Deggendorf
Der neue Herr der Bienen

Thomas Gollwitzer beerbt Gerhard Penzkofer als Stadt-Imker – Bald neue Produkte von Rathaus- und Stadtbienen?

29.06.2022 | Stand 19.09.2023, 2:40 Uhr

Den Sicherheitsabstand zu den Bienen wahren (v.r.) Oberbürgermeister Christian Moser, Imker Thomas Gollwitzer, Sophia Kainz von der Tourist Info und Stefanie Arneth vom Stadtplanungsamt. −Foto: Baumgartner

Das stürmische Wetter am Montag hat Thomas Gollwitzer am Dienstag noch einen Stich eingebracht. "Vielleicht hat das nachgewirkt", meint der neue Imker der Rathaus- und Stadt-Bienenvölker. Bei Unwettern werden Bienen aggressiver. Zu seiner offiziellen Vorstellung am Dienstag im Rathausgarten "stahl" er ein Waben-Rähmchen aus einem Bienenkasten, dabei wurde er gestochen.

Das bleibt nicht aus, wenn man mit Bienen arbeitet, weiß Gollwitzer aus eigener Erfahrung. Seit gut zehn Jahren imkert er und hat sich dabei unzählige Bienenstiche zugezogen. "Der erste Stich schmerzt am meisten", sagt der 38-Jährige. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper besser an das Gift der Bienen, die Schwellung wird nicht mehr so groß. Mit seiner "Bienenbude" stellt der nebenberufliche Imker nicht nur Honig, sondern auch Bienenwachs-Kerzen und Kapseln, Zuckerl und Lippenbalsam aus Propolis her – dem "Antibiotikum des Bienenvolks", wie Gollwitzer sagt, einem Kittharz zum Versiegeln von Ritzen und Löchern oder Eliminieren von Bakterienherden.

Die Bienenvölker im Rathausgarten produzieren bislang nur Honig. Und den kann man nicht einmal käuflich erwerben, wie OB Christian Moser betont, sondern nur von der Stadt geschenkt bekommen. In der Tourist Info gibt es den Honig der Stadt-Bienen von anderen Standorten zu kaufen. 30 bis 40 Kilo Honig kann ein Volk in einem perfekten Jahr geben, läuft es dagegen schlecht, gibt es keinen Honig und man muss sogar Invertzucker zufüttern. Genügend fleißige Produzentinnen schwirren hinterm Rathaus und in der Stadt umher.

Wie viele Bienen genau unter Gollwitzers Betreuung stehen, ist schwer zu sagen. "Auf jeden Fall hat Deggendorf mehr Bienen als Einwohner", sagt der Imker, "ganz pessimistisch geschätzt 200000 bis 300000". Sieben Bienenvölker und drei Ableger zählen die Rathaus-Bienen. Über deren Königinnen steht nur noch der Oberbürgermeister.

Vieles wird unter dem neuen Betreuer der Rathaus- und Stadt-Bienen so weitergeführt, wie unter seinem Vorgänger Gerhard Penzkofer, etwa die Bio-Zertifizierung. Gollwitzer will die Bienen aber in Freiaufstellung halten und auch im Winter im Rathausgarten lassen. Dort seien die Bedingungen ideal. Wie generell in der Stadt: Es ist meist ein bisschen wärmer als im Umland und durch Bepflanzung gibt es immer viele Blüten, in denen Bienen Nektar sammeln können. Für dessen Nutzung riskiert Thomas Gollwitzer als Rathaus-Imker gern den ein oder anderen Stich.

− bba