Damit der Glaube modern bleibt
Frühjahrsvollversammlung des Dekanatsrates Altötting in Burghausen

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 18:00 Uhr

Die Vorstandschaft mit der Referentin des Abends: Bernhard Eckl (von links), Christine Pfeiffer, Direktorin Rebekka Redinger-Kneißl, Maria Stemmer, Vorsitzende Luise Hell und Dekan Heribert Schauer. − F.: Sr. Jana Stadler

Mit dem Thema „Religion in der Moderne“ beschäftigt sich der evangelische Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack in seinem gleichnamigen Buch.

Angesichts des stetigen Rückgangs an Gläubigen und des damit einhergehenden Gefühls der Ratlosigkeit und Ohnmacht hat sich der Dekanatsrat bei seiner Frühjahrsvollversammlung am 16. April im Haus der Begegnung Hl. Geist mit den Analysen und Ergebnissen dieses Theologen beschäftigt – aufbereitet und angeleitet von Rebekka Redinger-Kneißl, der Direktorin des Hauses.

Wie viel Platz hat Gott angesichts der modernen Medien?



Nachdem Dekanatsratsvorsitzende Luise Hell die anwesenden Geistlichen, hauptamtlichen Laien und Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen begrüßt hatte, griff Dekan Heribert Schauer das Thema des Abends auf, indem er schilderte, wie viel Zeit seine Schüler der 8. Klasse vor dem Handy verbringen. In dem Zusammenhang stellte er die Frage, wie viel Platz angesichts der modernen Medien da noch Gott habe. Als Lektüre empfahl er drei Bücher, nämlich von Karl Rahner „Würde mir Gott fehlen?“, von Thomas Halig „Theater für Engel“ und von Hans Joas „Warum Kirche?“

Zum Einstieg in das Hauptthema des Abends, „Religion und Moderne – was wir von anderen lernen und was wir wieder vergessen können“, lud Referentin Rebekka Redinger-Kneißl zunächst zum Austausch an den Tischen ein. Die Anwesenden sollten sich die Frage stellen, ob sie eher an einen personalen Gott glauben, der direkt in das tägliche Leben eingreift, oder eher an einen Gott in Form einer höheren Macht oder Weltordnung. Prof. Pollack wiederum hat herausgefunden, dass eine Mehrheit der westdeutschen religiösen Menschen an eine höhere Macht glaubt; in den USA aber überwiegt das personalisierte Bild.

Großes Angebot an Religionen führe zu Distanzierung



In ähnlicher Weise wurden in den Tischrunden im Laufe des Abends weitere Fragen diskutiert, die der Religionssoziologe in seinem Buch thematisiert und beschreibt. So führe ein großes Angebot an verschiedenen Religionen in den meisten mitteleuropäischen Ländern eher zur Distanzierung von sämtlichen religiösen Bindungen, während dies in Italien und Polen auch aufgrund staatlicher Verbindungen zur Religion eine Stärkung der Religiosität nach sich ziehe. Kontroverse Diskussionen löste die Frage aus, ob die Menschen in Krisensituationen wieder religiös werden oder ob das ohne vorherige Bindung auch nichts mehr bringe. Pollack kam hier zum Ergebnis, dies dem Einzelfall vorbehalten bleibe. Dass Glaube vor allem in Gemeinschaft erfahrbar sei, in der Einschätzung stimmten die Anwesenden mit den Forschungsergebnissen weitgehend überein, wobei laut Pollack aber zu viel Druck und Bevormundung dieses Plus ins Gegenteil kehren könne. Redinger-Kneißl ergänzte schließlich noch, dass die Zunahme beruflicher und außerberuflicher Möglichkeiten zu einer schleichenden Verschiebung weg von der Religiosität führe, ohne dass ihr eine aktive Entscheidung zugrunde liege. Außerdem sei laut Pollack empirisch nicht nachweisbar, dass sich die Kirche gesund reformieren könne.

Menschen die Kirche nahebringen



In der abschließenden Diskussionsrunde schilderten die Anwesenden u.a. verschiedene Beispiele aus ihren Pfarreien, wie man den Menschen die Kirche nahebringen könne – darunter die Idee von Pfarrer Michael Witti, der an einem Freitagabend eine Andacht „für alle, alle, alle“ mit der Möglichkeit zur Segnung angeboten habe. Dies wurde zur Nachahmung empfohlen.

In ihrem Rückblick schilderte Vorsitzende Luise Hell die Termine und Geschehnisse seit der Herbstvollversammlung im November in Altötting: Bischof Dr. Stefan Oster habe an Weihnachten wieder u.a. an fünf Ehrenamtliche des Dekanates die Stephanusplakette verliehen – darunter an die Vorsitzende selbst. Großer Beliebtheit hätten sich die beiden Behindertengottesdienste mit anschließendem Kaffee des Pfarrverbandes Burghausen bzw. der Pfarrcaritas St. Konrad erfreut. Daneben berichtete Hell von ihrer Teilnahme an den monatlichen sowie dem Kapiteljahrtag. Zum Thema „Gerufen und gefordert. Kirche in Europa und der Welt“ war im März MdEP Manfred Weber zur Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrates in Niederalteich eingeladen. Daneben beschäftigte sich das Gremium mit der Weltsynode. Schließlich habe Luise Hell kürzlich noch mit dem Sachausschuss Laienapostolat des Diözesanrates das neugestaltete Ministrantenreferat in St. Maximilian besichtigt.

Unter der Überschrift „Wünsche und Fragen“ stellte sich Andreas Döberl, der neue Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung vor und erläuterte die Struktur und das Angebot dieses psychologischen Fachdienstes der Diözese. Birgit Geier, stv. Diözesanratsvorsitzende und Vertreterin der Cursillo-Bewegung lud zum dreitägigen Glaubenskurs von 11. bis 14. November. Reinhold Sterflinger von der Katholischen Erwachsenenbildung wies auf das Konzert zum 50-jährigen Bestehen am 17. Mai um 19 Uhr in der Altöttinger Basilika hin. Hubertus Sterflinger, Leiter des Altöttinger Jugendbüros, informierte zur 72-Stunden-Aktion am Wochenende 20./21. April, ehe Susanne Stimmer von der Gemeindecaritas Werbung für das neu erschienene Werkheft warb. Bevor Dekan Heribert Schauer den abschließenden Segen erteilte, gab Vorsitzende Luise Hell den Anwesenden noch einen nachdenklich stimmenden, aber auch zum Durchhalten motivierenden Text von Pater Karl Rahner mit auf den Weg.

− red