Liederabend mit Fleming und Kissin
Glanzstunden der Romantik bei den Salzburger Festspielen

04.08.2023 | Stand 13.09.2023, 0:12 Uhr
Daniella Rieger-Böhm

Frenetischer Schlussapplaus für Pianist Jewgenij Kissin und Sopranistin Renée Fleming bei den Salzburger Festspielen. −Foto: SF/Marco Borrelli

Eine bedeutungsvolle Premiere erlebte das begeisterte Publikum im ausverkauften „Haus für Mozart“ mit der US-amerikanischen Sopranistin Renée Fleming und dem 1971 in Moskau geborenen Pianisten Jewgenij Kissin. Der gemeinsame Liederabend der beiden Ausnahmekünstler bei den Salzburger Festspielen ist eine Fortsetzung der Welt-Tournee, die bereits 2020 geplant war. Auf dem Programm standen Lieder der Romantik, mit den typischen Sehnsuchts-, Wander- und Traum-Motiven.

Das „Lied der Mignon“ wurde das Herzstück der vier Schubert-Lieder. Renée Fleming sang diese Melodie voller Inbrunst und aus Kissins hochsensiblem Klavierspiel glaubte man den Schmerz zu vernehmen. Mit Franz Liszts „Oh, quand je dors“ erreichte Renée Fleming den Olymp der Belcanto-Kunst. Mit weiten Legato-Bögen zeigt sie ihre Weltklasse. „Über allen Gipfeln ist Ruh“ vereint Todessehnsucht und Natur – grandios interpretiert dank Flemings Pianissimo-Kultur und Kissins zart-zurückhaltender Begleitung.

Wunderschöne Momente bescherte den Zuhörern die Interpretation von Werken Rachmaninows. Vom Glück des Naturerlebens erzählt das Lied „Flieder“, das wie ein duftender Blumenstrauß wirkte, bevor mit dem Wandermotiv in „Le Manoir de Rosemonde“ von Henri Duparc der Schlusspunkt gesetzt wurde.

Die preisgekrönte, mittlerweile 64-jährige Renée Fleming erleuchtete mit strahlender Höhe den Saal – stets im musikalischen Zwiegespräch mit dem kongenialen Jewgenij Kissin. Solistisch brilliert er mit Liszts „Sposalizio“ und „Valse oubliée“. Atemberaubende Presto-Läufe und spannungsgeladene Lento-Passagen zeigten die Bandbreite seiner Virtuosität.

Das Publikum, darunter Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Ehemann, erhielt zwei Zugaben. Das Lied „Morgen“ von Richard Strauss, Renée Flemings Lieblingskomponisten, rundete diesen außergewöhnlichen Liederabend ab.

Daniella Rieger-Böhm