30-jährige Ära endet
Zwischen Erleichterung und Trauer: Schachklub Passau zieht sich aus der 2. Bundesliga zurück

12.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:28 Uhr

SK-Vorsitzender Josef Zboril (hinten) wird künftig keine Zweitliga-Partien mehr seines Klubs beobachten können. Nach rund 30 Jahren ziehen sich die Passauer Denksportler aus der 2. Liga zurück. −Foto: Sven Kaiser

Es war der „Knaller des Abends“ schreibt Josef Zboril (73) über die Entscheidung, die der 1. Vorsitzende des Passauer Schachklubs und sein Stellvertreter bzw. Mannschaftsführer, Wolfgang Linhart, bei der Generalversammlung des SK im Gasthof Aschenberger verkündeten: Der Verein zieht sich aus der 2. Bundesliga zurück. Damit geht eine Ära zu Ende.

Drei Jahrzehnte lang war der SK Passau das Aushängeschild des Schachs in Niederbayern. Die Passauer Denksportler zählten stets zur nationalen Spitze, Zboril, der seit rund 30 Jahren Vorsitzender des Vereins ist, bezeichnet dies als „Wahnsinnstory“. Darum ist die Entscheidung, sich aus der 2. Liga zu verabschieden ein einschneidendes Ereignis für den Vereinschef und seinen Klub, der aktuell 58 Mitglieder umfasst. Die österreichischen Spitzenspieler werden den SK genauso verlassen wie die lokalen Topspieler Dominic Wiesnet und Peter Schmidt. Sie treten auch weiterhin in Deutschlands Topliga an, wechseln zum Erstligisten SV Deggendorf.

Dass der SK Passau über kurz oder lang nicht mehr dort vertreten sein wird, zeichnete sich „schon länger“ ab. „Die Kosten sind in den letzten Jahren unheimlich gestiegen“, berichtet der Vorsitzende. Außerdem stand der SK, der zuletzt insgesamt drei Achter-Teams in überregionalen Ligen stellten, immer öfter vor organisatorischen Schwierigkeiten. Letztlich war die drohende Aufstockung der 2. Bundesligen Nord und Süd (von zehn auf zwölf Mannschaften) der Grund für den Rückzug des SK Passau. Die hätte mehr und längere Reisen für die Denksportler aus der Dreiflüssestadt bedeutet – und zusätzliche Doppelspieltage an mit (hohen) Übernachtungskosten in beispielsweise Leipzig, Stuttgart oder Berlin. Deshalb ist Sboril nun auch erleichtert über den Entschluss, „kürzer zu treten“.

So beendet der SK Passau seine rund 30-jährige Dominanz für Niederbayern im deutschen Spitzenschach. Wenn alle Auf- und Abstiegsregelungen beim deutschen Schachbund geklärt sind, wissen die Passauer auch, ob die bisherige „Zweite“ künftig als Passau I in der Landesliga-Süd oder weiterhin in der Regionalliga Südost spielen wird. In dieser wurde sie in der abgelaufenen Saison Vizemeister. In der letzten Runde musste man durch eine knappe Niederlage Tegernsee den Vortritt lassen. Einen Riesenerfolg feierte Passau III als Aufsteiger in der Niederbayernliga, wurde wie die „Erste“ in der 2. Bundesliga Vierter.

Die Neuorientierung des SK Passau moderieren wird Josef Zboril, der bei den Vorstandswahlen einstimmig im Amt bestätigt wurde, wie auch Wolfgang Linhart als 2. Vorsitzender und Kassier. Als Kassenprüfer fungieren weiterhin Gerhard Heyne und Willi Frisch. Der Saisonbeginn ist auf dem 8. Oktober 2023 angesetzt. Das Klublokal ist weiterhin das Cafe Alibi, das Turnierlokal der Gasthof Aschenberger. Bei der jüngsten Generalversammlung wurde auch dem am 31. Mai verstorbenen Mitglied Gerd Nagler, viele Jahre 2. Vorsitzender, gedacht. Vorgestellt wurden mit Theo Gessmann und Junah Kraus-Ahma zwei neue, junge Mitglieder.

Das klubinterne Monatsturnier im Blitzschach dominierte FM Dominic Wisnet vor FM Dietmar Hiermann und Franz Schmid. Das Schnellturnier gewann Wisnet vor Schmid und Hiermann.

− mid/zb