Ruderting
Solarkraftwerk versorgt Kläranlage: Ein großer Schritt in die Zukunft

Ortstermin: Eine PV-Freiflächenanlage versorgt die Kläranlage in Ruderting mit Strom

11.11.2023 | Stand 11.11.2023, 11:00 Uhr
Helga Wiedenbein

Freuten sich über die Inbetriebnahme der Anlage: Angelika Kraußer (v.l.), Christian Stutzig, Philipp Schwarz, Florian Wagner, Christian Stelzer, Willi Neumeier, Ludwig Praml, Rudolf Müller und Siegfried Ruhhammer. − Foto: Helga Wiedenbein

Nach gut einem Jahr der Gespräche, Planungen und des Baus versorgt seit Kurzem eine PV-Freiflächenanlage die Kläranlage in Ruderting (Landkreis Passau) mit Strom. Nachdem die Anlage als einer der höchsten Energieverbraucher unter den Liegenschaften der Gemeinde gilt, sei das erklärte Ziel, dass sich die Investition von rund 400000 Euro ab dem ersten Tag lohnt, denn der Strom muss nicht mehr teuer gekauft werden.

Bürgermeister Rudolf Müller zeigte sich sehr froh, dass die Anlage noch in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde. Denn für den Betrieb der Kläranlage mit rund 130000 kWh pro Jahr sei dieser Kostenfaktor erheblich. Zwar sei man in diesem Jahr noch in den Genuss der Energiepreisbremse gekommen, was bedeute, dass die Differenz von den vormals 13 Cent pro kWh zum tatsächlichen Preis von 86 Cent pro kWh im laufenden Kalenderjahr noch vom Staat übernommen werde. Dies sei eine große Unterstützung, welche aber lediglich für 70 Prozent des Vorjahresverbrauchs gelte. Die restlichen 30 Prozent müsse die Gemeinde Ruderting aber voll bezahlen, was noch hohe Kosten für rund 36000 kWh wären. Daher sei es von enormer Bedeutung, dass ab sofort jede kWh selbst produziert und nicht mehr teuer bezahlt werden müsse, erklärte der Bürgermeister. Auch sei nicht bekannt, wie lange die Energiepreisbremse noch gelte, und die Gemeinde sei mit einem Drei-Jahres-Vertrag ab nächstem Jahr mit 56 Cent pro kWh gebunden, welche kräftig zu Buche schlagen würden.

„Eine spürbare Entlastung bei den Gebühren für den Endverbraucher und eine Sicherheit mit einem entsprechenden Pufferspeicher von über 120 kWh ist das große Plus der PV-Anlage“, so Müller. Die Investition rechne sich auch für den Bürger, denn diese werde nicht analog zu den hohen Stromkosten 1:1 in Rechnung gestellt, sondern über die Abschreibung. Die Ersparnisse im laufenden Betrieb kämen den Bürgern sofort zugute. „Da der Strom gewiss nicht viel günstiger wird, rechnet sich die Anlage von selbst und der Wurf ist gelungen“, sagte der Bürgermeister. „Die schnelle Reaktion auf die Energiekrise war notwendig“, so Müller, und wurde mit der ortsansässigen Firma Praml als Partner zügig umgesetzt. Neben dem Klärwärter Siegfried Ruhhammer dankte Müller allen an der Umsetzung beteiligten Firmen und Mitarbeitern.

Für Ingenieur Willi Neumeier sei dieses Projekt ebenfalls „symbolträchtig“ angesichts der Entwicklung der Strompreise. Ludwig Praml sen. war der Ansicht, dass sich viele darauf einstellen müssen, in Sachen Strom autark zu werden, und sprach dies auch für die Wasserversorgung an. Geschäftsleiter Philipp Schwarz zeigte sich froh, dass mit dem Container „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden konnten“, denn das Notstromaggregat konnte in diesem mit der Technikeinheit wie Stromspeicher, Wechselrichter usw., durch eine Wand getrennt, untergebracht werden und die Versorgungssicherheit sei dadurch gewährleistet.

Bei der Besichtigung des Containers, in dem die Technikeinheit ihr Zuhause hat, wurde schnell klar, dass hier eine Investition auf höchstem Niveau für die Zukunft stattfand. So sei sogar daran gedacht worden, dass im Falle eines Stromüberflusses dieser auch vermarktet werden könnte.

Ludwig Praml ist zuversichtlich, dass die Stromversorgung in den Wintermonaten ebenso gesichert sei, „da ein kaltes Modul die höchste Leistung bringt und die Photovoltaik so ausgelegt ist, dass von den ersten Morgenstunden an bereits Strom produziert wird“, erklärte er. Auch im Westen könnt trotz der hohen Bäume noch die Kraft der Sonne genutzt werden.