Tittling
Zum Geburtstag ein Kabarett-Feuerwerk

100 Jahre FC Tittling: Kulturpreisträger Django Asül gastiert in Tittling – Ein „Ort auf Rädern“

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:41 Uhr

Fast ein Heimspiel hatte der Hengersberger Kabarettist Django Asül bei seinem Auftritt in Tittling. −Fotos: Heisl

Von Josef Heisl

Er ist einer der vielseitigsten bayerischen Kabarettisten, ist Träger des bayerischen Verdienstordens, des Kulturpreises Bayern und des bayerischen Kabarettpreises. Die Rede ist von dem Hengersberger Django Asül. In Tittling brannte er zum 100. Geburtstag des FC Tittling ein kabarettistisches Feuerwerk ab.

Kennt man Django Asül als Maibockredner oder Präsentator des Jahresrückblicks durch das politische Kabarett, befasste er sich an dem Abend in Tittling mit seinem persönlichen Umfeld, mit dem Dreiburgenland und seiner Zeit als Schüler. Sein zweistündiger Vortrag kam bestens an und war fortlaufend begleitet von Lachsalven und Beifall auf offener Szene.

Zum Einstieg nahm Django Asül gleich einmal Tittling und die dortige Dreiburgenhalle genauer ins Visier. Die Halle habe sicher als „Muster für die Hamburger Elbphilharmonie“ Pate gestanden, meinte er. Man merkte, der Hengersberger hatte sich gut vorbereitet und sich mit Geschichte und Gegenwart der Dreiburgenlandmetropole befasst. Tittling sei ja ein Ort auf Rädern und „Rotel Tours“ daher der Vorgänger der Kernspintomographie.

Dann schwenkte er auf seinen Stammtisch im Hengersberger Cafe „Abseits“ über, mit dem Spetzl Hans und dessen Neffen, was sich zur Freude der Zuhörer durch das gesamte Programm zog. Dabei bestach Django Asül mit ständig wechselnder Mimik und Gestik sowie mit gekonnten Parodien. Es ging um Afrikaner, um Ehepaare, die sich wegen unüberbrückbarer Differenzen – „was immer das auch ist“ – trennen müssen, oder um den Wohnungsmarkt. Die Bezeichnung „Ausländer“ sei nicht rassistisch, das sei vielmehr ein Zustand, befand der Kabarettist. Und im Gegensatz zur Familie sei eine WG ein freiwilliger Zusammenschluss, stellte Django Asül fest.

Der Beifall setzte in der Halle manchmal auch leicht verzögert ein. „Bei dieser Wortgeschwindigkeit muss man die Pointe erst realisieren“, gab ein Zuhörer im Pausengespräch zu. Asüls Vortrag glich nämlich teils einem bewundernswerten verbalen Maschinengewehrfeuer. Der Optimierungswahn, das „Was bin ich“ wurde ebenso zum Thema wie die Möglichkeit, für eine Viertelmillion Euro Grieche werden zu können. Mit einer Schilderung seines Nachhilfeunterrichts, den er im Gymnasium den Schülern in Englisch gab, und der Feststellung „Des kapiert doch jeder Depp, Depp’n samma also net,“ ging es in die Pause, in der sich der Kabarettist sympathisch unkompliziert unter die Gäste mischte.

Mit dem Eingeständnis, in der Schule ein echter Kotzbrocken gewesen zu sein, mit Blick auf „fridays for future“ auch gerne am Freitag die Schule geschwänzt habe und der Schilderung seines Umgangs mit seiner Lehrerin ging es mit Schwung in die zweite Halbzeit. Dass er selbst Lehrer wurde, sei nur eine Art Wiedergutmachung gewesen, gestand Django Asül ein.

Länger befasste er sich mit dem „Ossi“ Karl May, der den Winnetou geschaffen habe. Amüsant beschrieb er seine Nachbarn, die allesamt Lehrer sind, und den Wahn an Biografien. Mit dem Hans, seinem Stammtisch und der Familie ging es auf die Zielgerade, auf der er ein weiteres Mal zur Hochform auflief. Dann war Schluss. Das Publikum wanderte zufrieden ab, mancher Gast nicht ohne vorher ein Selfie mit dem Stargast dieses Hundertjährigen des FC Tittling gemacht zu haben.