2517 Unfälle
Deggendorfer Verkehrsunfallstatistik vorgestellt

27.03.2024 | Stand 27.03.2024, 19:00 Uhr

Kämpfen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr: Polizeidirektor Markus Völkl (l.) und die Verkehrsbeauftragte der Polizeiinspektion Deggendorf, Polizeioberkommissarin Britta Bachinger. − Foto: Stefan Schmidbauer

„Zufrieden bin ich erst, wenn wir keine Unfälle mehr haben“, so Deggendorfs Polizeidirektor Markus Völkl am Mittwoch bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023. Bis zu seinem Wunschziel ist es noch ein weiter Weg – 2517 Unfälle galt es, im vergangenen Jahr im Einsatzgebiet der Polizeiinspektion Deggendorf zu bearbeiten. Ein leichter Anstieg im Vergleich zum Jahr 2022, in dem die Gesamtzahl der Unfälle bei 2458 lag.

Mit einer Zunahme an Unfällen von 2,3 Prozent bewege man sich im bayernweiten Rahmen, machte Völkl deutlich und verwies darauf, dass sowohl die Bevölkerungszahl als auch die Zahl zugelassener Fahrzeuge stärker gestiegen seien. „Der Trend geht weiter zum Zweit-, ja sogar zum Drittauto“, so Völkl. Gleiches gelte für Motorräder. Das schickte der Polizeichef der genaueren Analyse der Zahlen voraus. Beim sogenannten Verkehrsunfalllagebild kristallisieren sich zwei Gemeinden als Unfallschwerpunkt heraus. Zum einen die Stadt Deggendorf, wo im vergangenen Jahr bei 1235 Unfällen 163 Menschen verletzt wurden. Auf Platz zwei der Markt Hengersberg. Hier seien die hohen Unfallzahlen in erster Linie dem Autohof geschuldet, berichtete der Polizeidirektor. Bei 344 Unfällen wurden 45 Personen verletzt. Leider, so Völkl, war hier auch ein Verkehrstoter zu beklagen. Das sei zwar der niedrigste Stand der letzten vier Jahre, aber jedes Unfallopfer sei eines zu viel. Im gesamten Einsatzgebiet hat die Zahl an Verletzten zugenommen. 320 (2022: 303) Menschen wurden im vergangenen Jahr bei Unfällen verletzt – 45 davon schwer.

Am Steuer mit dem Handy spielen ist brandgefährlich



Einen genaueren Blick warf Völkl auf die häufigsten Ursachen bei Verkehrsunfällen mit Toten und Schwerverletzten. Neben Abbiegefehlern, dem Nichtbeachten von Vorfahrtsregeln, Geschwindigkeitsverstößen oder Alkoholeinfluss ist ganz oft Ablenkung als Ursache zu sehen. Die Handynutzung und insbesondere das Verfassen von Nachrichten während der Fahrt ärgern den Leiter der Deggendorfer Inspektion. „Keine Nachricht kann so wichtig sein, dass ich dafür einen Unfall riskiere“, appelliert Völkl an alle Autofahrer. Schließlich gefährde man so nicht nur sich selbst, sondern auch Mitmenschen.

Einen erfreulichen Rückgang gab es bei Unfällen, bei denen überhöhte Geschwindigkeit die Ursache war. Von 116 im Jahr 2022 ging die Zahl auf 98 zurück. Ein möglicher Grund: „Wir lasern relativ viel und suchen uns da schon die geeigneten Stellen raus“, warnt der Polizeidirektor Raser.

Weniger positiv: Die Zahl von Alkoholunfällen ist von 30 auf 37 gestiegen. Daneben wurden 191 Autofahrer aufgrund von Alkohol auffällig. Davon waren 84 mit mehr als 1,1 Promille im Straftatenbereich unterwegs. 56 Verkehrsteilnehmer hatten Werte im Ordnungswidrigkeitsbereich von 0,5 bis 1,09 Promille. 51 Trunkenheitsfahrten konnten von der Polizei gerade noch im Vorfeld verhindert werden. „Fahren und Alkohol vertragen sich nicht! Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen“, wird Völkl nicht müde zu mahnen. 18 Verletzte Menschen waren im letzten Jahr dem Alkohol geschuldet.

Die Entwicklung bei Drogenunfällen wird spannend



Ebenfalls ein Anstieg ist bei Drogenunfällen festzustellen. 2023 waren es sieben, im Jahr davor nur zwei. Es sei spannende, wie sich dieser Bereich entwickeln werde, räumte Völkl ein und spielte damit auf die bevorstehende Teillegalisierung von Cannabis ab dem 1. April an. Man werde strikt kontrollieren und konsequent verfolgen. Denn Kiffen habe im Straßenverkehr nichts verloren. Das gelte übrigens nicht nur für Autofahrer, sondern ebenso für andere Verkehrsteilnehmer wie Radler.

Rückläufig ist die Zahl der Motorradunfälle. Die ist um zehn auf 40 gesunken. „Wir führen gerade im Frühjahr verstärkt Kontrollen durch“, erklärt die Verkehrsbeauftragte, Oberkommissarin Britta Bachinger. Dabei nehme man Sicherheitsrisiken genauso in den Blick wie unzulässige Veränderungen an den Bikes.

Einen deutlichen Anstieg von 61 auf 81 Unfälle gibt im Bereich der Radfahrer. Mit ein Grund dafür sei der Trend zu Pedelecs, die gerade für ältere Verkehrsteilnehmer schwerer zu beherrschen seien. 27 der Fahrradunfälle seien auf Pedelecs passiert. Dabei wurden 25 Personen verletzt. Deshalb bietet die Polizeiinspektion zusammen mit der Kreisverkehrswacht gezielt den Kurs „Fit mit dem Pedelc“ an. „Bei Unfällen mit Fahrradfahrern gib es praktisch immer Verletzte“, gab Völkl zu bedenken. Deshalb sei es so wichtig, einen Fahrradhelm zu tragen. Die Tatsache, dass nur 42 Prozent der Radler regelmäßig Helm tragen, mache ihn sprachlos: „Auf der Skipiste sieht man heute kaum noch jemanden ohne Helm, warum nicht auch im Straßenverkehr?“

Abschließend sprach Völkl noch das Thema Schulwegunfälle an. Davon habe es im vergangen Jahr drei gegeben, die beiden Jahre zuvor keine. Deshalb der Appell an die Eltern: Den Schulweg mit den Kindern üben. Die Kinder nicht in Halteverbotszonen absetzen und auch das richtige Verhalten im Schulbus trainieren. Bei dieser Gelegenheit warb Völkl auch für das Ehrenamt des Schulweghelfers. Wer sich in diesem schönen und wichtigen Ehrenamt engagieren wolle, der dürfe sich gerne melden.

Eine erfreuliche Meldung, wenn auch nicht im Zusammenhang mit der Unfallstatistik, hatte der Polizeidirektor am Ende der Präsentation noch. Die Beschwerden über sogenannte „Autoposer“ seien zurückgegangen. Trotzdem werde man Anfang April, was früher als „Saisonstart“ für die Szene galt, genauer hinschauen. Lärm, Geschwindigkeitsverstöße, unzulässige Anbauteile – darauf werde man ein Auge haben.