Mit neuem Roman in Passau
Lisa Eckhart: Hardlinerin im Wohlfühlmodus

05.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:27 Uhr
Gabriele Blachnik

Diesmal im Ohrensessel und mit Baskenmütze: Lisa Eckhart beim Kabarettabend zu ihrem Buch „Boum“ in der Passauer Redoute. In den vollen Genuss ihres gewohnt extravagant-sexy Outfits kamen die Zuschauer diesmal nur bei ihrem Auf- und Abtritt. −Foto: Blachnik

Sie ist eine Kabarettistin, bei der man immer mit Knalleffekten rechnet. Zuletzt, schon fast drei Jahre her, schlugen ihr Antisemitismus-Vorwürfe entgegen. Darauf nimmt Lisa Eckhart kurz Bezug, als sie in ihrem Bühnensessel Platz genommen hat, aus dem heraus sie den folgenden Kabarettabend gestalten wird. Ob ihre Gäste im voll besetzten Redoutensaal sich durch Demonstranten und Polizeiabsperrungen kämpfen mussten, will sie wissen.

Nein, an diesem Abend herrscht eine eher entspannte Stimmung, sowohl bei der Bühnenkünstlerin als auch im Publikum mit hohem Anteil an deren Landsmännern und -frauen aus Österreich. Sie habe sich eine Auszeit gegönnt, sagt Eckhart, meint damit ihre Corona- und Mutterschafts-Pause, deutet sie aber so: Sie war mal kurz weg, ist den Jakobsweg „gefahren“, in einem gebrauchten Papamobil. Auf die Waffenlieferungen an die Ukraine kommt sie kurz zu sprechen, wundert sich über die Tier-Namen, die man Panzern gibt, als seien sie „die Frauen vom Lugner“, dem Wiener Opernball-Promi-Senior.

In wenigen Minuten legt Lisa Eckhart dabei satirisches Höchstniveau vor: hoch intelligent, genial assoziativ, satirisch provokant und von einer rhetorischen Brillanz, die im deutschsprachigen Kabarett Ihresgleichen sucht.

Dann geht es, wie angekündigt, um ihren neuen Roman „Boum“, der wie bereits „Omama“ Bezug auf ihre Biografie nimmt, sich freilich aber zu einer skurrilen Fantasy-Geschichte auswächst. Wie ihre Romanheldin Aloisia ging Lisa Eckhart mit 17 nach Paris, um Sprachen zu studieren. Aloisia indes verdingt sich nebenbei als Edelprostituierte, während in Paris der Serienmörder „Le Maestro Massacreur“ sein Unwesen treibt. Eckhart liest nur kurze Passagen aus ihrem Märchen-Horror-Krimi-Erotik-Roman. Noch amüsanter ist, wenn sie frei parliert. Da räumt sie etwa mit Klischees über die Franzosen auf. So sei das Rauchverbot in Frankreich viel strenger als hierzulande, was sie zu dem Neujahrsvorsatz brachte: ich fange wieder zu rauchen an. Schließlich möchte sie sich jederzeit einen Wendepunkt in ihrem Leben offen halten, den der berühmte Satz „Ich geh mal Zigaretten holen“ erlaubt.

Eckhart erzählt von ihrer schwierigen Einschreibung an der Sprachen-Universität, die zu ihrer Enttäuschung nicht mit der Sorbonne identisch ist, und davon, wie sie im Fach Germanistik in Paris zum Wunderkind wird. Köstlich geraten ihre Gedankenspiele über Goethes Faust. Welch traurige Figur gebe der als Deutscher ab und was für ein Prachtexemplar wäre er als Franzose geworden, attraktiv wie Alain Delon.

Überhaupt bedauert Lisa Eckhart, dass die charakterliche Nähe zwischen Österreichern und Franzosen durch Deutsch-Land getrennt wird und weist darauf hin, dass ihr kommendes Kabarettprogramm völkerverbindend sein wird. Darin werde sie Österreich mit – hoppla – Ostdeutschland verbünden, wo sie seit ein paar Jahren lebt. Wenn sie es am 3. Oktober in Passau spielen wird, werde die Donau in die Elbe münden.

Gabriele Blachnik


Der Roman „Boum“ ist im Zolny-Verlag erschienen, 368 Seiten, 25 Euro