Kein schnelles Comeback im Amateurbereich
Zwei Jahre bei Ärzten und Wunderheilern: Ex-Löwe Marius Willsch geht’s „immer noch bescheiden“

24.07.2023 | Stand 13.09.2023, 6:37 Uhr

Bei einem Benefizspiel mit dem FC Sternstunden in Fürstenzell schnürte Marius Willsch mal wieder die Fußballschuhe – und bereute das sofort bitter. −Foto: Sven Kaiser

Rund drei Wochen ist der Passauer Marius Willsch (32) nun kein Profifußballer mehr. Sein Vertrag beim TSV 1860 München ist Ende Juni ausgelaufen. Dennoch fühle er sich schon ziemlich weit weg vom Profigeschäft, hat der Niederbayer nun im Podcast „Giesinger Bergfest“ erzählt. Dabei erklärte er auch, wieso es ein schnelles Willsch-Comeback auf den Fußballplätzen der Region nicht geben wird.
„Mir geht’s, ehrlich gesagt, immer noch bescheiden“, sagte Willsch im Podcast-Format, das sich mit den Löwen beschäftigt. Eine langwierige Schambeinentzündung hat ihn zum Karriereende mit Anfang 30 bewegt. Vor knapp drei Wochen bei einem Benefizspiel mit dem FC Sternstunden in Fürstenzell schnürte der Außenverteidiger mal wieder die Fußballschuhe – und bereute das sofort bitter. „Danach war es wieder richtig schlimm und schmerzhaft.“ Eine Besserung merke er nicht. „Das wird noch ein paar Monate dauern wahrscheinlich.“

Entsprechend wird es auch nichts mit dem öfters kolportierten schnellen Comeback auf Amateurebene. Auch einige höherklassige Vereine in und um Passau hatten bei Willsch angeklopft.

„Habe jetzt einen Cut gemacht“

Doch der will frühestens nach dem Winter über eine regelmäßige Rückkehr auf den Platz nachdenken. „Ich bin weggekommen von der ärztlichen Begleitung, ich war zwei Jahre durchgehend bei Ärzten und irgendwelchen Wunderheilern. Deswegen habe ich jetzt einen Cut gemacht. Der Körper soll mal zur Ruhe kommen.“
Das tut er – in Passau-Kohlbruck, wo Willsch mit seiner Frau Nina und seiner Tochter Mila vor kurzem eine Wohnung bezogen hat. In absehbarer Zeit soll es dann ganz zurückgehen nach Pfenningbach, seinen Heimatort in der Gemeinde Neuburg am Inn. Beim E-Bike-Fahren und Laufen genieße er gerade seine alte Heimat in vollen Zügen, sagt Willsch.
Mit etwas Befremden dagegen blickt der Niederbayer auf die Vorgänge bei seinem Ex-Klub, betont er im „Giesinger Bergfest“. Der Komplettumbruch des Kaders lasse ihn teilweise etwas ratlos zurück – vor allem, dass nun auch noch Fynn Lakenmacher, Top-Stürmer des TSV in der abgelaufenen Saison, auf der Streichliste stehen soll: „Als ich gelesen habe, dass er auf dem Abstellgleis sein soll, muss ich sagen: Da hat es mir den Vogel rausgehauen.“ Er nimmt den 23-Jährigen in Schutz: „Er hat zuvor bei Havelse gespielt. In seiner ersten Saison schießt er acht Tore, macht vier Vorlagen, hat brutales Entwicklungspotenzial und dann gehe ich so mit dem Spieler um?“ Der Stürmer sei ein Spieler, „der das Vertrauen braucht – und jetzt soll er sich verpissen?“

Zwischenmenschliche Probleme mit Jacobacci

Wie in den letzten Jahren sei auch gerade das Problem bei den Löwen, dass zu viele Menschen bei Entscheidungen mitreden. „Das macht es problematisch“, sagt Willsch. Das sei auch der Grund, warum seit Monaten eine Vakanz auf Sportdirektor-Position herrscht. Das mache sich in der Kaderzusammenstellung bemerkbar. „Sie werden sich etwas dabei denken, aber aktuell sieht es nicht danach aus, als würde ein Plan dahinter stecken.“

Vor allem Trainer Maurizio Jacobacci hat gerade vermeintlich die Hoheit über die Personalpolitik. Von der Mannschaft der Vorsaison ist nun schon nicht mehr viel übrig. Das habe auch Gründe, lässt Willsch durchblicken: „Ich habe es ja mitbekommen, dass es Probleme gab im zwischenmenschlichen Bereich zwischen Mannschaft und Trainer. Ich hatte keinen Bezug zum Trainer und ich habe auch keinen in der Mannschaft gesehen, der etwas Gegenteiliges dazu sagen kann.“
All das braucht Willsch nicht mehr tangieren. Gerade baut er sich ein Leben nach dem Profifußball auf, will ab Herbst in der Versicherungsbranche arbeiten. Bis dahin genießt er den Passauer Sommer – mit Frau und Kind in den Eisdielen der Stadt und ganz oft auch bei seinen Eltern, die in den letzten Jahren nicht so viel von ihm und seiner Familie hatten. „Die Kleine steht jeden Tag auf und sagt als Erstes: ‚Ich will zur Oma!‘ Nachmittags sind wir bestimmt fünfmal die Woche in Pfenningbach.“

− aug/red