Mehr Geld und Inflationsausgleich
Heyco-Beschäftigte zeigen sich vor nächster Verhandlung kampfbereit

17.01.2024 | Stand 17.01.2024, 17:42 Uhr

Für zwei Stunden stand der Betrieb still: Viele Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Auszubildende der Firma Heyco beteiligten sich am Mittwochnachmittag trotz Dauerregens am Warnstreik. − Foto: Eiglmeier

Mit einem Warnstreik haben die Beschäftigten der Tittlinger Firma Heyco ihre Kampfbereitschaft in den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag gezeigt.

Am Mittwochnachmittag versammelten sich rund 500 Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Auszubildende vor dem Werksgelände des Metall- und Kunststoffverarbeiters, um ihren Forderungen nach mehr Geld Nachdruck zu verleihen.



Mehrere Firmen beteiligt



8,5 Prozent mehr Lohn, dazu eine Inflationsausgleichszahlung und die Ausbildungsvergütung soll überproportional steigen, fordern die Beschäftigten zusammen mit der IG Metall. Robert Scherer von der Passauer IG Metall konnte bei dem Warnstreik auch Beschäftigte von Electrovac, der Firma Bauer aus Obernzell, Völkl aus Straubing, Bayerwald Fenster und Haustüren sowie Knaus-Tabbert begrüßen. „Wir sind durch harte Zeiten gegangen mit dem Wechsel vom Metall- und Elektro- zum Holz- und Kunststofftarif“, sagte Scherer.

Kein Angebot trotz guter Auftragslage



Die „Auftragsbücher sind voll, wir sind in einer gute Lage, machen Überstunden über Überstunden“, meinte er. Da könne es nicht sein, dass Arbeitgeber kein Angebot machen, gerade wo es in anderen Branchen schon Erhöhungen gegeben habe. Nach den letzten Verhandlungen im Herbst 2021 „war ich zufrieden“, erinnerte sich Robert Scherer. Doch kurz nach Beginn der Laufzeit von 24 Monaten fing der Ukrainekrieg an und damit stieg auch die Inflation stark an. Um flexibel zu bleiben, fordere man daher nur zwölf Monate Laufzeit für den neuen Tarifvertrag.

Ohne Azubis geht es nicht



Marina Bieder, Vorsitzende der Jugend- und Ausbildungsvertretung in der Firma Heyco, sagte bei der Kundgebung: „Azubis liegen mir besonders am Herzen. Sie helfen überall aus, denen ist nichts zu blöd, ohne sie könnten wir gar nicht.“ Um ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen und um bei der Gewinnung junger Menschen konkurrenzfähig zu bleiben, müsse deren Vergütung steigen.

Bisher haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zweimal zu Verhandlungen getroffen – ohne Ergebnis. „Das ist beschämend“, findet Betriebsratsvorsitzender Ludwig Lankl. „Da jammern sie immer, dass sie keine Leute kriegen und dann hält man sie so hin. Das ist nicht fair gegenüber den Mitarbeitern.“

Ausreden der Arbeitgeber zählen nicht



Michael Pfeiffer, Verhandlungsführer der IG Metall, kündigte an, dass die Tarifverhandlungen transparent geführt werden. „Wir werden keine Hinterhofaktionen machen, das verspreche ich euch“, sagte er vor den wehenden Fahnen ins Mikrofon. Die Ausrede vieler Arbeitgeber, die Zeiten seien nicht rosig, lasse er nicht gelten. „Ich habe noch nie erlebt, dass ein Tarifvertrag einen Arbeitgeber in die Insolvenz geführt hat.“ Schließlich habe in guten Zeiten „auch keiner einen Cent mehr bekommen als im Tarifvertrag steht.“ Zudem gehe es der Wirtschaft nur gut, wenn die Menschen auch Geld zum Ausgeben haben. „Wenn ich Geld habe, kann ich mir Möbel kaufen. Wenn ich kein Geld habe, überlege ich, wann oder ob ich mir Möbel kaufe.“

Bereit für weitere Warnstreiks



Verhandlungsführer Michael Pfeiffer freute sich, dass sich auch Beschäftigte anderer Firmen an dem Warnstreik beteiligen. „Ich bin mir sicher, Solidarität ist nicht nur eine Floskel, Solidarität leben wir.“ Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 24. Januar geplant. Sollten die Arbeitgeber wieder kein Angebot machen oder zu wenig bieten „stehen wir übernächste Woche wieder da“, kündigte Pfeiffer an.