt der SV Kirchanschöring (7.) und zum Schluss geht’s zum TSV Kottern (14.).

− Stefan Schaumeier