Passau
Domkuppel: Kletterwand und Altstadt-Laterne

Neue LED-Beleuchtung im Innenraum lässt die Kathedrale heller denn je erstrahlen – Halbzeit bei der Renovierung

02.12.2022 | Stand 02.12.2022, 5:00 Uhr

Die Barockfassade über dem Altarraum des Doms als Kletterwand: Ein Spezialist machte sich mit Hilfe eines Seils auf den Weg nach oben, um die neuen LED-Lampen in die richtige Position zu bringen. −Foto: privat

Von Elke Fischer

Schwarze und orangefarbene Seile baumeln von den Wänden im Altarraum der alterwürdigen Kathedrale. Ist der Passauer Dom zum neuen Kletterparadies geworden? Natürlich nur für einen ganz besonderen Zweck. Die Lampen der neuen Innen-LED-Beleuchtung müssen perfekt ausgerichtet werden. Und da das Gerüst in diesem Teil des Gotteshauses bereits abgebaut ist, bleibt es Kraxlern vorbehalten, in 20 bzw. 30 Metern Höhe für den richtigen Lichteffekt zu sorgen. „Dafür haben wir spezielle Fassadenkletterer ins Haus geholt“, klärt Dompropst Dr. Michael Bär auf. Wobei wir beim nächsten Novum wären... Durch die neue LED-Beleuchtung, die im vorderen renovierten Teil schon aktiv ist, strahlen Domkuppel und Presbyterium bei abendlichen Gottesdiensten nun in einem besonders hellen Schein. Deshalb sieht man sie jetzt weit und breit leuchten. „Wenn man so will, thront die Domkuppel wie eine Laterne über der Altstadt“, gerät Dr. Bär ins Schwärmen. Von einem Tablet in der Sakristei kann Dommesner Alexander Köllnberger die neue Technik steuern. Auch er freut sich über die neue Innenbeleuchtung, die in diesem frisch restaurierten Abschnitt des Doms bereits in Betrieb ist.

Apropos Restaurierung. „Es ist Halbzeit. Wir sind in der Mitte der Domsanierung angelangt“, bilanziert Hausherr Dr. Bär. Die Wanderbaustelle ist damit im Kirchenschiff etwas in Richtung Empore gerückt. Eingerüstet sind derzeit die Joche 4 und 5, die Einengung des Altarraums ist an diesem Weihnachten also Geschichte. Somit dürfen sich die Gläubigen bei der Christmette nicht nur auf mehr effektvolles Licht freuen, sondern auch darauf, dass der Baum – wie vor der Baustelle gewohnt – wieder vorne am linken Vierungspfeiler steht. „Der Baum heuer ist eine Spende aus der Innstadt. Er ist weit über neun Meter hoch“, erzählt Dommesner Alexander Köllnberger. Um den 13./14. Dezember wird er aufgestellt. Was die Feiertagsmessen angeht, gibt es heuer keine Zugangs- und Coronabeschränkungen mehr. „Es wird empfohlen, Maske zu tragen, aber es ist kein Muss mehr“, sagt Dr. Bär. Natürlich sei die Freude groß, dass wieder alle in Präsenz am Gottesdienst teilnehmen können. „Da kommt halt doch eine ganz andere Herzenswärme zum Tragen, als wenn man daheim vor dem Fernseher die Mette verfolgt“, findet der Geistliche.

Für 700 Besucher ist der Stephansdom derzeit bestuhlt. Wer einen freien Blick auf den Altar haben will, sollte in der Christmette (Beginn 22 Uhr) frühzeitig da sein, rät Dr. Bär. „Denn wegen der Baustelle besteht von einigen Plätzen Sichtbehinderung.“ Nichtsdestotrotz sorge in diesem Bereich ein Fernseher für Live-Übertragung vom Geschehen am Altar.

Wie geht es nun weiter mit der Wanderbaustelle? Der Zeitplan sieht vor, dass zum Osterfest am 9. April die Joche 4 und 5 vollständig aus- und die Joche 2 und 3 eingerüstet sind. „Das ist ein Riesenschritt“, sagt Dr. Bär, weil dann ein großer Teil des Domes fertig restauriert ist. 2024 kommen Joch 1 und die Empore zusammen mit der Orgelsanierung an die Reihe. Hauptorgel, Epistel- und Evangelienorgel müssen dazu abgebaut werden.

Bereits jetzt werden zwei neue Orgeln gebaut, die auf den Balkonen im vorderen Teil unter den gotischen Spitzbögen ihren Platz finden werden. Der Grund: „Wir wollen den Klang der Orgel stärken und ganz nach vorne bringen“, erklärt der Dompropst. Mit Fern- und Chororgel erklingen im Dom künftig sieben Orgeln.

Damit wird die Passauer Orgel, die größte Europas, die fünftgrößte der Welt, einige Pfeifen mehr bekommen. So viele mehr zu den 17974 Pfeifen, um im Ranking einen Platz nach vorne zu rücken, werden sich wohl nicht hinzugesellen. „Das ist auch nicht unsere Absicht. Wir setzen nicht auf Masse, sondern auf Klasse“, betont Dr. Bär.