Deggendorf
Deggendorfer Ärztin operiert in "Buschkrankenhaus" in Sierra Leone

20.01.2019 | Stand 18.09.2023, 3:24 Uhr

Der Blick vom Wasserturm aus: Im Vordergrund ist ein Teil der Krankenhausgebäude zu sehen, im Hintergrund Häuser des Dorfs Serabu. Die Umgebung ist grün und flach, zum Dorf führt nur eine einzige Schotterstraße von der Stadt Bo aus. −Foto: Schäfer

In Sierra Leone gibt es, auch in den Städten, fast keine geteerten Straßen, kein zuverlässiges Strom- und gar kein Telefon-Festnetz. Dementsprechend schlecht ist auch die medizinische Versorgung. Die Deggendorfer Ärztin Dr. Jana Schäfer ist eine der Engagierten, die daran etwas ändern wollen. Bereits achtmal war sie – jeweils für mehrere Wochen – im Buschkrankenhaus im Dorf Serabu, hat dort operiert und behandelt und mit dazu beigetragen, dass das einheimische Personal immer besser selbstständig arbeiten kann.

Einer der wenigen Chirurgen im Land ist der Onkel einer Studienkollegin von Jana Schäfer. Die gebürtige Hessin, die damals in Altötting tätig war und 2017 nach Deggendorf wechselte, hatte schon 2004 begonnen, ihre Urlaube in Hilfseinsätze in allgemeinmedizinischen Ambulanzen in Kalkutta und Indien zu investieren. 2009 nahm ihre Kommilitonin sie mit zum Onkel nach Freetown. Der zeigte ihr auch die Stadt Bo und das davon 50 beschwerliche Schotterpisten-Kilometer entfernte Serabu mit seinen 3000 Einwohnern und einem Einzugsgebiet von rund 35.000 Einwohnern.

Das Krankenhaus von Serabu war im Bürgerkrieg zerstört worden. Die EU hat es wieder aufgebaut, jedoch aus Jana Schäfers Sicht mit Mängeln. Die Fenster ließen sich nach außen öffnen – keine Chance für Fliegengitter im Malaria-Land. Es gab keine Solarplatten auf dem Dach und für den Generator kein Öl – also blieb das Haus ohne Strom und damit auch ohne fließendes Wasser.

OP-Instrumente über Kohlefeuer ausgekocht

Bei ihren ersten Einsätzen dort kochte Jana Schäfer ihre Operations-Instrumente in einem Topf über dem Kohlefeuer aus. Eine gekühlte Blutbank gab es nicht, die Angehörigen mussten die Patienten begleiten und während der OP frisches Blut spenden. Jana Schäfer hat nach ihrem zweiten privaten Besuch in Serabu die Organisation German Docotors ins Boot geholt, für die sie schon in Kalkutta und Indien gewesen war. Seitdem ist vieles besser.

Auch wenn viele Standards mit denen in Deutschland nicht vergleichbar sind – das Buschkrankenhaus in Serabu ist mit Hilfe der Einsätze zum Lehrkrankenhaus geworden. Was Jana Schäfer an ihrer Arbeit am meisten gibt: "Es ist jedes Jahr schön zu sehen, wie motiviert die Einheimischen sind." Und bald werden sie die Hilfe aus Deutschland wohl nicht mehr brauchen.

− kw

Mehr darüber lesen Sie am Montag, 21. Januar, in der Deggendorfer Zeitung.