Passau
„Unser Plus: Wir schaffen Wohlfühlmomente“

Passauer Gespräch mit der Chefin der Stadtgalerie zum besonderen Weihnachtsgeschäft 2022

03.12.2022 | Stand 03.12.2022, 5:00 Uhr

Weihnachtlich wunderbar herausgeputzt hat sich die Stadtgalerie auch in diesem Jahr. Und natürlich dürfen besondere Zuckerl in dieser schönsten Jahreszeit nicht fehlen. Dazu gehört die Wunschzettelaktion, die Centermanagerin Tanja Przesdzink zu ihrer Herzensangelegenheit macht. −Foto: Fischer

Frau Przesdzink, aus Ihrem Blickwinkel als gebürtige Berlinerin: Wie sehen Sie die Stadtgalerie im eher kleinen beschaulichen Passau?
Przesdzink: Ich lebe seit Ende 2007 in Passau. Als ich zwei Jahre zuvor zu den ersten Standortanalysen in der Stadt war, ging ich am Schaiblingsturm vorbei, erblickte den Dom. „Das ist ja wie im Urlaub hier“, dachte ich. Und da schickt mich meine Firma zum Arbeiten hin! Im Herzen fühle ich mich mittlerweile als Niederbayerin. Das lebendige Passau muss man einfach lieb haben. Meine Kollegen aus dem ECE-Haupthaus in Hamburg beneiden mich oft um meinen Arbeitsplatz, weil die Stadtgalerie und Passau einfach einen magnetischen Reiz haben.

Jetzt in der Vorweihnachtszeit putzt sich die Stadtgalerie immer ganz besonders heraus. Haben Sie heuer den Lichterglanz wegen der Energiekrise etwas eindämmen müssen?
Musste ich nicht, da wir bei der Weihnachtsbeleuchtung bereits im Jahr 2018 auf LED umgestellt hatten. Aber wir haben die Einschaltzeiten etwas verkürzt, knipsen die Außenbeleuchtung jetzt erst um 16 Uhr an. Ich muss sagen, dass mich die Weihnachtsdekoration in unserem Haus immer noch berührt. Die beauftragte Agentur hat sich beim Entwurf an die Glaskunst im Bayerischen Wald angelehnt – und so sind hängende Spiegelrahmen und Diamanten in unsere Lichthöfe eingezogen. Mir gefällt dieser regionale Bezug.

Wobei wir bei Ihrer wichtigsten Aufgabe angelangt wären: Nämlich für magische Anziehungskraft bei den Besuchern zu sorgen. Mit welchem Pfund können Sie wuchern?
Wir haben hier in Passau mit der Stadtgalerie die besten Voraussetzungen. Denn die nächsten relevanten Einkaufsmeilen sind in Regensburg, Linz und München. Auch wenn es dort ein größeres und besseres Shopping Angebot gibt, wir sind gut aufgestellt, können mit unserem Branchenmix sehr zufrieden sein. Von Sport bis Unterhaltungselektronik, von Schuhe bis Dessous, von Deko bis Haushaltswaren – unsere große Stärke ist die Vielfalt, die wir unter einem Dach bieten können. Wir haben neben einigen großen Playern auch die kleinen Einheiten, die Spezialgeschäfte. Das ist ein Markenzeichen von uns. Na, und die bezaubernde Passauer Innenstadt rundet den Shoppingbesuch für unsere Kunden dann so richtig ab.

Aber der Online-Handel macht den Geschäften in der Stadtgalerie sicherlich auch zu schaffen...
Der Einzelhandel ist total im Umbruch. Das ist bitter. Aber unser großes Plus ist , dass wir im stationären Handel Wohlfühlmomente schaffen können, die das Internet nicht ermöglicht. In der richtigen Atmosphäre und mit der richtigen Ansprache fühlt sich der Kunde beflügelt. Und wenn wir alle es schaffen, unsere Kunden zu begeistern mit perfekter Beratung und gutem Service, dann wird auch gekauft. Und weiterhin wichtig: eine gelungene Digitalisierung. Der heutige Kunde erwartet die Verfügbarkeit der Produkte auf allen Kanälen.

Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg, jetzt die Inflation und gestiegene Energiepreise. Wie sehr spüren Sie die Kaufzurückhaltung?
Seit diesem Jahr geht es sehr deutlich bergauf: die Frequenzen steigen und nähern sich den Zahlen von 2019 an, die Umsätze entwickeln sich insgesamt sogar noch besser. Das bedeutet, dass wir zwar (noch) weniger Besucher als vor Corona verzeichnen, diese Kunden aber gezielter und mehr einkaufen. Freilich, man merkt schon, dass die Touristen noch nicht alle wieder zurück sind. Da fehlen vor allem die kauffreudigen aus dem asiatischen Raum.

Wie ist die Lage bei den Händlern? Sind noch alle an Bord?
Bei 94 Läden gibt es immer mal wieder die eine oder andere Veränderung. Glücklicherweise hält es sich bisher in Grenzen. Und wir konnten schon einiges wieder mit frischen neuen Konzepten besetzen, die uns bislang noch gefehlt haben, wie ein Kindermodekonzept, die Marke Tupperware und nächstes Jahr wird die Telekom einziehen. Aktuell sind wir zusätzlich noch an einem kleinen veganen Gastrokonzept dran, hoffentlich gelingt uns die Ansiedlung.

Wie ist das Verhältnis zur Geschäftswelt außerhalb der Galerie?
Sehr gut, jeder profitiert vom anderen. Unsere Umfragen zeigen, dass viele Kunden gerne bei uns parken und nach dem Galeriebesuch natürlich noch in die Fußgängerzone gehen. Eine große Bereicherung ist auch der neue Lebensmittelmarkt Schwaiberger gegenüber. Der bringt viel Frequenz in die Innenstadt. Und auch das moderne Donauquartier mit mk-Hotel und spannenden Gastronomiekonzepten hat der Bahnhofstraße und damit auch uns neue Impulse gebracht.

Was hätten Sie sonst noch gerne an Geschäften in Ihrem Haus?
Ich würde gerne die klassischen Dienstleister verstärken: Poststelle, Blumenladen, Tabak-Lotto-Geschäft, Reinigung, Schlüsseldienst – die würden noch gut reinpassen.

Fragt man die Kunden, hört man immer ein und denselben Wunsch: Der Modeanbieter Zara soll in die Stadtgalerie kommen.
Ja, das hören wir auch immer wieder, aber ...

Wie ist denn generell das Feedback der Kunden?
Nach zwei Jahren Durststrecke merken wir, wie unsere Besucher wieder richtig hungrig nach Erlebnissen und Entertainment sind. Der Nachholbedarf ist groß. Und hier sind wir natürlich gefordert. Zum Ende der Black Week und Auftakt unseres Weihnachtsprogramms haben wir zwei Tanzshows auf der Bühne im UG präsentiert: Mir geht immer noch das Herz auf, wenn ich die vollen Ränge am Geländer sehe und die fröhlichen Gesichter all der Zuschauer.

Blackweek und Cyber Monday, wie sind sie dieses Jahr gelaufen?
Die Dynamik ist ja aus Amerika herübergeschwappt und hat eingeschlagen wie kaum ein Event. Das ist geschätzt die erfolgreichste Saleveranstaltung des Jahres. Die Geschäfte haben auch heuer wieder tolle Angebote gemacht, so dass unsere Homepage sich ganz von alleine füllte. Uns berichten Kunden, dass sie sich extra am Black Friday Urlaub nehmen. Getoppt wird der Black Friday in der Regel eigentlich nur noch vom 3. Adventssamstag. Das wird hoffentlich heuer auch so.

Was war denn bisher der absolute Besucherrekord?
Die absolute Kapazitätsgrenze haben wir 2015 an einem dritten Adventssamstag erreicht mit ca. 50000 Besuchern.

Was planen Sie denn speziell, um Weihnachtsstimmung in die Stadtgalerie zu zaubern?
Wir haben einen extra Flyer mit einem umfangreichen Programm erstellt. Ganz besonders freue ich mich auf unser Kinderprogramm an den Samstagen. Damit die Erwachsenen in Ruhe shoppen können, bieten wir von 11 bis 17 Uhr ein anspruchsvolles Programm für die Kleinen an. So werden wir an diesem Samstag in Zusammenarbeit mit der Confiserie Simon Lebkuchenstiefelchen verzieren. Am 10. Dezember ist dann Schokolade-Schöpfen an der Reihe. Da kann jedes Kind eine persönliche Tafel Schokolade für Mutti, Vati oder Oma und Opa herstellen. Mein persönliches Highlight ist unsere Wunschzettelpost: Dabei können Kinder ihren Herzenswunsch auf unsere Wunschzettel schreiben und diesen bis 10. Dezember in den Briefkasten im EG gegenüber der Kundeninfo werfen. Wir werden die Wünsche sichten und schauen, was wir erfüllen können.
Am 17. Dezember ist dann Beschwerung. Ich bin schon gespannt, womit wir dem Christkind heuer unter die Arme greifen dürfen. Bei der letzten Aktion konnten wir z.B. einen Musicalbesuch für eine Familie in Hamburg ermöglichen. Aber auch sonst appellieren wir ans positive Bauchgefühl. Egal, ob die Hackbrettmusi aufspielt, der Pianist für entspannte Klänge sorgt oder eine kleine Ballettshow stattfindet – wenn unsere Kunden einen stimmungsvollen Shoppingbesuch bei uns hatten, haben unsere Mieter und unser gesamtes Center Management Team alles richtig gemacht.
Was steht als nächstes auf Ihrer to-do-Liste?
Das Thema Nachhaltigkeit und Energieeinsparung rückt noch mehr in den Fokus. Wir werden in den nächsten drei Jahren die komplette Einkaufsmall auf LED-Beleuchtung umrüsten. Damit müssten wir ca. 30 Prozent an Energie einsparen. Unser Glück ist, dass wir ein relativ junges Center sind – es wurde am 10. September 2008 eröffnet – und deshalb verfügen wir schon über intelligente Anlagen. So reagiert z.B. die Lüftungsanlage auf die Kundenfrequenz und regelt entsprechend hoch oder runter. Desweiteren prüfen wir gerade die Installation einer Photovoltaik Anlage.

Wenn Sie einen Blick ins neue Jahr werfen, mit welchen Aktionen werden Sie die Besucher überraschen ?
Wir freuen uns wieder auf den Fasching, wir greifen das Thema Superbowl auf und arbeiten mit den Passauer Pirates gerade ein actionreiches Wochenende aus – die bewährte und an Ambiente nicht zu überbietende Frühlingsbepflanzung wird gerade konzipiert und im Mai planen wir eine Convention für Cosplayer. Freuen Sie sich auf Animes, Manga Figuren, Influencer, Spiderman und Co. Von dieser, für Besucher kostenlosen Messe, versprechen wir uns viel, weil sie die Playergemeinde und damit auch junge Menschen anspricht, die dann auch die ältere Generation auf diese Weise Anteil an ihrer Welt ermöglichen.


Interview: Elke Fischer