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Vor 60 Jahren fuhr das „Rollende Hotel“ zum ersten Mal auf dem Landweg nach Indien

26.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:56 Uhr

Der Rollende Bus aus Tittling schaffte es bis nach Südindien – hier ein Foto mit dem Tempel von Madurai. −Foto: Höltl

Einmal Indien und zurück: Vor 60 Jahren hat Rotel Tours aus Tittling (Landkreis Passau) seine erste Indienreise mit dem „Rollenden Hotel“ durchgeführt. Es war die längste Busreise, die bis dahin je von einem Unternehmen durchgeführt worden war. 36.000 Kilometer legte der Bus in 81 Tagen zurück.



Reisebeginn war der 1. Oktober in München. Georg Höltl (1928-2016), der Gründer von Rotel Tours und Initiator dieser Reise, war persönlich mit dabei. Nach einer ersten Reise 1959 auf dem Landweg von München über die Türkei nach Jerusalem war die Idee entstanden, eine noch viel größere Reise, nämlich eine Reise auf dem Landweg nach Indien, durchzuführen.

Anreise über Türkei, Persien, Afghanistan und Pakistan

An Bord des „Rollenden Hotels“ waren 39 Teilnehmer aus ganz Süddeutschland. Die Hälfte der Teilnehmer war bereits auf der Reise nach Jerusalem mit dabei gewesen. Reiseleiter war Dr. Max Reisch, der bereits 1936 mit dem Motorrad auf dem Landweg nach Indien gefahren war und mit dem zusammen die Route entwickelt worden war. Fahrer war Toni Maier aus Tittling, der mittlerweile verstorben ist. In Indien wurde die Gruppe dann von Ram Kohli begleitet, der bald darauf in Delhi seine eigene touristische Agentur gründete.

Die Fahrt mit dem Bus, in dem die Teilnehmer gleichzeitig schliefen und der einen Anhänger fürs Gepäck mit dabei hat, erfolgte quer durch die Türkei und Persien. In Afghanistan bewunderten die Teilnehmer eine Windmühle und sahen afghanische Bauern, die den Acker mit Holzpflug und Ochsen bearbeiteten. Sie sahen Minarette, die wie Fabrikschornsteine aussahen, sahen Kamelkarawanen, die neben dem Bus herliefen. Der rote Bus aus Tittling war überall willkommen und eine schöne Abwechslung für die Menschen vor Ort. Über Pakistan erreichte der Bus Indien, besichtigte wichtige Städte wie Delhi, Sehenswürdigkeiten wie das Taj Mahal und den Tempel von Madurai in Südindien.

Reise in Film dokumentiert

Georg Höltl dokumentierte die Reise mit einem ausführlichen 16-mm-Film. Sein Sohn Peter Höltl, Jahrgang 1959, war zu der Zeit der Reise gerade drei Jahre alt. „Ich kann mich daran erinnern, als mein Vater den Film geschnitten hat“, erzählt er. „An einer Wäscheleine im Keller hat er die einzelnen Szenen aufgehängt und zusammengefügt“, sagt Peter Höltl. Eine Kurzversion des Films ist heute noch bei Youtube zu sehen. Der Film wurde in den 1960er Jahren in vielen Kinosälen in Deutschland vorgeführt.

Indienreisen waren ab dem Zeitpunkt ständig im Programm, berichtet Peter Höltl – bis 1979, als die damalige UdSSR in Afghanistan einmarschierte.

Zurückgekommen ist der „Rollende Bus“ mit seinen Passagieren übrigens am 20. Dezember 1962 auf schneeverwehten Straßen. Gerade noch rechtzeitig, damit alle das Weihnachtsfest entspannt zuhause feiern konnten.

− san/red