Nach Profi-Karriereende im Sommer
Als wären sie nie weg gewesen: Bender-Brüder feiern Sensations-Comeback in der Kreisklasse

02.08.2021 | Stand 19.09.2023, 2:12 Uhr
Thomas Neumeier

Bei ihrem Comeback im Trikot des TSV Brannenburg: Lars (rechts) und Sven Bender. −Foto: Ziegler

Über viele Jahren waren ihre Derbys in München, im Ruhrpott oder im Rheinland: 1860 gegen Bayern, Dortmund gegen Schalke oder Leverkusen gegen Köln. Nun haben Lars und Sven Bender (32) dieser Liste eines im Inntal hinzugefügt: Brannenburg gegen Flintsbach.

Statt bis zu 80000 Fans in Dortmund waren es letztlich nur 500 Zuschauer, die das Sensations-Comeback der Zwillingsbrüder am Fuße des Wendelsteins verfolgten. Den beiden Ex-Nationalspielern war’s aber schlichtweg egal. Sie hatten ihren Spaß daran, wieder für den Heimatverein und vor allem wieder mit ihren Freunden aufzulaufen.

Der große Traum aller Brannenburger Fußballer ist damit Wirklichkeit geworden. Für Abteilungsleiter Marc Wolf war’s zunächst "schon ein bisschen surreal, wobei es für Brannenburg irgendwie normal war, dass die beiden irgendwann zurückkommen". Sein Vorgänger Jörg Beller sei im Hintergrund stark involviert gewesen, und so habe sich das alles entwickelt. "Dann haben wir Gespräche geführt und sie haben ihre Meinung eingebracht. Und dann habe ich es auch geglaubt", sagt Wolf.

Der frühere Coach bekennt, dass er "sich im Vorfeld immer wieder die Spielberechtigungsliste im Verband aufgemacht und angeschaut" hat, als sich mitten unter den vielen Brannenburger Spielernamen auch die von Lars und Sven Bender einreihten. "Wir hatten ja nur die Abmeldung gebraucht, der Bayerische Fußball-Verband hat dann nach fünf Tagen die Freigabe mitgeteilt." Und so war alles bereitet, dass die beiden Olympia-Silbermedaillengewinner gut zwei Monate nach dem Ende ihrer Profi-Laufbahn bei Bayer 04 Leverkusen im Inntal-Derby aufliefen – übrigens mit den Rückennummern 7 (Sven) und 8 (Lars), die sie schon in der E-Jugend beim TSV Brannenburg getragen haben.

"Es war natürlich anders als sonst", bekennt Brannenburgs Trainer Hans Nietzold, "wir hatten ja eine völlig andere Gewichtung in der Mannschaft als in den Vorbereitungsspielen". Auch bei ihm selbst sei die Vorfreude "riesengroß" gewesen: "So etwas erlebt man ja auch nicht jeden Tag." Und so kommt Nietzold erstmals in den einzigartigen Genuss, zwei ehemalige Nationalspieler anzuweisen. Dem Trainer hilft dabei, "dass die beiden so bodenständig geblieben sind. Das Eis war schnell gebrochen, und sie geben einem ein gutes Gefühl."

Das erhofft sich Nietzold auch für seine restlichen Spieler. Der Auftakt ließ sich mit dem 5:2-Erfolg schon einmal recht gut an, auch wenn es noch kein Tor von Lars und Sven Bender gab. "Wichtig ist aber, dass sich die Jungs nicht nur auf die beiden verlassen, sondern noch mehr tun. Dann können alle Spieler, vor allem aber die vielen jungen Akteure, von ihnen profitieren."

Darum geht es dem Verein und auch den beiden Ex-Profis. "Wir haben in den letzten Monaten viele junge Spieler aktivieren können", sagt Abteilungsleiter Wolf, nun wollen sich die Benders aktiv in der Jugendarbeit einbringen. "Da erhoffen wir uns schon einen Effekt", so Wolf. Er erwähnt einen Arbeitseinsatz, "den es ohne die beiden nie mit so einer Personenzahl gegeben hätte". Es sei bei weitem nicht so, dass Lars und Sven Bender nur kommen, um mit ihren Spezln zu kicken: "Sie wollen etwas zurückgeben, und das ist überragend!"

Da ist dann auch der Derby-Gegner nicht böse. "Wir waren anfangs schon ein bisschen schockiert", gibt Flintsbachs Coach Sven Thriene zu, "das sind zwei ehemalige Nationalspieler, beide noch dazu topfit". Er bewundert aber auch die Bodenständigkeit: "Sven hat uns nach dem Spiel eine Kiste Bier in die Kabine gestellt, ich habe mich dann noch lange mit ihm unterhalten. Das sind Top-Jungs, und es ist ein Wahnsinn, dass sie in unserer Liga auflaufen."

Er hofft aber, dass der Auftritt im Derby nicht der einzige ist: "Die müssen immer spielen. Das wäre für die Liga super und natürlich auch fair uns gegenüber." Auch Brannenburg hofft, dass die beiden Sympathieträger und Zugpferde öfters loslegen: "Das ist schon unser Plan, hängt aber von der Gesundheit ab. Wir haben schon im Hinterkopf, dass sie ihre Karriere aus Verletzungsgründen beendet haben", sagt Wolf. Er glaubt aber an weitere Spiele der Benders im Brannenburger Dress, denn: "Sie haben einfach Spaß daran, mit den Jungs zu spielen."