Motorsportspektakel im Dreiländereck
125.000 Fans, Riesen-Begeisterung: Rallye-WM dahoam vom Erfolg überrollt

30.10.2023 | Stand 30.10.2023, 11:21 Uhr

Rallye-Action vor vielen Fans: Kalle Rovanperä in Breitenberg.

Das UFO hat wieder abgehoben. Fünf Tage lang hatte die Central European Rally die Region im Griff. Knallbunte Boliden donnerten über die Straßen, der Passauer Messeplatz hatte sich in eine gigantische Motorsport-Stadt verwandelt, an den Strecken machten Fans aus aller Herren Länder mit Flaggen und guter Laune auf sich aufmerksam. Am Sonntag ist es zu Ende gegangen, das größte Motorsportspektakel, das die Region je gesehen hat. Und geht es nach den Zahlen und der Stimmung, steht nach dieser Premiere auch die Region weltmeisterlich da.



Mit 125000 Zuschauer über die Wettbewerbstage wurden die Erwartungen der Veranstalter bei Weitem übertroffen, mit Kalle Rovanperä (23) wurde auf dem Passauer Rathausplatz der neue Weltmeister gekürt, über 2000 Helfer, viele davon aus Vereinen der Region, sorgten als Streckenverantwortliche, in der Leitzentrale oder als Parkeinweiser für funktionierende Abläufe. Kein Wunder, dass sich beim Finale WM-Promoter Jona Siebel von der WRC überaus angetan zeigte von den tollen Motorsporttagen in Tschechien, Oberösterreich und Niederbayern. Der Managing Director schwärmte vom Mut und vom Engagement, mit dem die Beteiligten der Rallye zum Erfolg verholfen hätten. „Happy, happy, happy“, sei er, sagte Siebel am Mikro am Passauer Rathausplatz.

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Dort berichteten die Rallyepiloten einer nach dem anderen von den herausfordernden Bedingungen auf den anspruchsvollen Strecken im Dreiländereck. „Wie auf der Rallye Monte Carlo“ wähnte sich der Holländer Gregoire Munster. „Die Strecken waren ja neu, und dann war es häufig auch noch nass und rutschig, das war schon anspruchsvoll", stellte der nun zweimalige Weltmeister Rovanperä fest. Dem Finnen genügte mit seinem Toyota GR Yaris Rally1 Hybrid der zweite Platz hinter Gesamtsieger Thierry Neuville (Belgien, Hyundai i20 N Rally1 Hybrid) um sich einen Lauf vor dem Saisonende die entscheidenden Punkte für den Titelgewinn zu sichern. Als Drittplatzierter kletterte der Este Ott Tänak (Ford Puma Rally1 Hybrid) aufs Siegerpodium am dicht bevölkerten Passauer Rathausplatz. Die vorentscheidende Szene der Central European Rally hatte sich am Samstagvormittag abgespielt, als Elfyn Evans’ Fahrt im Toyota an einer Scheunenwand endete. Trotz beherzter Unterstützung finnischer Fans war er raus aus der Wertung. Zwar konnte der Waliser am letzten Rallyetag noch einmal antreten, er erntete auf der finalen Powerstage mit der Bestzeit fünf wertvolle Zusatzpunkte. Das reichte aber nicht, um den als Gesamtzweiten ins Ziel gekommenen Teamkollegen Rovanperä noch abzufangen. In zwei Wochen duellieren sich Evans und Tänak im Kampf um die Vizeweltmeisterschaft.

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Die Macher hier denken schon über das Saisonfinale in Japan hinaus. „Das Ziel ist, die Rallye noch ein bisschen schöner und besser zu machen“, kündigte ADAC-Sportpräsident Gerd Ennser an. Aus 70 Startern sollen im kommenden Jahr 90 werden. 2024 wird der Start erneut in Prag, das Ziel in Passau sein. Eine Wertungsprüfung über die drei beteiligten Länder hinweg ist angedacht. „Wir haben gezeigt, dass es geht, wie es geht, und dass es auch hier in der Region geht“, fasste Ennser nicht ohne erkennbaren Stolz zusammen. An so manchem irdischen Problem mit Klagen über Stau und Lärm werden sie arbeiten, bis das UFO wieder landet im November nächsten Jahres. „Wir haben 60 Prozent mehr Tickets verkauft als erwartet. Das hat uns ein bisschen überrollt“, gestand Ennser ein.