Alia Lex (12) – sie lebt Tennis und will in die Weltspitze

22.09.2015 | Stand 22.09.2015, 16:22 Uhr

Technisch ist Alia Lex bereits sehr weit gereift, nur die Trainingsdisziplin macht noch Probleme, meint ihre Mutter Daniela (33). − Fotos: Augustin

Alia Lex (12), Realschülerin aus Zwiesel , ist eines der vielversprechendsten Talente im deutschen Damen-Tennis. Im Moment ist sie in ihrer Altersklasse bayernweit die Beste und bundesweit die Nummer zwei. Bereits mit acht Jahren war sie niederbayerische Meisterin – in der Altersklasse der Zwölfjährigen. Seitdem hat sie ein Abonnement auf diesen Titel.

Das Leidenschaft für den weißen Sport hat Alia von ihrer Mutter, die in der Damenmannschaft des TC Zwiesel spielt. Schon im Alter von drei Jahren hat Daniela Lex ihre Tochter zum ersten Mal samt Schläger auf den Ascheplatz gestellt. Bis heute ist die 33-Jährige Alias Mentorin – und fürsorgliche Mutter. Dass sie dabei auf einem schmalen Grat wandelt, ist der alleinerziehenden Mutter durchaus bewusst. Sie erinnert sich besonders an ein Erlebnis bei einem internationalen Turnier in Antalya vor wenigen Wochen: "Alia hat dort relativ schwach gespielt und dann habe ich sie so hart kritisiert, dass sie danach ziemlich lange geweint hat."

Gerade bei solchen Erzählungen wird deutlich, unter welchem Druck nicht nur Alia selbst, sondern auch ihre Mutter Daniela steht – vor allem finanziell. Rund 1500 Euro monatlich investiert Daniela Lex, Industriekauffrau in Elternzeit, in die Karriere ihrer Tochter. Sämtliche Trainingsstunden und Reisen zahlt die Mutter aus eigener Kasse. Auf große finanzielle Unterstützung von Seiten des Verbandes kann sie nicht hoffen – außer sie schickt ihre Tochter nach Landau ins Stützpunkttraining. Das will aber vor allem Alia nicht, sie trainiert lieber in gewohnter Umgebung. Auch deswegen kommt der Wechsel in ein weit entferntes Tennis-Internat in absehbarer Zeit nicht in Frage. "Alia ist ein absoluter Familienmensch", sagt ihre Mutter.

Daniela Lex richtet nahezu ihr gesamtes Leben nach ihrer Tochter aus. Derzeit ist sie auf der Suche nach Sponsoren. Bisher hat die Zwölfjährige lediglich einen Vertrag mit einem französischen Ausrüster, der ihr jedes Jahr zwei Schläger und eine Tasche schenkt. Wenn sich nicht bald weitere Sponsoren finden, wird Daniela Lex Schulden machen müssen. Das nimmt sie aber gelassen: "Andere nehmen ein Darlehen für ein eigenes Haus auf, ich eben für meine Tochter."

Eine Trainingsstunde von Alia verdeutlicht es: krachende Vorhand, präzise Rückhandschläge und gefühlvolle Volleys. Die Zwieselerin hat alles, was es für die große Karriere braucht. Bei der Antwort auf die Frage nach ihren Zielen bleibt kein Platz für falsche Bescheidenheit: "Ich will irgendwann unter den Top Ten der Welt stehen", sagt die 12-Jährige selbstbewusst. Kein Wunder, dass sie die besten Spieler ihrer Zeit als Vorbilder nennt: Serena Williams und Roger Federer. "Von der Technik her will ich aber so spielen wie Victoria Azarenka", fügt sie hinzu.

Um einmal deren Niveau zu erreichen, bedarf es vor allem Disziplin, die ihr ab und zu noch abgeht, wie ihre Mutter Daniela feststellt: "Alia will einfach nur Tennis spielen, aber sie braucht auch die entsprechende Fitness." Während Alia bis vergangenes Jahr vor allem "zur Gaudi" gespielt hat, legt ihre Mutter nun Wert auf systematisches Training. Das heißt: viermal wöchentlich Fitnessstudio und ebenso oft Training auf dem Platz.

Für die Schülerin bedeutet dies viel Stress. Ohne die Kooperationsbereitschaft der Schule wäre das Pensum ohnehin nicht machbar. "Ich bin der Schule wirklich sehr dankbar. Alia bekommt eigentlich immer frei, wenn sie Turniere hat." Das liegt auch an Alias guten Noten. In den letzten Jahren gehörte sie stets zu den Besten in ihrer Klasse – wie im Tennis eben auch.

Im kommenden Jahr soll die Zwölfjährige erstmals die Damen-Mannschaft des TC Zwiesel verstärken – selbstverständlich als Nummer eins. Ende des Jahres tritt Alia in den USA zu einem Turnier der Nick Bollettieri Tennis Akademie an, dort, wo einst Tommy Haas sein Tennisspiel veredelte. Auch dafür wird ihre Mutter Daniela wieder tief in die Tasche greifen müssen ...