Filmfestspiele
Ein Western und ein Wagnis: Vor dem Start in Cannes sorgen zwei Mammutprojekte für Spannung

08.05.2024 | Stand 10.05.2024, 16:09 Uhr

„,Horizon, An American Saga‘ ist eine Geschichte, die vor 35 Jahren begann, und ich kann mir keinen besseren Ort als Cannes vorstellen, um der Welt das Ergebnis eines so wunderbaren Abenteuers zu präsentieren“, sagt Kevin Costner über sein monumentales Westernepos. − Foto: Warner Bros.

Mit den lang erwarteten Mammutprojekten von Kevin Costner und Francis Ford Coppola feiern dieses Jahr zwei besondere Schwergewichte Premiere bei den Filmfestspielen Cannes. Jahrelang war über Costners Western-Film „Horizon“ und Coppolas berüchtigtes Science-Fiction-Werk „Megalopolis“ gerätselt worden. Costner (69) und Coppola (85) haben lange daran gearbeitet und große Summen an eigenem Geld in diese Filme gesteckt, weil kein Studio sie finanzieren wollte.

Coppolas „Megalopolis“: Triumph oder Scheitern?

Vom 14. bis 25. Mai kommen außerdem Stars wie Richard Gere, Demi Moore, Gary Oldman, Cate Blanchett, Uma Thurman oder Emma Stone nach Cannes. Mit Franz Rogowski und Diane Kruger sind auch zwei deutsche Schauspielstars im Wettbewerb dabei.Mit seinem Regiedebüt „Der mit dem Wolf tanzt“ hat Costner einst das Western-Genre neu belebt, 1991 gewann der Film sieben Oscars. Zuletzt brachte er als Hauptdarsteller der gehypten Western-Serie „Yellowstone“ weiteren Leuten das Genre nahe. Am 19. Mai ist in Cannes die Gala-Premiere von „Horizon, An American Saga“ geplant. Das Werk, das außer Konkurrenz läuft, soll anschließend in vier Episoden über mehrere Monate hinweg veröffentlicht werden. In den Hauptrollen sind neben Costner Sienna Miller, Sam Worthington und Jena Malone zu sehen. „,Horizon, An American Saga‘ ist eine Geschichte, die vor 35 Jahren begann, und ich kann mir keinen besseren Ort als Cannes vorstellen, um der Welt das Ergebnis eines so wunderbaren Abenteuers zu präsentieren“, zitierte das Festival Costner.

Jahrzehnte hat Coppola („Der Pate“, „Apocalypse Now“) auch die Idee zu „Megalopolis“ beschäftigt. Der Film mit Adam Driver und Shia LaBeouf ist eine Art Utopie, die vom Wiederaufbau einer Stadt namens „New Rome“ handelt. Das Filmfestival beschreibt das Werk als „Römisches Epos“. Berichten zufolge steckte Coppola 120 Millionen Euro in den Film, den er selbst finanziert hat. Ein Wagnis – vor allem angesichts der Tatsache, dass eine erste Vorführung unter Branchen-Größen für Irritationen sorgte. Das Werk sei zu experimentell, ausufernd oder verwirrend. Doch das mögen manche auch über Coppolas Film „Apocalypse Now“ gesagt haben, bevor der Film vor 45 Jahren in Cannes Premiere feierte, die Goldene Palme gewann und zu einem Kult-Werk wurde.

Beschäftigte haben zum Streik aufgerufen

Wer die Goldene Palme gewinnt, entscheidet dieses Jahr eine Jury unter dem Vorsitz von „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig. „Megalopolis“ ist einer der 22 Beiträge im Wettbewerb. Dieser hat viele weitere Highlights zu bieten. In „Bird“, dem neuen Film von Andrea Arnold, ist der deutsche Shooting-Star Franz Rogowski an der Seite von Barry Keoghan („Saltburn“) zu sehen.

Diane Kruger ist in „The Shrouds“, David Cronenbergs neuem Horror-Film, an der Seite von Vincent Kassel dabei. Auch Paul Schrader zeigt seinen neuen Film, die Literaturverfilmung „Oh Canada“. Dafür konnte er Uma Thurman und Richard Gere gewinnen. Giorgos Lanthimos präsentiert nach „Poor Things“ seinen neuen Film mit Emma Stone und Willem Dafoe, „Kinds of Kindness“. Mit Spannung wird auch „The Apprentice“ des iranischen Regisseurs Ali Abbasi erwartet. Darin spielt Sebastian Stan den Ex-US-Präsidenten Donald Trump in seinen jungen Jahren.

Ob alles wie geplant über die Bühne gehen kann, ist allerdings ungewiss. Eine Woche vor Beginn des Festivals haben Beschäftigte zum Streik aufgerufen. Damit soll auf die ihrer Ansicht nach prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht werden. Die Beteiligten – darunter Filmvorführer, Pressesprecher und Empfangspersonal – fordern einen angemessenen Tarifvertrag. Um ihr Anliegen durchzusetzen, wollen die Streikenden zwar stören, das Festival aber nicht komplett lahmlegen.

Lisa Forster