Gefahr von Wassererosionen
Landkreis Passau ist Hochrisikogebiet für Schlammlawinen

AELF informiert Kreisverband des Bayerischen Gemeindetags über Gefahr von Wassererosionen und Maßnahmen dagegen

06.10.2023 | Stand 06.10.2023, 19:05 Uhr

Ein mögliche Lösung zum Schutz vor Erosionsschäden: Sedimentfangzäune, wie hier beim Pilotprojekt in Niedernkirchen im Landkreis Rottal-Inn. Sie sollen verhindern, dass Schlammlawinen, die bei Starkregen auf Ackerflächen entstehen können, über die Privatgrundstücke unterhalb rollen und dort große Schäden anrichten. − Fotos: Archiv/Erosionsatlas Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Auf der Karte im Erosionsatlas Bayern sind nahezu alle Kommunen im Landkreis Passau dunkelbraun. Das bedeutet: Dort beträgt der Bodenabtrag von Ackerflächen durch Wassererosion über zehn Tonnen pro Hektar und Jahr. Durchschnitt in Bayern sind 5,4 Tonnen. Der Landkreis ist somit eine „Hotspot-Region“, in der das Risiko für Bodenerosionen besonders hoch ist.

Umso wichtiger also: vorbeugende Schutzmaßnahmen in den einzelnen Gebieten. Das verdeutlichte Stefan Wipplinger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Passau bei der Kreisverbandsversammlung des Bayerischen Gemeindetags in Pocking.

„Es braucht eine gemeinsame Lösung“



„Seit den 60er Jahren haben sich allein die Starkregenereignisse verdoppelt und dadurch auch die Häufigkeit solcher Erosionen“, erklärte er. „Das birgt zunehmend Konfliktpotenzial zwischen Landwirten und Anwohnern.“ Denn: Besonders auf Ackerflächen mit Monokulturen könne das Wasser nicht versickern und eine Schlammlawine entstehen. Liegen unterhalb Grundstücke, richtet sie dort massive Schäden an, so Wipplinger. „Dann schimpfen alle aufeinander: Landwirte, Kommunen, Bürger. Stattdessen braucht es eine gemeinsame Lösung.“

Das AELF sei dazu auch im ständigen Austausch mit den verschiedenen Parteien. Die Erfahrung zeige dabei: „Es gibt nicht eine allgemeine Lösung und oft scheitert es an der Bürokratie“, sagte Wipplinger. „Für uns bedeutet das: Auch mal neue Ansätze suchen und kreativ werden.“ Musterbeispiel dafür ist ein Projekt des AELF Landau-Pfarrkirchen. Für dessen Vorstellung war eigens Wasserberaterin Ruth Brummer vom dortigen Amt zur Sitzung in die Pockinger Stadthalle gekommen.

Mitgebracht hatte sie einen Film, der die Pilotprojekt in Niedernkirchen und Holzhäuseln (Lkr. Rottal-Inn) zeigte. In beiden Fällen hatten heftige Niederschläge eine Schlammlawine ausgelöst, die vom Acker über die darunterliegenden Grundstücke rollte und dort große Schäden anrichtete – und das obwohl die Landwirte sämtliche üblichen Schutzmaßnahmen umgesetzt hatten. Die Idee des AELF Landau-Pfarrkirchen: sogenannte Sedimentfangzäune. „Sie sollen das Abfließen des Schlammes verhindern“, erklärte Brummer. „Diese Methode ist in Großbritannien und in den USA bereits weit verbreitet und gut wissenschaftlich erforscht.“ Besonders bei Ackerflächen in Hanglagen und in der Nähe von Wohngebieten mache es Sinn.

Zaun kostet knapp 1000 Euro – ein Zehntel des Schadens



„In Niederkirchen und Holzhäuseln haben wir die Zäune 2021 gemeinsam mit den Anwohnern und dem Landwirt installiert. Das war eine Sache auf drei Stunden“, erklärte Ruth Brummer. Die Kosten für eine solche Maßnahme liegen bei knapp 1000 Euro. Zum Vergleich: „Wenn eine solche Schlammlawine über die Grundstücke rollt, dann richtet sie über das Zehnfache an Schaden an“, erklärte die Wasserberaterin. „Mit so einem Zaun kann das verhindert werden und die Anwohner können ruhig schlafen.“ Langfristig sei dann das Ziel, den Zaun durch Hecken oder Baumreihen, die einen ähnlichen Effekt haben, zu ersetzen.

Der Kreisverbandsvorsitzende Stephan Dorn bedankte sich für die Ausführungen: „Das Thema wird uns sicher flächendeckend weiter beschäftigen.“ Schließlich ist nahezu jede Kommune im Landkreis Hochrisikogebiet.