Landkreis Passau
Rallye-WM im Woid „nicht zeitgemäß“: Grüne forcieren Absage des Events im Kreistag

04.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:54 Uhr

Die Rallye-WM macht 2023 Halt in Niederbayern. Die Grünen wollen dem bereits beschlossenen Event noch einen Riegel vorschieben. −Foto: David Davies/dpa

Profi-Motorsport in Niederbayern? Die Vorstellung, dass die Rallye-WM bald Halt macht in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau, stößt wie bereits mehrfach in der PNP berichtet nicht bei allen auf Begeisterung. Die Grünen protestieren erneut gegen das Event.



Die Rallye-Weltmeisterschaft soll 2023 mit einem Lauf auch in Deutschland stattfinden. Für Ende Oktober hat der Automobil-Weltverband Fia ein Rennen im Länder-Dreieck Tschechien, Österreich und Deutschland vorgesehen - Zieleinlauf soll in Passau sein. Dort regt sich Widerstand gegen das Motorsportevent. „Nicht zeitgemäß“, findet der Grünen-Politiker Eike Hallitzky die Pläne. Er hofft, das Rallye-Rennen doch noch verhindern zu können.

Bereits im Oktober habe seine Partei dem Passauer Kreistag wie berichtet einen Dringlichkeitsantrag für eine Resolution vorgelegt gehabt, mit dem sich der Kreistag gegen die Durchführung eines WM-Laufes hätte aussprechen sollen. Aber, so sagt Hallitzky, Landrat Raimund Kneidinger habe die Dringlichkeit des Antrags durch seinen Juristen verneinen lassen. „Die Mehrheit des Kreistages folgte lammfromm und ohne Nachfrage dessen Erklärung.“ Hallitzky spricht von Jubel über die Rallye-WM im Passauer Landratsamt und Rathaus, und der sei „in geradezu absurder Weise aus der Zeit gefallen“.

Nachhaltigkeit „verdammte Pflicht“ des Kreistags



Ein solches Rennen widerspreche der Nachhaltigkeitsstrategie des Landkreises und dessen Vorbildfunktion. Steigende Energiepreise und Energieknappheit träfen viele Menschen und Betriebe hart, teilweise existenziell, mahnt Hallitzky an. Deshalb sei es „die verdammte Pflicht des Landrates und des Kreistags“, für eine Einsparung fossiler Energieträger statt für eine symbolträchtige Verschwendung wie bei einer Rallye zu werben - auch wenn dabei Hybridfahrzeuge im Einsatz seien. Außerdem bedeute das Rennen meist Schäden an Bäumen entlang der Strecke und für die Bürger Lärm und Straßensperrungen.

Landrat Kneidinger (CSU) teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: dass schon die ADAC-Drei-Städte-Rallye seit 1963 gezeigt habe, wie der Sport Grenzen überwinden könne. Mit diesem völkerverbindenden Drei-Länder-Ansatz könne dies in der Region „sogar im Rahmen eines Rallye-Weltmeisterschaftslaufes“ gezeigt werden.

Landrat lobt „nachhaltigen Ansatz“ des Rallye-Konepts



Rallyesport habe im Landkreis Passau eine lange Tradition, so der Landrat. „Durch den nachhaltigen Ansatz dieses Konzepts sind wir der Meinung, dass dieser nach wie vor seine Berechtigung hat.“ Motorsport sei auch Ideengeber und Antrieb für Innovationen. Im Motorsport kämen neue Antriebsformen zum Einsatz und würden Erfahrungen gesammelt, was die Praxistauglichkeit neuer Techniken angehe.

Die Durchführung des WM-Laufes - neben dem Landkreis Passau wäre auch der Landkreis Freyung-Grafenau involviert - soll in einer der nächsten Kreistagssitzungen auf die Tagesordnung kommen, fordert Grünen-Politiker Hallitzky. Einem Sprecher des Landratsamtes zufolge ist das auch vorgesehen.

Rallye-WM-Lauf in Niederbayern: Grüne hoffen auf Umdenken



Hallitzky setzt auf ein Umdenken der Kreisräte, damit der Lauf möglicherweise noch abgesagt werden könnte. Selbst jene, die sich in früheren Zeiten begeistert die Rallye Dakar angeschaut hätten, „müssen doch längst begriffen haben: Wir leben heute in einer anderen Zeit!“. Aber es gebe eben immer noch „eine große Liebe vieler Männer zu heulenden Motoren“.

− dpa