Chaos bei 1860: Präsidium tritt zurück – aber: Neuer Vertrag für Trainer Fröhling

20.06.2015 | Stand 20.06.2015, 15:12 Uhr

Torsten Fröhling bleibt Trainer bei 1860 München. − Foto: Lakota

Nach dem geschlossenen Rücktritt des gesamten Präsidiums am Freitagabend erlebt der bizarre Machtkampf beim TSV 1860 München eine selbst für die Löwen neue Dimension. Auf sportlichem Terrain hat der Verein rasch reagiert und demonstrativ seine Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Via Pressemeldung wurde die Vertragsverlängerung mit Trainer Torsten Fröhling verkündet. Zu den Sofortmaßnahmen nach dem großen Knall am Vorabend zählte außerdem die weitere Verpflichtung von Abwehrspieler Kai Bülow.

Man sei "absolut handlungsfähig", betonte die Geschäftsführung in dem Schreiben. "Wir arbeiten nach wie vor intensiv an unserer Mannschaft für die neue Saison", erklärte der umstrittene Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner. Das am Freitagabend geschlossen zurückgetretene Präsidium um Präsident Gerhard Mayrhofer habe der Verlängerung mit Fröhling noch "in seiner letzten Amtshandlung zugestimmt", sagte Poschner.

"Das ist sehr positiv und war ganz wichtig, um bei dieser Schlüsselpersonalie Sicherheit zu haben", äußerte der Sportchef, den die bisherige Vereinsführung in ihrem Machtkampf mit Investor Hasan Ismaik unbedingt loswerden wollte. Ex-Profi Poschner war jedoch von dem jordanischen Geldgeber bis zuletzt gestützt worden. Poschner dokumentierte nun umgehend, dass er seine Arbeit fortsetzen will.

Das "operative Geschäft" in der Profi-Fußballabteilung sei nicht beeinflusst, betonten Poschner und Markus Rejek, der Kaufmännische Geschäftsführer, in ihrer Pressemitteilung. Das Team um Kapitän Christopher Schindler soll an diesem Montag wie geplant in die Vorbereitung auf die Ende Juli beginnende Zweitliga-Saison starten.

Geschäftsführer Rejek rief den Verwaltungsrat des Vereins dazu auf, "so schnell wie möglich die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Ämter im Präsidium, Beirat und Aufsichtsrat bis zu einer Mitgliederversammlung kommissarisch besetzt werden". Solange sei man trotzdem "die notwendigen Planungen und Maßnahmen" besonders im Sport entsprechend der bisherigen Finanzplanung angehen.

Fröhling hatte die Löwen nach seiner Beförderung vom Trainer der zweiten Mannschaft zum Chefcoach der Profis im vergangenen Februar vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahrt. Über die Laufzeit seines neuen Kontraktes als Trainer der Profis machte der Verein keine Angaben, er gilt aber wohl vorerst bis 2016. Der 29-jährige Bülow erhielt ebenfalls ein neues Arbeitspapier bis 2016 mit Option für eine weitere Saison. Der Abwehrspieler hatte mit seinem 2:1-Siegtor in der Relegation gegen den Drittligisten Holstein Kiel die "Löwen" vor dem Abstieg aus der 2. Liga bewahrt.

Insgesamt bleibt die Lage beim deutschen Meister von 1966 auch nach der Klärung der Trainerfrage verworren. Die Zukunft des Vereins ist unabsehbar. Dass Meistertrainer Felix Magath nun noch als neuer starker Mann zu den Löwen kommt, erscheint noch ungewisser als zuvor.

Die Verhandlungen der Vereinsführung mit Investor Ismaik waren am Freitagabend gescheitert. "Wir haben bis zuletzt versucht, unter hohem persönlichem Einsatz aller Beteiligten und enormem Erwartungsdruck der Öffentlichkeit zu einer überzeugenden Lösung im Sinne des Vereins und der Löwenfans zu kommen", beteuerte Präsident Mayrhofer in einer Mitteilung.

Mit ihm zogen sich die beiden Vizepräsidenten Erik Altmann und Heinz Schmidt (Schatzmeister) zurück. Zudem legte Karl-Christian Bay als Aufsichtsratsmitglied seinen Posten als Vereinsvertreter im Beirat nieder, ebenso wie Mayrhofer. Dem Beirat der Geschäftsführungs-GmbH gehören damit nur noch Mehrheitsgesellschafter Ismaik sowie dessen Cousin und Münchner Statthalter Noor Basha an.