Vilshofen/Passau
Hilfe für die Türkei und Syrien: Flohmarkt Schweiklberg packt 30 Tüten voll Winterkleidung

09.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:26 Uhr

30 Säcke voller gut erhaltener Winterkleidung machen sich vom Schweiklberg aus auf den Weg nach Nordsyrien. Anna Bartel vom Team Missionsflohmarkt füllt einen letzten Sack. −Foto: Rücker

Die Menschen im türkisch-syrischen Grenzgebiet brauchen mehr als dringend Hilfe nach dem schweren Erdbeben in der Nacht von Sonntag auf Montag. Mittlerweile ist die Zahl der Todesopfer auf 17000 gestiegen, 63000 Menschen wurden Medienberichten zufolge verletzt.

Weltweit wird zu Spenden aufgerufen für die Türkei und Syrien – auch in der Region. Die Hilfsbereitschaft ist groß. In sozialen Medien wird gefragt, wohin Spenden gebracht werden können.

Eine Initiative hat Familie Safi ins Rollen gebracht. Die Familie ist 2015 aus Syrien geflohen. Die Familie hat zunächst in Aidenbach gelebt, dann in Vilshofen. Jetzt sind die Safis in Passau, wo sie ein syrische Restaurant betreiben.

Mohamad Safi (26) hat am Donnerstagmorgen in Schulen nachgefragt, ob man zu Spenden aufrufen könne, auch im Gymnasium Vilshofen. „Das war sehr sehr kurzfristig. Aber ich wollte unbedingt etwas tun und helfen“, erklärt der 26-Jährige. Die Bilder aus seiner alten Heimat zu sehen, schmerze. „Die Situation dort ist schrecklich. Hilfsorganisationen erreichen bisher nur die Türkei. In Nordsyrien kommt keine Hilfe an, weil die Grenzen geschlossen sind.“

Schulleiter Stefan Winter war erst überfragt: „Ich wusste nicht, wie ich das jetzt angehen sollte.“ Doch dann schickte er gleich einen Elternbrief herum mit dem Aufruf, Winterkleidung zu spenden. „Eine Mutter hat daraufhin beim Flohmarkt Schweiklberg nachgefragt“, erzählt Winter. Nachmittags erfährt er dann vom Vilshofener Anzeiger, dass dort schon 30 Säcke voller gut erhaltener Winterkleidung gepackt sind. Wann genau Mohamad Safi die Tüten abholt, steht noch nicht fest. „Am Freitag oder Samstag“, sagt er.

Von Passau aus bringt er die Waren nach Neuburg am Inn, wo es eine große Sammelstelle für einen Hilfstransport nach Nordsyrien gibt. Wer spenden möchte, kann bis Samstag, 14.30 Uhr, Winterkleidung, Verbandskästen, Zelte sowie Schlafsäcke in Passau im Restaurant Safi, Steinweg 6, vorbeibringen.

Die Studentinnen Hamide Demir und Rüveyda Atasoy begannen gleich am ersten Tag nach dem Erdbeben, Hilfspakete zu schnüren, zu beschriften und zu wiegen. Hamide und Rüveyda bilden den Vorstand der muslimischen Studierendenvertretung der Universität Passau. Persönlich betroffen vom Unglück sind die Studentinnen nicht, „wir haben aber Freunde, die durch das Unglück Menschen verloren haben“, erzählt Rüveyda Atasoy.

Um den Menschen vor Ort zu helfen, nehmen sie mit weiteren Ehrenamtlichen Pakete mit Hygieneartikeln, Schlafsäcken, Babynahrung und Thermokleidung im Konferenzraum der Hochschulgruppe in Empfang. Die Jurastudentinnen weisen darauf hin, dass alle Sachspenden neu sein müssen. Denn die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD und die Hilfsorganisation Türkisch Roter Halbmond haben genaue Anforderungen für die Hilfspakete.

Akribisch beschriften die Studentinnen die Pakete, sortieren aus, was nicht hinein darf und erstellen Listen. Nachdem die Listen mit allen Hilfsmitteln beim türkischen Konsulat beglaubigt werden, dürfen die Pakete in die Krisenregionen geflogen werden.

Unterstützung holten sie sich bei den Moschee-Gemeinden der Umgebung, die den Transport zum Flughafen organisieren. Doch auch ansässige Familienbetriebe, Restaurantbesitzer und Lebensmittelläden steuerten Verpackungsmaterial und Sachspenden bei. Hamide Demir erzählt, dass ihre Kollegen aus Landshut in den ersten zwölf Stunden 23 Tonnen an Sachspenden erhalten haben. Auch aus dem Landkreis Rottal-Inn kam ein Transporter, der mehrere Pakete bei der Hilfsstelle in Passau abgeladen hat.

Faruk Secgin, der den Dönerladen „Mister Döner“ in Künzing betreibt, hat um Winterkleidung, Mäntel, Regenjacken, Stiefel usw. gebeten, die in seinem Laden abgegeben werden konnten. Anschließend brachte er die Spenden zur DITIB Moschee nach Deggendorf, von wo sie gerade auf den Weg ins Erdbebengebiet sind.