Programm vom 15. bis 17. September
Deutsche Waldtage in Passau: Bausteine für den „Wald der Zukunft“

04.09.2023 | Stand 25.10.2023, 12:26 Uhr

Auf die Waldtage mit vielen Teilnehmern freuen sich die Veranstalter (v.l.) Stefan Huber (Bereichsleiter Forsten/AELF Passau), Gudula Lermer (Leiterin des Forstbetriebs Neureichenau/Bayerische Staatsforsten und Vorsitzende des Bayerischen Forstvereins) und Helmut Ramesberger (Leiter des AELF Passau). −Fotos: AELF

„Bunt und gemischt“ – so erklärt Stefan Huber, Bereichsleiter Forsten am AELF Passau, scherzhaft, wie für ihn der „Wald der Zukunft“ im Passauer Land aussehen soll. Was simpel klingt, ist harte Arbeit.

Bei den bundesweiten fünften Deutschen Waldtagen engagiert sich auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau (AELF) zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten, dem Bayerischen Forstverein und C.A.R.M.E.N. e.V. Gemeinsam wollen sie vom 15. bis 17. September in Vorträgen und Exkursionen für das Ökosystem Wald sensibilisieren und über die Bedeutung der Wälder für das Wohlergehen der Menschen sowie über den „Wald der Zukunft“ informieren.

Klimawandel auch in der Region spürbar



Der AELF-Bereichsleiter weiß, wie es um die Wälder im Passauer Land steht: „Durch den Klimawandel haben wir eine ganz andere Ausgangslage als noch vor 100 Jahren.“ Die Folgen der globalen Erwärmung seien auch in den Passauer Wäldern spürbar – wenn auch noch nicht so dramatisch. „Wir haben Glück, wir haben regelmäßig Regen. Dennoch gibt es auch bei uns Stellen, an denen Bäume absterben“, berichtet Huber. Sturm Kolle vor sechs Jahren habe den hiesigen Wäldern zugesetzt, die Auswirkungen seien heute noch sichtbar. „Wir müssen uns darauf einstellen, in Zukunft vereinzelt braune, tote Bäume bei Waldspaziergängen zu sehen“, meint der AELF-Bereichsleiter.

Auch Schädlinge seien ein Grund für das Baumsterben. Besonders tückisch: exotische Pilze und Insekten, die durch Importe in die Region gelangen. Trotz Kontrollen sei es schwierig, die „schlecht sichtbaren Pilze“ früh zu erkennen. Insekten wie der asiatische Laubholzbockkäfer erkenne man leichter, deren Ausrottung ist jedoch mit einem unglaublichen Aufwand verbunden.

Ähnlich wie beim menschlichen Immunsystem verhalte es sich auch beim Ökosystem Baum: „Bäume können Pilze oder Insekten normalerweise im Zaum halten, solange sie nicht gestresst sind.“ Sei das System jedoch durch Wassermangel oder Ähnliches bereits angeschlagen, seien sie weniger resistent.

„Der Wald denkt in anderen Zeiträumen“



Für das Überleben der Bäume ist deren Standort ebenso wichtig. Stefan Huber nennt ein Beispiel: „Steht ein Baum auf wenig Auflage, kann der Boden weniger Wasser aufnehmen und speichern.“ Das führe besonders bei Bäumen im Landkreis zu Stress, die sich an schattige Gegebenheiten angepasst hätten und nun mit mehr Sonne kämpfen müssten.

Doch was ist laut Experten nun zu tun? Um den Wald auch in Zukunft mit all seinen Vorteilen nutzen zu können, sei ein Portfolio aus vielen Baumarten wichtig, so Huber. Eine Vielfalt an Bäumen steigere die Chance, dass sich mehrere Arten in der Region etablieren. Doch sei dies schwierig zu beobachten, denn „der Wald denkt in Zeiträumen, die wir nicht überblicken können“, klärt der Fachmann auf. Schnell wachsende Arten wie Ahorn, Roteiche oder Douglasie seien nach sechs bis sieben Jahren „aus dem gröbsten heraus“. Buche, Tanne oder Eibe hätten einen anderen Biorhythmus und bräuchten dafür etwas länger, erklärt Stefan Huber.

Selbst im Passauer Land seien die äußeren Gegebenheiten unterschiedlich: „Im südlichen Landkreis ist es wärmer. Es regnet dort auch nicht so viel. Im Norden haben wir mehr Niederschlag, da ist eben der Bayerische Wald, das kann man nicht miteinander vergleichen“, sagt Stefan Huber.

Baumsterben im Passauer Land nicht flächendeckend



Neben allen negativen Einwirkungen auf die Passauer Wälder gibt der Experte Entwarnung: „Vereinzelt sterben Fichten, aber auch Eschen, Buchen und Eichen ab. Aber das ist nicht flächendeckend.“ Am liebsten wäre es Huber, wenn sich der Wald natürlich regeneriert, unterstützend wirken dabei die Aufforstungsmaßnahmen des AELF. Auch die Jagd helfe den Bäumen, sich in gewissen Phasen zu entwickeln.

An den Deutschen Waldtagen hofft Stefan Huber auf einen regen Austausch mit allen Veranstaltern, Förstern, Jägern und Waldinteressierten. „Wir beteiligen uns an diesem bundesweiten Projekt, weil wir der Gesellschaft zeigen wollen, was sich in unseren Wäldern tut“, sagt Huber. Er freue sich, dass Menschen sich für das Ökosystem Wald interessieren – das soll in Zukunft so bleiben.

PROGRAMM



Freitag, 15. September
Die Waldtage starten am Freitag, 15. September, um 14 Uhr im Zukunftswald „Steinkart“. Dort wird den Teilnehmer demonstriert, wie der Wald auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet wird und welche Rolle der Mensch dabei spielt. Es wird auf unterschiedliche Baumarten eingegangen und gezeigt, wie der Wald der Zukunft aussieht.

Danach folgt ein Besuch beim Holzhausbauer Gotthard Sonnleitner. Dabei soll es um die Entstehung von Holzhäusern – von der Dämmung bis zum Dachstuhl – gehen. Die Veranstalter wollen über modernes, klimagerechtes Bauen mit natürlichen Materialien und „das Wohnen der Zukunft“ informieren.

Beide Exkursionsorte sind fünf Minuten voneinander entfernt. Treffpunkt im Wald: Wanderparkplatz im Steinkart (zwischen Bad Griesbach und St. Salvator) an der Staatsstraße 2116 bei der Abzweigung Bergham. Es wird um Anmeldung über das Onlineportal gebeten.

Samstag, 16. September
Am Samstag, 16. September, um 10 Uhr findet eine geführte Wanderung durch ein Naturwaldreservat im Neuburger Wald statt. Treffpunkt: Inglinger Parkplatz (Linienweg Parking/Innstraße 145, Passau) beim Bootshaus der Universität Passau. Es ist keine Anmeldung notwendig.

Sonntag, 17. September
Die Vortragsreihe und Exkursion zum Thema „Gesunder Wald – Gesunde Menschen“ am Sonntag, 17. September, beginnt um 9.30 Uhr im Schloss Neuburg (Landkreissaal, Am Burgberg 5) in Neuburg am Inn. Der dritte Waldtag beginnt mit einem Vortrag von Prof. i.R. Hans Förstl mit dem Titel „Wald, Wandern, warum? Von Kant zur Prävention“: Der Vortrag regt zum Nachdenken an, wie wir unsere Beziehung zur Natur gestalten und wie Wanderungen im Wald eine spirituelle und moralische Reflexion sein können.

Danach folgt ein Vortrag von Prof. i.R. Manfred Schölch mit dem Titel „Menschenwald – Waldmenschen: Wie gehen wir mit Wald um?“ Er erörtert die Wechselwirkungen zwischen der Natur und der menschlichen Gesellschaft. Wie verbinden wir Nachhaltigkeit, Naturschutz und wirtschaftliche Interessen zu gesellschaftlich tragfähigen Lösungen für den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Wäldern? Es wird um Anmeldung über das Onlineportal gebeten.

Nach den Vorträgen besteht die Möglichkeit, gemeinsam im Gasthof Kreuzhuber in Dommelstadl Mittag zu essen. Im Anschluss findet eine gemeinsame Wanderung durch den Neuburger Wald statt.

Info und Anmeldung
Informationen zum Programm und Anmeldungen sind möglich unter www.aelf-pa.bayern.de. Ansprechpartner ist Stefan Huber, Bereichsleiter Forsten am AELF Passau, ✆0851/9593-5014 oder E-Mail an epost-pa-forst@aelf-pa.bayern.de.