"Eigentlich eine menschliche Tragödie", so kommentieren Prozessbeteiligte kurz vor der Urteilsverkündigung das Geschehen, das fast sechs Stunden lang vor ihren Augen und Ohren ausgebreitet worden ist. Ein 51-jähriger hochintelligenter Mensch, der nach einem Einser-Abitur das Physik-Diplom erworben, aber wegen einer dann beginnenden schizophrenen Erkrankung nie gearbeitet hatte, geht auf einen ärztlichen Gutachter mit einem Messer los – Anklage wegen versuchten Totschlags. Das Urteil der Großen Strafkammer am Landgericht Deggendorf: Dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik, da ähnliche Taten in Zukunft nicht ausgeschlossen werden können.
Der Vorfall, der den seit vielen Jahren im Zwieseler Winkel lebenden Angeklagten jetzt vor Gericht gebracht hat, ereignete sich am 26. Juli 2017. Wegen der inzwischen bekannten Verwahrlosung der Wohnung des Mannes hatte sein Betreuer eine fachärztliche Begutachtung beantragt, um ihn gegebenenfalls in eine Klinik einweisen zu können. Der 51-jährige ließ den Gutachter aber nicht in die Wohnung, sondern sprach mit ihm nur durch die verschlossene Glastür.
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Als das Gespräch schon beendet war, geschah laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Folgendes: Der Beschuldigte drehte sich plötzlich weg, griff ein in der Nähe liegendes Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 20 Zentimeter und riss unvermittelt die Tür auf. Er ging zwei Schritte auf den Gutachter zu und stach mit ausgestrecktem Arm in Richtung Hals des Arztes. Da dieser aber instinktiv zurückwich, erlitt er nur eine kleinere, blutende Stichverletzung zwischen Kehlkopf und Brustbein.
− fh
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