Geschichtsverein besucht Ruine Ranfels
Spannende Entdeckungsreise von Eging nach Zenting

28.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:45 Uhr
Kurt Höpfl

Schwebendes Modell: Ekkehard Altenburger will die „versilberte“ Marienkapelle erschaffen. Das Modell ist im Außeenbereich der Burg Ranfels zu sehen.

Seit der Entdeckung des Bodendenkmals „Pechsteinofen in Kneisting“ besteht zwischen dem Geschichts- und Kulturverein Eging und Karl Meier, Leiter „Aktivgruppe zur Erhaltung der Burg Ranfels“, aufgrund gemeinsamer geschichtlicher Zusammenhänge ein Erfahrungsaustausch. Jetzt nahm man dessen Einladung an, die Burgruine zu besichtigen.

Überrascht war die teilnehmerstarke Gruppe, dass sie nicht nur von Karl Meier erwartet wurde, sondern auch von Steffi Baumann, Kunstveranstalterin auf Burg Ranfels. Sie führte durch die Sommerausstellung „True and False“, die mit der Wirklichkeit spielt und die Wahrnehmung herausfordert. Dies beginnt bereits mit dem Schriftzug am alten Schulhaus des jungen Künstlers Paul Valentin. Bildhauerin Antonia Leitner hat ihr Meisterstück „Apate“ = die Täuschung genannt, zeigt es in einem unscheinbarem Nebengebäude. Die Installation aus einem großen Hohlspiegel und einer davor schwebenden Bronzeplastik verwirrt, da erst durch Bewegung das glänzende Objekt ein Eigenleben entwickelt und verschiedenste Formen zeigt. In der sog. „Wunderkammer“ im Burggebäude zeigt Monika Supe ihre Bauwerke in abstrakter Verfremdung, die aus gehäkelten Draht beinahe im Raum schweben. Besonders beeindruckend ist die Arbeit von Ekkehard Altenburger. Der nahe der schweizer Grenze geborenen Bauernsohn, der heute den Bereich Bildhauerei an der Kunstakademie in Hongkong leitet, war vor drei Jahren zu Besuch in Ranfels und von diesem Ort fasziniert. Die kleine Marienkapelle auf der Anhöhe inspirierte ihn zu einer monumentalen Spiegelarbeit. Für ihn ist die Kapelle Gegenteil zu Hongkong, der Stadt mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Unter dem Begriff „Compressed Belief Systems“ stellt er sich die Aufgabe, in einer monumentalen Skulptur aus verspiegeltem Edelstahl die Kapelle nachzubauen – allerdings gibt’s in der gesamten Konstruktion keinen rechten Winkel.

Im Anschluss besichtigen die Ausflügler dann mit Karl Meier die Burgruine am Rande der Gemeinde Zenting. Sie sitzt auf einem riesigen Granitfelsen bzw. schmalen Bergsporn. Vieles sei, so Karl Meier, noch unerforscht. Vermutet werden die Grafen von Formbach oder die von Neuburg als Erbauer. Ab 1207 war die Burg im Besitz der Bischöfe von Passau, die sie 1243 an die Edlen von Hals zu Lehen gaben. Nach dem Aussterben der Halser übernahmen 1375 die Landgrafen von Leuchtenberg Ranfels und 1417 kam die Burg in den Besitz der Reichsgrafen von Ortenburg. 1438 verkaufte es Etzel an Herzog Heinrich von Niederbayern. Im Landshuter Erbfolgekrieg wurde die Burg zerstört, anschließend als Schloss wieder aufgebaut. 1517 übernahm es der Ritter Johann von Dachsberg zu Asbach. 1518 errichtete er die Schlosskaplanei samt Schlosskapelle und baute die Gebäude bis 1520 grundlegend um. Der Torbau wurde 1577 nochmals erneuert. 1784 gelangte das Schloss an das Damenstift St. Anna in München. 1833 kaufte es der Bayerische Staat. Er entfernte und verkaufte viele Bauteile und wandelte die noch vorhandenen Gebäude zur Wohnung des Schlosskaplans um. Von der einstigen Burg sind noch das Torgebäude mit angrenzenden Wohnbauten im Bereich der Vorburg erhalten. Die aus der Schlosskapelle hervorgegangene Pfarrkirche St. Pankratius steht an der Stelle der ehemaligen Hauptburg. Sie ist unerwartet schlicht und modern ausgestattet.

Beeindruckend war auch zu hören, welch aufwendige Felssicherungsmaßnahmen schon durchgeführt werden mussten für die Standsicherheit. Die Erkundung des Kellergewölbe, Weinlager und Kerker war beeindruckend und gruselig, aber unterstrich erneut die Mächtigkeit und Einmaligkeit der Burganlage. Vereinsvorsitzende Daniela Voggenreiter bedankte sich bei Karl Meier für die hoch interessante Führung.

− kh