IG Metall
Hunderte ZF-Mitarbeiter in Passau beteiligen sich an Warnstreik

In der vierten Runde der Tariverhandlungen fordert die IG Metall 8 Prozent mehr Lohn

08.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:27 Uhr

In dunkelorangen IG-Metall-Westen machten die ZF-Mitarbeiter vor dem Werk 1 ihrem Unmut über die Tarifverhandlungen Luft. −Foto: Munzinger

Sie fielen jedem auf, der am Dienstagvormittag über die B388 nach oder aus Passau raus fuhr. Hunderte Mitarbeiter in dunkelorangen und gelben Warnwesten hatten sich auf dem Betriebsgelände des Werks 1 der ZF versammelt. Sie beteiligten sich an einem Warnstreik.



Diesen hatte die IG Metall bayernweit ausgerufen, gefordert wird mehr Lohn. Da auf dem Betriebsgelände gestreikt wurde, musste die Presse draußen bleiben, ihr blieb nur der Blick über den Zaun. Doch die Rede von Bernhard Atzesberger, zweiter stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der ZF am Standort Passau, war trotz der Distanz und des Lärms von der nahen Straße gut zu hören.

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"Während die Großkonzerne jetzt Rekordsummen von zig Milliarden Euro ausschütten und die Boni-Zahlungen der DAX-Konzerne auf den Titelblättern der Zeitungen prangern, sollen wir, sollt ihr euch mit dem letzten Krümel vom Kuchen begnügen, wobei so mancher sich die Augen reibt und sich die steigenden Preise für Lebensmittel und Benzin, Strom oder Gas schlichtweg nicht mehr leisten kann und den Cent vier Mal umdrehen muss", sagte er zu den versammelten ZF-Mitarbeitern, ehe er rief: "Wer die Preise kennt, fordert acht Prozent!"

Pfeifkonzert und Buhrufe

Nach ersten Unmutsäußerungen in der vergangenen Woche, sei ein erstes Angebot gekommen: 3000 Euro, verteilt auf 30 Monate, "und bei Bedarf die Streichung von tariflichen Zahlungen wie z.B. das Weihnachtsgeld". Auf die Frage, was von diesem Angebot zu halten sei, reagierten die Streikenden mit einem Pfeifkonzert und Buhrufen.

Anschließend sprach Wolfgang Nirschl zur Versammlung. Der zweite Bevollmächtige der IG Metall Passau kündigte an, "dass wir massiv um diese acht Prozent kämpfen werden". IG Metall sei stark in der ZF: "Wenn wir zum Warnstreik aufrufen, seid ihr da. Nur, wenn wir gemeinsam stehen, können wir etwas erreichen."

Zweite große Warnstreikwelle bereits geplant

Im Gespräch mit der PNP sprachen beide von Hunderten Streikenden in beiden Passauer ZF-Werken. Wie es nun weitergehe, sei noch nicht abzusehen, meinte Nirschl: "Es gab bisher drei ergebnislose Verhandlungsrunden, die Arbeitgeber haben nur ein mickriges Angebot vorgelegt." Er kritisierte, dass die Mitarbeiter sich in der Corona-Zeit solidarisch gezeigt hätten, "der Fokus lag auf Arbeitssicherheit". Nun sei seit vier Jahren keine tabellenwirksame Erhöhung der Löhne mehr vorgenommen worden und es sei an der Zeit, dass sich die Konzerne in Zeiten der Inflation nun solidarisch mit den Arbeitnehmern zeigten.

Ob es zu einem Einlenken kommt, könne er nicht vorhersehen. Die zweite große Warnstreikwelle sei jedenfalls bereits geplant. Anschließend seien auch längere, sogar unbefristete Streiks denkbar.