Fürstenzell
Lob für die „Helden der Gesellschaft“

23.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:36 Uhr
Bernhard Brunner

Ehrungen bei der Fürstenzeller Tafel gab es für Helga Ehrenthaler (r.) und Georg Schmidt (vorne Mitte). Gratulanten waren der erste Vorsitzende Gerhard Allmesberger (l.), dessen Stellvertreterin Irmi Schellerer und Fürstenzells Bürgermeister Manfred Hammer. −Foto: Brunner

Als „die Helden der Gesellschaft“ und Vorbilder hat Bürgermeister Manfred Hammer die ehrenamtlichen Kräfte der Fürstenzeller Tafel gewürdigt. Bei der Jahreshauptversammlung der Institution bewertete er sie angesichts von Ukraine-Krieg, Flüchtlingsbewegungen und Inflation mit der Folge, dass viele Leute jeden Cent noch öfter umdrehen müssten, als wichtiger denn je. „Ich stehe zur Tafel“, bekundete Hammer und sagte auch für die Zukunft seine Unterstützung zu.

Das Marktoberhaupt schwärmte bei der Zusammenkunft im Gasthaus Alte Schule in Rehschaln von der „wunderbaren Tafel mit Leuten, die wirklich Menschen in Not helfen“. In Erinnerung rief er die Versorgungssicherung während der Lockdowns. Für die Verantwortlichen sei dies eine Selbstverständlichkeit gewesen. Froh zeigte sich der Bürgermeister, im Verlauf der Pandemie mit dem ehemaligen Gemeindebauhof einen Standort für die Tafel gefunden zu haben, der längerfristig sei. Er habe selbst einmal mitgeholfen, somit wisse er, „was da Arbeit dranhängt“.

„Eure Arbeit ist unbezahlbar“



Der Dank des Bürgermeisters galt neben den Mitarbeitern im Tafel-Team besonders auch den Spendern und Unterstützern mit Geld und Lebensmitteln. Er ließ den Blick über die Reihen streifen und hob hervor: „Ihr seid so wertvoll.“ Diese Aktiv-Posten seien ein wichtiger Bestandteil für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Schon jetzt sicherte Hammer der Vorstandschaft seine Unterstützung bei der Finanzierung eines geplanten gemeinsamen Ausflugs zu. „Meldet Euch“, ermutigte er die Verantwortlichen.

Als „ganz, ganz wichtig“ stufte auch die Vorsitzende des Frauenbundes Fürstenzell, Bianca Grömmer, die Tafel ein. Diese Arbeit könne man gar nicht hoch genug loben, merkte die Vertreterin des Trägervereins der Institution an.

Es sei traurig, dass man in Deutschland überhaupt eine solche Einrichtung brauche, sagte die Frauenbund-Sprecherin und verband damit die Hoffnung, dass die Arbeit für die Tafel irgendwann einmal überflüssig werde. Ehrenamt sei keine Arbeit, die bezahlt werde, sondern eine Leistung, die unbezahlbar sei, unterstrich Bianca Grömmer.

Corona: Tafel musste umziehen



Eingangs hatte der Vorsitzende der Fürstenzeller Tafel, Gerhard Allmesberger, seit Januar 2019 im Amt, auf die bisherige Geschichte der Institution zurückgeblickt. Nach einem relativ ruhigen Verlauf des ersten Vereinsjahres unter seiner Führung sei es im März 2020 mit dem Ausbruch von Corona „knüppeldick gekommen“, weshalb man kurz vor der geplanten Jahreshauptversammlung die bisherige Unterkunft im Keller des Senioren- und Pflegeheims Abundus pandemiebedingt verlassen habe müssen. Fieberhaft ist nach Allmesbergers Worten mit tatkräftiger Unterstützung durch Bürgermeister Hammer nach einer neuen Bleibe gesucht worden. 14 Tage lang sei die Einrichtung damals geschlossen gewesen – „ein Novum in der über 20-jährigen Tafelgeschichte“, so der Vorsitzende. Als vorübergehend im Treppenhaus der alten Grundschule eine Ausgabemöglichkeit geschaffen worden war, fielen fast zwei Drittel der Mitarbeiter coronabedingt aus, wie Allmesberger hinzufügte. Als Ersatz hätten sich viele Freiwillige – unter anderem Studenten, Hausfrauen und Geschäftsleute – gemeldet, so dass ein Notbetrieb wieder aufgenommen werden konnte.

Nach sechswöchiger provisorischer Ausgabe in der alten Grundschule habe Manfred Hammer der Tafel die gegenwärtige Unterkunft im ehemaligen Bauhof zur Verfügung gestellt, berichtete der Vorsitzende. Dort erfolgt die Versorgung der Kunden seit 20. Mai 2020. Der Dank an den Bürgermeister bezog sich auch auf die Bereitstellung von Bauhof-Personal für den Umzug.

Ukraine-Krieg verschärft die Situation



Als „nächsten Schock“ beschrieb der Sprecher den Überfall Russlands auf die Ukraine – einhergehend mit einer neuen Flüchtlingswelle und einem Zuwachs an Hilfsbedürftigen auch für die Tafel, dem zugleich ein geringeres Angebot der durch die Supermärkte abgegebenen Waren gegenüber gestanden habe. Durch die genauere Kalkulation der Märkte und einen verbilligten Verkauf einiger Waren sei diese Schrumpfung zustande gekommen. Umso nachdrücklicher sprach Allmesberger den vielen Firmen, Privatpersonen und allen Mäzenen der Tafel seine Anerkennung aus, die mit ihren Spenden den Zukauf haltbarerer Lebensmittel ermöglicht hätten.

Ein weiteres Thema war der Ankauf des neuen Kühlfahrzeugs als Ersatz für das immer reparaturanfälliger gewordene Bestandsauto. Dank einiger Zuschüsse – zum Beispiel in Höhe von 15000 Euro aus der Lidl-Pfandspende – und wegen des Verkaufserlöses für das Altfahrzeug seien aus den Rücklagen der Tafel nur noch rund 18000 Euro dafür fällig gewesen. „Alles richtig gemacht“, konstatierte Allmesberger nach der rechtzeitigen Bestellung des Sprinters bei der Firma Mercedes Paul in Passau, zumal nur wenige Monate später eine Preiserhöhung von 20 Prozent angefallen wäre.

Weitere Helfer werden gesucht



Groß war die Freude bei der zweiten Vorsitzenden Irmi Schellerer, zur Jahreshauptversammlung auch das Team von der Ausgabestelle in Neukirchen am Inn und ebenso neue ehrenamtliche Kräfte begrüßen zu können. Trotz des Zuwachses rief sie zur aktiven Anwerbung von Helfern auf, beispielsweise von gerade in Rente gehenden Personen. Verabschiedet wurde Helga Ehrenthaler als „Urgestein“ der Fürstenzeller Tafel von Anfang an, die „für jeden eingesprungen“ sei. Eine Urkunde gab es auch für den jahrelang treuen und unfallfreien Fahrer Georg Schmidt.