Trägerschaftswechsel
Bücherei Ruhstorf ist jetzt in kommunaler Hand

30.03.2024 | Stand 30.03.2024, 5:00 Uhr

Freuen sich zusammen mit Pfarrer Josef Tiefenböck (hinten 2.v.l.) und Bürgermeister Andreas Jakob (rechts) über eine reibungslose Übergabe: Diözesanbibliothekarin Hildegard Franz vom St. Michaelsbund Passau (l.) mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen (v.l.) Isolde Nackunstz, Marianne Stempfl, Edeltraud Auer, Petra Liepold-Klein, Renate Wimmer-Schreiner, Rosmarie Haslinger, Ingrid Lehner und Sara Jodlbauer. Nicht auf dem Bild sind Judith Fischer und Melanie Danninger. − Foto: red

Ab dem 1. April wird die Trägerschaft der Bücherei von der Katholischen Pfarrkirchenstiftung an die Marktgemeinde Ruhstorf übergehen.

Die Pfarrei hatte die Kommune um die Übernahme gebeten. Der Marktgemeinderat hat der Übernahme einstimmig zugestimmt. Die wichtige Einrichtung Bücherei soll im Zeitalter des digitalen Wandels weitergeführt und auch in Zukunft für ausreichend Lesestoff in Ruhstorf sorgen.

Betriebskosten nicht mehr zu stemmen



Die jährlichen Betriebskosten sind für die Pfarrkirchenstiftung schwer zu stemmen. Aufgrund weiterer, vielfältiger Aufgaben im Pfarrverband stellt es eine große Erleichterung für die Pfarrei dar, wenn die Gemeinde in Zukunft die Bücherei verwaltet. Aufgrund der bereits jahrelang bestehenden, guten Zusammenarbeit mit dem Ruhstorfer Rathaus in den Räumen der kleinen Galerie wurde eine optimale Lösung für den störungsfreien Weiterbetrieb gefunden. Unterstützung bei der rechtssicheren Übergabe kam aus Passau. Die Diözesanbibliothekarin Hildegard Franz vom St. Michaelsbund Passau begleitete die Übergabe von Anfang an.

Bücher wurden vor den Nazis versteckt



Zudem feiert die Bücherei einen runden Geburtstag. Es war 1914, als sich ein kleiner Kreis von etwa zwölf Personen dazu entschloss, eine öffentliche Bücherei in Ruhstorf ins Leben zu rufen. Anlass dazu war die Gründung des Katholischen Preßvereins für Bayern. Zweck dieses Vereins war der Aufbau von Volksbibliotheken. 1934 wurde der Katholische Preßverein in den St. Michaelsbund umbenannt. Dieser, mit Hauptsitz in München, existiert noch heute und ist die Dachorganisation, die über Bücherneuheiten und Verbandsinformationen berichtet.

Von 1938 bis 1947, während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit, fand keine Büchereiarbeit mehr satt. Die diktatorische Regierung bekämpfte und verbot die kirchlichen und nicht linientreuen Bücher. Um die Vernichtung und Beschlagnahmung der Bücher zu verhindern, wurden diese von den Ortsgeistlichen in Koffer verpackt und bei unterschiedlichen Familien in und um Ruhstorf versteckt. Ab 1949 wurde mit dem Wiederaufbau der Bücherei begonnen – Grundlage waren die versteckten Bücher.

Viele Büchereileitungen



Es folgten etliche Umzüge und viele neue Büchereileitungen – wie Therese Wiesinger, Juliane Winklhofer, Katharina Pissinger, Martha Meier, Inge Perl, Mechthild Maier, Edeltraud Eichinger-Auer, Sophie Gstöttl. Schließlich zog die Bücherei in die kleine Galerie zentral in der Mitte des Orts. Die Leitung übernahm eine kleine, engagierte Gruppe um Christa Münichsdorfer. Leicht war der Neuanfang nicht, da die finanziellen Mittel knapp, der Bücherbestand ergänzt und der neue Standort erst wieder angenommen werden musste. Christa Münichsdorfer, Renate Lehner, Gitta Geissler und Rosemarie Göttinger hatten jedoch eine genaue Vision im Kopf, wohin die Reise führen sollte, und wollten die wunderbare Einrichtung „Bücherei“ nicht aufgeben. Unterstützung kam zusätzlich von dem damaligen Schulleiter Josef Bertl, der mit Lehrkräften eine regelmäßige Schulausleihe organisierte.

Buch kommt hoffentlich nie aus der Mode



Diese Zusammenarbeit besteht noch heute und wird seit vielen Jahren von der Büchereileitung Monika Hatz und der Rektorin Anita Hofbauer aufrechterhalten. Auch das „Haus der Kinder“ schaut regelmäßig vorbei. Egal welche neuen Medien in den nächsten 110 Jahren auf den Markt kommen – das Gefühl, ein Buch mit den Händen zu halten, beim Umblättern den einmaligen „Seitenduft“ zu riechen, die Sätze mit den Augen zu verschlingen und all diese Eindrücke im Gehirn miteinander zu verknoten, kommt hoffentlich nie aus der Mode.

Infos zur Bücherei



Wer ein Leserkonto eröffnen will – das Büchereiteam ist erreichbar Montag von 17 bis 18.30 Uhr, Mittwoch von 9 bis 10 Uhr, Freitag von 16 bis 17 Uhr. Die Jahresbeiträge kosten für Familien zwölf Euro, für Erwachsene zehn Euro, für Kinder fünf Euro.

Sie möchten das Büchereiteam bei seiner ehrenamtlichen Arbeit unterstützen? Für Rückfragen steht Sara Jodlbauer im Rathaus unter ✆08531/9312-17, sara.jodlbauer@ruhstorf.de gerne zur Verfügung.

− red