Viele Einsätze
Schwere Gewitter in der Nacht: Polizeien in Bayern ziehen Bilanz

12.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:30 Uhr |

Viele umgestürzte Bäume, so wie hier auf einer Straße bei Berching im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, beschäftigten in der Nacht auf Mittwoch die Einsatzkräfte. −Foto: vifogra / Haubner

Ein Unwetter ist in der Nacht über Teile Bayerns hinweggezogen. Einsatz-Hotspots in Süd- und Ostbayern waren die Oberpfalz und Niederbayern. Der Bahnverkehr in Bayern ist eingeschränkt. Zehntausende Haushalte waren ohne Strom.



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Die Einsatzzentrale der Polizei in der Oberpfalz meldete rund 100 Einsätze in Zusammenhang mit dem Unwetter. Hauptsächlich ging es um umgestürzte Bäume und Gegenstände, die zu Verkehrsstörungen führten, wie ein Polizeisprecher auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern mitteilte. So wehte zum Beispiel die Baustellenbeschilderung auf einer Autobahn bei Regensburg auf die Fahrbahn. Außerdem gab es im Verkehrsbereich kleinere Überschwemmungen und Unfälle. An Gebäuden und Fahrzeugen entstanden Sachschäden. In Weiden und Auerbach schlugen Blitze in Gebäude ein, was zu kleineren Rauchentwicklungen führte. Verletzt wurde im Einsatzbereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz niemand.

100 Unwettereinsätze in Niederbayern



Auch in Niederbayern gab es wie in der Oberpfalz rund 100 Einsätze, hauptsächlich Bäume, Äste und Schilder auf Straßen. Es sei aber alles „im normalen Rahmen“ gewesen, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. In Rohr in Niederbayern (Landkreis Kelheim) und auf der B20 in Loitzendorf (Landkreis Straubing-Bogen) fielen jeweils Bäume auf Autos. Bei Pocking im Landkreis Passau brachte der Wind ein Lastwagengespann zum Umkippen. Verletzt wurde bei den Unfällen niemand. In den Landkreisen Landshut und Deggendorf kam es zudem zu Stromausfällen. Auf der Bahnstrecke zwischen Landshut, Plattling und Passau musste der Zugverkehr vorübergehend eingestellt werden. Nach Reparaturarbeiten an der Oberleitung fuhren die Züge am Morgen wieder.

Hunderte Einsätze in Oberbayern – Mehrere Verletzte

„Aus Polizeisicht relativ ruhig“ war die Sturmlage in der Nacht im Einsatzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Es habe keinerlei Verletzte gegeben, aber Dutzende Einsätze. So stürzte im Landkreis Rosenheim ein Baum auf ein Auto. Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord zählte die Polizei 346 unwetterbedingte Einsätze, wobei auch mehrere Personen verletzt wurden. In Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck fiel ein Baum auf einen Wohnwagen. Ein 60-Jähriger, der darin zusammen mit einer 57-jährigen Frau schlief, wurde laut Polizei schwer verletzt. In Fürstenfeldbruck wurde zudem ein 39-jähriger Fußgänger durch einen umstürzenden Baum leicht verletzt.

Im Landkreis Eichstätt gab es rund 40 Einsätze. Hier wurde die Kreiseinsatzzentrale in Betrieb genommen, um die integrierte Leitstelle bei der Alarmierung der Wehren zu entlasten. Auf der Bahnstrecke zwischen München Hauptbahnhof und Ingolstadt fuhren die Züge wegen des Wetters langsamer. Es kam zu erheblichen Verspätungen. In Schrobenhausen ist ein 19-Jähriger aus Aichach mit seinem Auto gegen einen auf der B300 liegenden Baum gefahren. Er und seine 16 Jahre alte Beifahrerin wurden leicht verletzt.

Beim Polizeipräsidium Mittelfranken war die Nacht trotz Unwetter eher ruhig. „Ein wenig Wind, ein wenig Sturm, nichts Dramatisches“, bilanziert ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Sieben Unwettereinsätze gab es, auch hier hauptsächlich entwurzelte Bäume und umgewehte Verkehrsschilder. Betroffen war hauptsächlich das südliche Mittelfranken.

Stromausfälle in Ostbayern



Das Unwetter hat für zahlreiche Stromausfälle in Bayern gesorgt. Betroffen war das Netz der Bayernwerk Netz GmbH in den Regionen Oberbayern und Ostbayern, wie ein Sprecher mitteilte. Auch am Morgen seien noch Tausende Haushalte ohne Strom, die Wiederversorgung gehe jedoch zügig voran, hieß es. Grund für die Ausfälle waren den Angaben zufolge Blitzeinschläge in mehrere Umspannwerke. Diese waren demnach zwischen Dienstag, 23.30 Uhr und 1 Uhr am Mittwoch spannungslos, konnten aber zügig wieder ans Netz genommen werden. Betroffen von den länger anhaltenden Stromausfällen in der Nacht waren den Angaben nach mehrere zehntausend Haushalte. Im Landkreis Pfaffenhofen kam es zu einem größeren Stromausfall, der auch am Morgen noch nicht behoben war. Auch im Landkreis Traunstein gab es bis in den Morgen hinein Probleme mit der Stromversorgung.

Bahnverkehr in Bayern eingeschränkt



Wie die Deutsche Bahn am Mittwochmorgen mitteilte, ist der Bahnverkehr nach dem Unwetter in Bayern stark eingeschränkt. „Im Moment werden die Strecken erkundet und die Auswirkungen soweit möglich beseitigt“, heißt es in einer Mitteilung. Viele Bahnstrecken können derzeit nicht befahren werden. Mit erheblichen Verspätungen und kurzfristigen Zugausfällen sei laut Bahn zu rechnen.

Unwetter wütete zuvor in Frankreich



Bevor es nach Deutschland weiterzog, hatte das Unwetter auch in Frankreich gewütet. In Dijon und Mulhouse wurden Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von über 100 Kilometern pro Stunde registriert. Die französische Bahn stellte auf einigen Strecken aus Sicherheitsgründen den Verkehr ein. In Dijon stürzte die Decke eines Supermarktes ein, in Vichy wurden Dutzende Bäume entwurzelt. Bewohner der Region verbreiteten Fotos von großen Hagelkörnern, die mit den Sturmböen herunterkamen, wie der Sender BFMTV und die Zeitung „Le Parisien“ berichteten. Menschen kamen zunächst nicht zu Schaden.

Unwetter zog von Frankreich ins Saarland und nach Süddeutschland



Das Unwetter ist von Frankreich weiter über Teile West- und Süddeutschlands gezogen und hat insbesondere im Saarland große Schäden angerichtet. In Asweiler in der Gemeinde Freisen (Landkreis St. Wendel) entwickelte der Sturm erhebliche Zerstörungskraft und wütete in einer Schneise von etwa 100 Metern, wie das Lagezentrum der Polizei mitteilte. Ob es sich dabei um einen Tornado handelte, war zunächst unklar. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, THW und Polizei war im Einsatz.

Rund 30 Gebäude in Asweiler seien beschädigt worden, sagte der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD). Glücklicherweise sei aber niemand verletzt worden. „Das Schadensbild hatte Schlimmeres befürchten lassen“, sagte Jost. Die Bevölkerung sei im Dorfgemeinschaftshaus versorgt worden.

Höchste Warnstufe in der Bodensee-Region



Auch in Baden-Württemberg richtete die Gewitterfront nach Temperaturen von bis zu 37 Grad bei Tage Schäden an, jedoch in geringerem Ausmaß. Es habe eine Vielzahl von Einsätzen wegen umgestürzter Bäume gegeben, teilte die Polizei Freiburg mit. „Bei uns geht es wirklich rund“, berichtete ein Polizist in Reutlingen am Abend. Es gebe wegen des schweren Sturms mehrere Verkehrsunfälle mit Verletzten. Im Kreis Ludwigsburg schlug ein Blitz in das Dach eines Wohnhauses ein und löste einen Brand aus, der einen Schaden von geschätzt rund 250.000 Euro verursachte und das Haus unbewohnbar machte. Verletzt wurde niemand.

Vor allem in Sigmaringen, Ravensburg und im Bodenseekreis war ein schweres Gewitter aktiv. In der Bodensee-Region wurde gegen 23 Uhr vor extremem Unwetter der höchsten Warnstufe 4 gewarnt. Gegen 24 Uhr gab es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes weitgehend Entwarnung für Baden-Württemberg und die Gewitter zogen weiter in Richtung Bayern.

− cav/dpa



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