Bescheidener Passauer Dauerbrenner: Mühlberger kickt seit elf Jahren für den FC

07.01.2021 | Stand 25.10.2023, 10:56 Uhr

Zuverlässig und doch fair: Patrick Mühlberger (l.) verteidigt beim FC Passau sowohl in der Mitte als auch auf der linken Außenseite. Hier schirmt der Tiefenbacher die Kugel gegen Tögings Manuel Olzok ab. −Fotos: Sigl

In schnelllebigen Zeiten, in denen "Wander-Fußballer" mitunter den Verein wechseln, ehe sie richtig die Fahrtstrecke von ihrem Wohnort dorthin kennen, in denen die Identifikation mit einem Verein das Verfallsdatum schon nach einer halben Saison erreicht, in diesen Zeiten mutet er an wie ein Exot: Patrick Mühlberger (31) bestreitet mittlerweile die zehnte Spielzeit für den 1.FC Passau und zusammen mit FC-Eigengewächs Chris Wimmer (29, in der 11. Saison) ist der gebürtige Tiefenbacher der Dauerbrenner im momentan aktiven Kader der Landesliga-Mannschaft. Lediglich Michael Meier (32, 10. Saison), Spielertrainer der "Zweiten", hält in dieser Kategorie mit.

Seine außergewöhnliche Treue zum Traditionsverein begründet Mühlberger, der 2010/11 vom damaligen Bezirksoberligisten SV Hutthurm zum Klassen-Rivalen in die Dreiflüssestadt übersiedelte, zu einem Teil mit Vernunft, zum anderen mit dem Renomme des "Ef-Ze". Die praktische Seite: "Für mich ist es mittlerweile wichtig, dass ich von meiner Arbeitsstelle nicht weit zum Trainingsplatz habe", sagt der Zahntechniker; zu Fuß würde er von der Arbeitsstätte in der Neuburger Straße das 1.FC-Gelände an der Danzigerstraße wohl in zehn Minuten erreichen. Die sentimentale Sichtweise: "Der 1.FC Passau hat immer noch einen Namen. Ich kann mich noch an meine Hutthurmer Zeit erinnern. Wenn du wusstest, du spielst in zwei Wochen gegen den 1.FC Passau, dann hat dich ein anderes Spiel vor diesem Termin gar nicht so interessiert." Auch wenn das sportliche Standing nicht mehr das Niveau aus damaliger Zeit habe, "hatte ich nie einen Grund wegzugehen".

Gleich in seinem ersten Jahr stieg Mühlberger mit dem FCP in die Landesliga Südost auf. "Wir sind als Tabellenfünfter gerade noch reingerutscht", erzählt er. Der Schritt eine Klasse höher war damals in erweiterter Mannschaftsstärke möglich, weil im Zuge der Ligareform die Bezirksoberliga aufgelöst und fünf statt drei Landesligen installiert wurden. In der Premieren-Saison beim 1.FCP brachte es Mühlberger auf 25 Einsätze mit 1819 Spielminuten.

"Die damalige Landesliga halte ich vom Gefühl her für stärker als die heutige, weil vor allem die Vereine aus dem Münchner Raum Ex-Profis im Kader hatten", sagt Mühlberger. Umso bemerkenswerter, dass der damals 23-Jährige, mit 28 Einsätzen eine feste Größe, mit seinem Team Platz 3 erreichte. Ohnehin behält er dieses Jahr als besonderes im Gedächtnis. "Wir waren 14 Spiele ungeschlagen, die Mannschaft war ein eingeschworener Haufen und wäre mit Trainer Tom Fuchs durchs Feuer gegangen. Das übertrumpft nicht einmal der letzte Aufstieg aus der Bezirksliga."

Größte Enttäuschung war jedoch der Wiederabstieg nach zwei Landesliga-Jahren. Also in doppelter Hinsicht eine Saison zum Vergessen. "Ich hatte damals mit einer Schambeinverletzung fast ein Dreivierteljahr zu kämpfen", erzählt er. Nur fünf Spiele konnte er bestreiten, und erst zu den Relegationsspielen gegen den Abstieg stand er wieder auf dem Platz. Vier Jahre darauf (2018) aber Meisterjubel im Dreiflüssestadion, der "Ef-Ze" wieder in der Landesliga. Elfter wurde man dort in der Gruppe Mitte, das "Corona-Doppel" 2019/21 sieht den früheren Bayernligisten gegenwärtig auf Tabellenposition 7 der Landesliga Südost.

Nur einmal noch war Mühlberger für längere Zeit außer Gefecht, im Oktober 2019, als ihn ein Kreuzbandriss lahm legte. So brachte er es anstatt der 28 möglichen auf nur 17 Punktspiel-Einsätze, wobei ihm die Corona-Zwangspause hier eine längere Regenerationszeit ermöglichte.

Ins zweite Jahr gehen der Tiefenbacher und der FC Passau mit Günther Himpsl (63) als Trainer, davor spielte Mühlberger im Herrenbereich unter (zuletzt) Alex Schraml (1 Jahr), Benedikt Wagner (3), Reinhard Völdl (1), Thomas Fuchs (2) und Rudi Vogl (1). Letztgenannter "entdeckte mich als Defensivspieler" berichtet der 31-Jährige, der als Jugendlicher im offensiven Mittelfeld Torgefahr ausstrahlte. In Passau erlebt man ihn "links hinten" bzw. in der Innenverteidigung als absolut verlässliche Größe. Und als äußerst fairen Zeitgenossen. Nur einmal sah er die rote Karte, für eine Notbremse. Die weitere Bilanz bei den Erwachsenen: 24 Gelbe und eine Gelb-Rote in über zwölf Jahren.

"Im Prinzip hab’ ich von jedem Trainer etwas mitgenommen", schaut Mühlberger zurück. Und freut sich, dass er vor dem geplanten Wechsel ins Trainergeschäft von Himpsl sozusagen nochmal einen Schub bekommt. "Von seiner Zeit als Jugendtrainer bei Unterhaching und 1860 München kann ich profitieren. Dort hat er von den Profis viel mitgebracht."

"Die Verletzung war schon ein Grund für mich zu fragen, ist es nicht besser, wenn du etwas kürzer trittst?", sagt der Zahntechniker. "Vielleicht hätte ich noch ein Jahr nur als Aktiver drangehängt, wenn nicht die DJK Passau-West an mich herangetreten wäre. Der Aufwand ist nicht größer, ich muss nur ein paar Meter weiter fahren." Der derzeitige Kreisligist habe eine gute Mannschaft, "meine Intention war aber, dass ich es nicht allein machen will, weil du dir als Spielertrainer ganz andere Gedanken machen musst und einen anderen Druck spürst". Die Zusammenarbeit mit seinem Spezl Sebastian List (32), der ebenfalls vom FCP zum Nachbarn wechselt (wir berichteten), sieht Mühlberger als fast ideal, "weil er als Lehrer sich auch als Pädagoge einbringen kann".

Einen Übungsleiterschein zu erwerben hat der 31-Jährige momentan nicht vor. Wie ein Musterschüler hat er sich – wohl unbewusst, als er noch nicht an eine Trainerlaufbahn dachte – Notizen bereits als Aktiver gemacht. "Wenn ich Einheiten für mich selbst gut gefunden habe, habe ich sie mir auf einem Schmierzettel aufgeschrieben." Die Corona-Pause könne er natürlich noch intensiver nutzen, um sich fortzubilden. Körperlich fit hält er sich derweil auf dem Rad oder mit Laufeinheiten. Gespannt sei er, wie es im Frühjahr weitergehe. "Ich glaube, vom Kopf her ist es nach dem zweiten Lockdown noch einmal schwieriger, weil die Pause länger ist. Der Fußball werde Spieler verlieren, vor allem in unteren Spielklassen, glaubt er, "weil sie sehen, es gibt noch andere Dinge als Fußball". Und führt als Beispiele das boomende Radfahren und Wandern an.

Der Fußball macht Patrick Mühlberger selbst noch zu viel Spaß, um Schluss damit zu machen. Ganz vorn auf der Bühne müsse er aber nicht mehr stehen, versichert er. "Ich bestehe nicht unbedingt auf Einsätzen und würde auch den Backup machen, weil ich Verständnis habe, wenn der Trainer diejenigen Spieler einsetzt, die über die Saison hinaus beim Verein bleiben." Auch hier verkörpert er eine eher spärlich verbreitete Spezies in diesen schnelllebigen Fußballzeiten.

Der Artikel von Bernhard Rössler erschien bereits in der Montagsausgabe der Passauer Neuen Presse (Heimatsport).