Alles richtig gemacht – bis auf die Vorhand: Bernhard Robl (65) genießt das Leben

02.06.2020 | Stand 25.10.2023, 10:59 Uhr

Seine letzte Station im regionalen Fußball: Bernhard Robl (r.) arbeitete in der Bayernliga-Saison 2012/13 bei der Spvgg GW Deggendorf mit Trainer Barbaros Yalcin zusammen. −Foto: Helmut Müller

Nein, ein Mecker-Rentner will er nicht sein, auch kein Moral-Apostel oder Besserwisser: Bernhard Robl (65), seit September 2019 beruflich im Ruhestand, verfolgt Spiele und Spielchen rund ums runde Leder zwar noch mit Interesse, aber aktiv in der ersten Reihe steht er schon seit 2013 nicht mehr. Seinerzeit beendete der Fürstensteiner bei der Spvgg GW Deggendorf eine lange Karriere am und auf dem grünen Rasen. Und inzwischen muss er sich "nur noch wundern", wie im unterklassigen Amateurbereich Geld sinnlos verschwendet wird.

Ansonsten geht’s Robl gut. Stimmt nicht ganz, "denn heute morgen war ich beim Arzt wegen einer Entzündung in der linken Schulter". Der feine Linksfuß, man sagt ja Linkshändern gemeinhin eine größere Sensibilität nach, spielt seit vergangenem Jahr mit Nachbarn und Bekannten wieder regelmäßig Tennis – nach einer fast 30 Jahre andauernden Pause auf dem Court. "Ich habe das nie richtig gelernt, kompensiere fehlende Technik mit Kraft und Kampfgeist", sagt der Ex-Fußballer, der nun mit seiner neuen Liebe eine Beziehungspause einlegen muss. "Jetzt muss ich zum MRT, das dauert wieder" – Geduld ist in puncto Sport nicht unbedingt eine Stärke des 65-Jährigen.

2013 verließ er als Sportlicher Leiter die Spvgg GW Deggendorf. Den Verein also, in dem er 1973 nach der Jugend beim SV Fürstenstein seine Reise als Senioren-Fußballer begann. Nach acht Jahren zog’s Robl zunächst donauabwärts: erst in die Bayernliga (damals 3. Liga) zum FC Vilshofen und 1985 zur Spvgg Hacklberg. 1987 ging’s wieder in die andere Richtung, erst zum SV Winzer (bis 1992 als Spielertrainer) und schließlich zur Spvgg nach Deggendorf, die er – ebenfalls als Spielertrainer – zurück in die Landesliga führte. Ab 1994 stand er nurmehr als Übungsleiter an der Seitenlinie und coachte den FC Ruderting in seiner vierjährigen Amtszeit in der Bezirksoberliga.

Nach zwei Jahren Pause mischte der Fußball-Experte wieder im regionalen Geschehen mit: als Sportlicher Leiter beim 1. FC Passau (2000-2005), dann erneut bei der Spvgg GW Deggendorf (bis 2013). Im Alter von 58 Jahren machte er Schluss, nachdem sich "mein ganzes Leben um Fußball gedreht" hatte. Er vermisst nichts – und wichtig ist ihm auch, dass er selbst den Zeitpunkt seines Abschieds bestimmen konnte. "Es war einfach gut, alles hat seine Zeit, ich habe alles richtig gemacht", sagt Rentner Robl.

Ab und an schaut er sich ein Spiel des TSV Seebach an, der 65-Jährige lebt ja seit längerem im Deggendorfer Vorort. Ja und einmal im Montag – von Oktober bis Mai – tritt er mit alten Kameraden in der Halle gegen die Kugel. "Die Leidenschaft für den Ball geht ja nie verloren", sagt Robl, "aber man glaubt nicht, wie schwer es ist, einmal im Monat zehn Fußballer für einen Hallen-Kick zusammenzubekommen." Nach den "Einheiten", die wegen Corona in diesem Frühjahr entfallen, geht’s noch zum gemeinsamen, lockeren Plausch "und da reden wir natürlich auch über Fußball".

In regem Austausch befindet sich der Seebacher ebenso mit seinen Freunden Thomas Fuchs und Reinhard Strohmeier, Kameraden aus gemeinsamen Tagen. Ehefrau Claudia ist auch mit dabei, wenn es da gemeinsam raus geht, zum Radeln, Ski fahren oder zum Wandern. "Wir haben die schönste Natur vor der Haustür – Arber, Rachel, Lusen", sagt Robl. Dieses Naturbewusstsein prägte den einstigen Vollblut-Fußballer indes schon vor Corona, "nur jetzt wird es noch vielen anderen bewusst".

Apropos Pandemie: "Gott sei Dank ist das bei uns so glimpflich verlaufen, aber das Virus ist noch da", sagt ein 65-Jähriger, der nach eigenen Angaben immer nach vorne schaut. "Ich bin gesund und kann noch alles machen, was ich machen will. Und man sollte die Zeit auch nutzen, denn unsere Zeit auf der Erde ist endlich" – eine gesunde Einstellung.