Millionen Bayern müssen seit 2023 mehr für ihre Gesetzliche Krankenversicherung zahlen. Doch was offenbar viele Versicherte nicht wissen: Zahlreiche Kassen zahlen auch Geld zurück - nur kaum einer nutzt das, wie eine Umfrage der Mediengruppe Bayern zeigt.
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Der marktwirtschaftliche Wettbewerb der einzelnen Krankenversicherungen zahlt sich für die Kunden oft im wahrsten Sinne des Wortes aus: Denn sie konkurrieren nicht nur mit unterschiedlichen Leistungskatalogen miteinander, sondern locken auch mit Bonusprogrammen. Der überwiegende Anteil der Gesetzlichen Krankenkassen belohnt dabei gesundheitsbewusstes Verhalten seiner Mitglieder - meist mit Bargeld.
Je nach Krankenkasse können Versicherte dabei ohne großen Aufwand schnell rund 100 Euro ihrer Beiträge zurückholen. Mit mehr Engagement ist auch oft mehr als das Doppelte möglich. Manche Kassen bieten ergänzend auch Zuschüsse zur Professionellen Zahnreinigung - hat man eine solche Behandlung ohnehin vor, sorgt auch das für eine Entlastung im Geldbeutel.
Die Bonuszahlungen der Krankenkassen sind zudem steuerfrei: Auf die Steuererklärung hat so eine Zahlung keine Auswirkung, heißt es vom Bund der Steuerzahler mit Verweis auf das Bundesfinanzministerium. Finanzämter haben das aber lange so angenommen - falsche Steuerbescheide werden darum nun korrigiert.
Nur ein geringer Anteil der Versicherten holt sich das „geschenkte Geld“ von den Krankenkassen
Die Mediengruppe Bayern (Passauer Neue Presse, Mittelbayerische Zeitung, Donaukurier) fragte bei mehreren Gesetzlichen Krankenkassen nach, wie viele Versicherte die Bonuszahlungen nutzen und wie viel Geld sie im Schnitt zurückzahlen:
Audi BKK: „Der Anteil der Versicherten ist aufgrund der Pandemie in den letzten beiden Jahren leicht gesunken und lag durchschnittlich bei zwölf Prozent. Wir erwarten, dass der Wert zukünftig wieder ansteigen wird“, so Pressesprecher Philipp Drinkut. Wie viel die Versicherten im Schnitt zurückholen, dazu kommuniziert die Audi BKK keine konkreten Zahlen - allerdings sind pro Erwachsenem 120 Euro im Jahr möglich. Mitversicherte Kinder können von einem eigenen Bonus mit bis zu 80 Euro jährlich profitieren. Zusätzlich bietet die Kasse bis zu 200 Euro Kostenerstattung pro Kalenderjahr und Versichertem.
AOK Bayern: Mit dem Prämienprogramm belohnt die AOK Bayern gesundheitsbewusstes Verhalten nicht mit Bargeld, sondern mit Sachleistungen - von Fitnessmatten über elektrische Zahnbürsten bis hin zum Zuschuss zur Professionellen Zahnreinigung. Derzeit sind laut Pressereferent Steffen Habit rund 340.000 Versicherte im Prämienprogramm eingeschrieben. Bei insgesamt rund 4,5 Millionen Versicherten (damit ist sie die größte Kasse im Freistaat) macht das einen Anteil von nur rund 8 Prozent. Die Teilnehmerzahl sei in den letzten Jahren konstant geblieben.
Barmer: „Wer im Fitnessstudio trainiert, einen Online-Entspannungs-Kurs nutzt oder sich impfen lässt, sammelt Punkte und kann diese für nachhaltige Prämien einlösen. Momentan gibt es eine Million Nutzende. Der Anteil steigt stetig“, sagt Stefani Meyer-Maricevic, Landespressesprecherin für Bayern bei der Barmer. Bei neun Millionen Versicherten bundesweit nutzen demnach rund elf Prozent das Bonusprogramm der Kasse. Im Durchschnitt wurden laut der Landespressesprecherin 100 Euro erstattet. Maximal wäre eine Erstattung in Höhe von 150 Euro möglich.
BKK ZF&Partner: „Wir sind derzeit dabei unser Bonusprogramm zu überarbeiten. Deshalb können wir zum jetzigen Stand keine weiteren Auskünfte dazu geben“, teilt man dort auf Anfrage der Mediengruppe Bayern mit.
DAK: „Wir belohnen unsere Versicherten bei einem gesunden Lebensstil mit Zuschusszahlungen oder Geldprämien“, sagt Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Landesvertretung Bayern und ergänzt: „Das DAK-Bonusprogramm nutzen konstant rund elf Prozent unserer Versicherten. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt knapp 100 Euro an Prämien ausgezahlt.
Zu den besonderen Leistungen des DAK-Bonusprogrammes zähle laut Schwab, dass gesammelte Bonuspunkte nicht nur als Geldprämie, sondern auch als Zuschuss zu einer Gesundheitsleistung wie Osteopathie-Behandlung eingelöst werden können. „Wenn sich Versicherte für Gesundheitsleistungen entscheiden, legen wir auf den Eurobetrag noch 20 Prozent obendrauf. Bei Anschaffung eines Fitnesstrackers oder einer Sportausrüstung wird der Bonus-Wert zudem verdoppelt“, sagt sie. Maximal sei so für sportlich aktive Versicherte eine Erstattung von 500 Euro zu erreichen.
mhplus: Die Bonusprogramme der mhplus werden von rund 60.000 Mitgliedern genutzt, wie Pressesprecherin Isabell Rabe auf Nachfrage berichtet. In den vergangenen Jahren sei der Anteil bei den über insgesamt 500.000 Mitgliedern gestiegen. Im Rahmen des „Fitcash Gesundheitsbonus“ können Versicherte beispielsweise für Vorsorgeuntersuchungen, wie etwa beim Zahnarzt, Punkte für Prämien oder Geld sammeln. Pro Maßnahme gibt es hier 100 Punkte oder 10 Euro. Beim „Baby-Bonus“ sind es 400 Punkte/ 40 Euro pro Maßnahme.
„Im Schnitt haben sich die Teilnehmenden je nach Bonusprogramm zwischen 40 Euro und 75 Euro pro Jahr auszahlen lassen“, so Isabell Rabe. Maximal seien je nach Bonusprogramm zwischen 40 Euro und 350 Euro Rückerstattung drin. Insgesamt könnten sich die Mitglieder über Bonusprogramme und Mehrleistungen bis zu 1.010 Euro pro Jahr erstatten lassen.
TK: „Mit unserem TK-Bonusprogramm stehen wir im Wettbewerb mit den anderen Krankenkassen. Daher äußern wir uns nicht öffentlich zu den wettbewerbsrelevanten Einzelheiten wie Kosten, Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahlen sowie zur durchschnittlichen Rückerstattung je Teilnehmerin oder Teilnehmer“, sagt Stephan Mayer, Referent Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der TK Landesvertretung in Bayern. Wie die TK auf ihrer Internetseite ankündigt, sind theoretisch bis zu 200 Euro Erstattung im Bonusprogramm möglich. Mit einer „Gesundheitsdividende“ - also wenn die Erstattung in festgelegte Gesundheitsleistungen investiert wird - ist der doppelte Betrag möglich.
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Noch mehr Erstattung möglich bei Wahl-Tarifen
Wer gesund ist, wenig Leistungen in Anspruch nimmt und den Arzt kaum aufsucht, kann unter Umständen noch mehr Geld zurückholen. Viele Krankenkassen bieten inzwischen spezielle Wahltarife, beispielsweise einen Tarif mit teilweiser Beitragsrückerstattung. Allerdings weisen Verbraucherschützer darauf hin, dass sich Versicherte oft für bis zu drei Jahre an solche Tarife binden und unter Umständen ein finanzielles Risiko eingehen, sollten sie in dieser Zeit schwerer erkranken.
− ajk
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