Europäischer Filmpreis
„Triangle of Sadness“ ist der große Sieger

11.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:03 Uhr

Freuen sich über den Preis für „Triangle of Sadness“: Schauspielerin Vicki Berlin, Filmregisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund und die Schauspieler Zlatko Buric und Sunnyi Melles (von links) bei der Verleihung des 35. Europäischen Filmpreises. −Foto: Gabsch/Geisler, dpa

Manchmal gibt es Kinoszenen, die man nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommt. Die Satire „Triangle of Sadness“ zeigt in langen Aufnahmen, wie sich reiche Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff übergeben. Bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises hat die Produktion nun gleich vier Auszeichnungen gewonnen – so viele wie kein anderer Film. Regisseur Ruben Östlund bedankte sich am Samstagabend im isländischen Reykjavik und widmete die Auszeichnung der Schauspielerin Charlbi Dean. Sie spielt in dem Film eine modelnde Influencerin. Dean war im Sommer überraschend im Alter von 32 Jahren gestorben.

Der Film „Triangle of Sadness“ erzählt von einer Luxuskreuzfahrt, die anders endet als gedacht. Die Geschichte setzt sich kritisch mit dem Kapitalismus und der modernen Gesellschaft auseinander. Und sie stellt die Frage, wie überlebensfähig viele Menschen wohl wären, wenn sie plötzlich ohne bisherige Privilegien auskommen müssten. Der Film hat in diesem Jahr bereits die Goldene Palme in Cannes gewonnen.

Die Europäische Filmakademie zeichnete die Produktion nun als besten Film aus. Preise gab es zudem für Regie, Drehbuch und Darsteller Zlatko Buric. Die Auszeichnung für die beste Schauspielerin ging an Vicky Krieps. Die Luxemburgerin wurde für ihre Rolle in „Corsage“ geehrt – in dem Film der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer spielt sie Kaiserin Elisabeth, auch bekannt als Sisi. Krieps war per Video zugeschaltet. Als ihr Name verkündet wurde, sagte die 39-Jährige, sie habe keine gute Beziehung zu Auszeichnungen. „Ich möchte dies allen Frauen auf der ganzen Welt widmen, die gesehen und gehört werden müssen, die sich befreien und von diesen tiefen, tiefen Wunden heilen müssen, die wir seit Generationen tragen.“

Regisseurin Margarethe von Trotta („Hannah Arendt“) wurde für ihr Lebenswerk geehrt. Im Saal standen Gäste auf und applaudierten für die deutsche Filmemacherin. Die 80-Jährige erinnerte daran, dass vor ihr erst zwei Regisseurinnen diese Auszeichnung bekommen hätten. Sie glaube, die Zeit der Frauen habe gerade erst begonnen.

Der Europäische Filmpreis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen der Branche. Die rund 4400 Mitglieder der Filmakademie konnten in einigen Kategorien über Preisträgerinnen und Preisträger abstimmen, ähnlich wie bei den Oscars in den USA.

Die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm ging an „Mariupolis 2“ von Mantas Kvedaravicius. Der litauische Filmemacher war nach Angaben der Akademie nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs in die Ukraine zurückgekehrt, gefangen genommen und getötet worden. In Island nahm seine Tochter den Preis entgegen. Sie sagte, wie stolz sie auf ihn sei. In einer weiteren Kategorie wurden Filmproduzentinnen und Filmproduzenten in der Ukraine geehrt.

Als beste Komödie wurde „Der perfekte Chef“ mit Schauspieler Javier Bardem geehrt. Einige Gewinnerinnen und Gewinner standen bereits vorab fest – so gewann das Filmteam von „Im Westens nichts Neues“ zwei Auszeichnungen, für die visuellen Effekte und das Maskenbild. Der Film, der für Deutschland ins Rennen um den Auslandsoscar gehen soll, war in den Hauptkategorien nicht nominiert. Der Italiener Marco Bellocchio („Exterior Night“) wurde für innovatives Storytelling ausgezeichnet, der palästinensische Regisseur Elia Suleiman („Vom Gießen des Zitronenbaums“) für seine Verdienste um das Weltkino.

Der Europäische Filmpreis wird in der Regel abwechselnd in Berlin und einer anderen europäischen Stadt verliehen.

Julia Kilian