Passau
Hilfsaktion für Erdbebenopfer

Muslimische Studierendenvertretung organisiert Sammelstelle für Hilfsgüter

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:32 Uhr
Anna Moreno Grupp

Zahlreiche Pakete nehmen die Mitglieder der muslimischen Studierendenvertretung in Empfang: (v.l.) Rüveyda Atasoy (21), Anna Gordyaeva (25) und Hamide Demir sortieren die Sachspenden für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien. −Foto: Moreno Grupp

Von Anna Moreno Grupp

Als im Radio zunächst über 1100 Tote durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien berichtet wurde, begannen die Studentinnen Hamide Demir und Rüveyda Atasoy Hilfspakete zu schnüren, zu beschriften und zu wiegen. „Als wir am Abend fertig waren, waren es 5308 Tote“, sagt Jurastudentin Hamide Demir betroffen.

Hamide und Rüveyda bilden den Vorstand der muslimischen Studierendenvertretung der Universität Passau. Mit ihren knapp 80 Mitgliedern leisten sie Aufklärarbeit, besprechen gesellschaftspolitische Themen und feiern gemeinsam muslimische Feiertage. Doch seit dem 6. Februar beschäftigt die Hochschulgruppe nun das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Sie wollen helfen. Persönlich betroffen sind die Studentinnen glücklicherweise nicht, „wir haben aber Freunde, die durch das Unglück Menschen verloren haben“, erzählt die 21-jährige Rüveyda Atasoy.

Um den Menschen vor Ort zu helfen, die ihre Wohnungen, ihre Familienangehörigen und Freunde verloren haben, nehmen die ehrenamtlichen Helfer Pakete mit Hygieneartikeln, Schlafsäcken, Babynahrung und Thermokleidung im Konferenzraum der Hochschulgruppe in Empfang. Die Jurastudentinnen weisen darauf hin, dass alle Sachspenden neu sein müssen. Denn die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD und die Hilfsorganisation Türkisch Roter Halbmond haben genaue Anforderungen für Hilfspakete, die die Unterstützung aus der Ferne nicht einfach machen. Akribisch beschriften die Studentinnen die Pakete, sortieren aus, was nicht hinein darf, wiegen ab und erstellen Listen. Nachdem die Listen mit allen Hilfsmitteln beim türkischen Konsulat beglaubigt werden, dürfen die Pakete in die Krisenregionen geflogen werden.

Unterstützung holten sich die Mitglieder der muslimischen Studierendenvertretung bei den Moscheegemeinden der Umgebung, die den Transport zum Flughafen organisieren. Doch auch ansässige Familienbetriebe, Restaurantbesitzer und Lebensmittelläden steuerten Verpackungsmaterial und Sachspenden bei. Hamide Demir erzählt, dass ihre Kollegen aus Landshut in den ersten 12 Stunden 23 Tonnen an Sachspenden erhalten haben. Auch aus Rottal-Inn kam gestern ein Transporter, der mehrere Pakete bei der Hilfsstelle in Passau abgeladen hat.

Die regionale Unterstützung ist erstaunlich, Hamide Demir und Rüveyda Atasoy waren jedoch nicht überrascht, dass die Menschen in Passau so zusammenhalten. „Leider sind wir alle durch den Krieg in der Ukraine darauf trainiert Hilfsaktionen zu starten und Pakete zu schnüren“, sagt die 20-jährige Humide Demir. Der Vorteil: In kürzester Zeit machten die Mitglieder der Hochschulgruppe auf die Hilfsaktion aufmerksam, verteilten Flyer in türkischen und afghanischen Lebensmittelläden und Restaurants und schlossen sich mit den Moscheegemeinden aus Deggendorf, Schärding, Landshut und Straubing zusammen. Am Dienstag und Mittwoch arbeiteten Humide und Rüveyda mit den ehrenamtlichen Helfern den ganzen Tag. „Das ist das mindeste was wir tun können“, betont Humide Demir.